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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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dir den sofort vom Hals! Wenn ein Söldner ihn sieht, wirst du ganz sicher ausgepeitscht!«
    Dar zerriss die Kordel, die den Dolch an ihre Taille band, und schaute sich nach einem Platz um, an dem sie die Waffe verstecken konnte. »Schirme mich ab, ich vergrab ihn«, sagte Dar. Obwohl sie davon ausging, dass Neena das Risiko nicht eingehen würde, stellte diese sich vor sie, als Dar die Klinge dazu verwandte, ein nicht zu tiefes Loch zu graben.
    Nachdem Dar den Dolch verscharrt hatte, atmete Neena erleichtert aus. »Das war knapp«, meinte sie. »Eine Auspeitschung ist schon schlimm genug, aber wenn Kol erfährt, dass du hier bist, fällt sie noch schlimmer aus. Er hasst dich, Dar! Und diesmal ist kein Ork hier, der dich retten kann.«
    Dar dachte nicht daran, Neena von Zna-yat und den anderen zu erzählen. Das bleibt mein Geheimnis. »Wie kann ich ihm aus dem Weg gehen?«
    »Er kommt nicht oft hierher«, sagte Neena. »Im Lager ist das Leben anders als auf dem Marsch. Hier herrscht strenge Disziplin, und die Söldner tun einem nichts, solange man beschäftigt wirkt.«
    Dar und Neena schlossen sich einer aus Frauen bestehenden Prozession an, die zu einem riesigen Stapel Feuerholz ging. Den ganzen Morgen über schleppten sie Scheite von einer Seite des Lagers zur anderen. Bei jeder Gelegenheit unterhielten sie sich.
    Neena hatte im vorherigen Jahr in Taiben überwintert, und sie erzählte Dar, was sie zu erwarten hatte. Die Söldner beaufsichtigten die Frauen tagsüber, mischten sich jedoch ansonsten
nicht unter sie. »Der Vertreter der Königin kann runde Bäuche nicht ausstehen«, sagte Neena, »deswegen lässt er uns nachts einschließen. Bocken führt zum Auspeitschen.« Zwar glaubte Neena, Dar könne Kols Aufmerksamkeit entgehen, doch nur für eine Weile. »Da dein Brandzeichen schon alt ist und man Schorfköpfe gern alten Hasen unterstellt, wirst du irgendwann mit Murdanten zusammentreffen.«
    Dar überlegte, ob sie sich bei den Orks verstecken sollte, doch auch das war nur eine vorübergehende Lösung. Zum ersten Mal seit Menschengedenken wurden Ork-Truppen im Winter eingesetzt. Früher oder später würden sie in die Schlacht ziehen, und dann hatte Dar überhaupt kein Versteck mehr.
    »Ich kenne einen sicheren Ort für dich«, sagte Neena, als sie sich eine weitere Ladung Scheite aufluden.
    »Wo?«
    »Taiben.«
    Dar schnaubte. »Sicher. Ich breche sofort auf.«
    »Du kennst doch jemanden – den Gardisten, der dir damals Arbeit im Küchenzelt des Königs besorgt hat.«
    »Er ist vielleicht tot.«
    »Vielleicht aber auch nicht.«
    »So oder so, es spielt keine Rolle. Er wird nie erfahren, dass ich hier bin.«
    »Ich kenne jemanden, der ihm eine Botschaft überbringen könnte.«
    »Neena, warum tust du das alles?«
    »Ich hasse Kol so, wie er dich hasst. Ich würde ihm sehr gern schaden.«
    »Und indem du mir hilfst, schadest du ihm?«
    Neena grinste. »Ja! Ich verstecke das vor ihm, was er am meisten haben möchte.«

29

    DAR FRAGTE SICH, ob ein Wunder geschehen war. Neenas Hilfe kam völlig unerwartet. Hat sie sich wirklich verändert? Es war nicht unmöglich. Sie hätte mich verraten können. Ich hätte es nicht mal erfahren.
    Dies schien ihr ein besserer Beweis für Neenas Glaubwürdigkeit zu sein als das Geständnis, Teeg vergiftet zu haben. Außerdem war es äußerst glaubwürdig, dass Gehässigkeit Neenas Triebfeder war: Es passte zu ihrem Charakter.
    Trotzdem blieb Dar vorsichtig – besonders, was Neenas Kurier anbetraf. Er war ein Söldner und tauchte neben Dar auf, als sie Feuerholz schleppte. »Hab gehört, du hast ’ne Botschaft«, sagte er leise. »Geh einfach weiter und sag sie mir.«
    Dar schaute ihn kurz an. Er hatte ein fettiges Gesicht und wirkte verschlagen, aber er war ihre einzige Hoffnung. »Es geht um einen Gardisten. Kannst du ihm meine Botschaft bringen?«
    Das Gesicht des Söldners verzog sich geringschätzig. »Ist er ’n hübscher Junge? Ja, ich weiß, wo sie zum Trinken hingehen. «

    »Er ist Murdant. Groß und blond. Als ich ihn zuletzt gesehen habe, hatte er einen kurzen Bart. Er heißt Cron.«
    »Und was soll ich ihm sagen?«
    »Er möchte seinem Landsmann sagen, dass Tweas Mutter hier ist und nach Taiben muss.«
    »Das ist ’n Rätsel, aber keine Botschaft. Wer is dieser Landsmann?«
    »Cron weiß Bescheid. Du brauchst es nicht zu wissen.«
    »Na ja, wie du willst.« Der Söldner wandte sich um und trollte sich.
    Als ein Entwischen aus dem Lager Dar nicht mehr ganz

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