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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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alles eingeprägt hatte, ging er und kehrte erst am Nachmittag zurück. Die Muthtufa kochte inzwischen auf kleiner Flamme. Dar überließ sie der Obhut einer Küchenmagd und ließ sich von
Sevren zum Treffpunkt bringen. Er lag vor dem Stadttor, aber noch in Sichtweite der Wachen. Vor dem Tor war alles beseitigt worden, das einem Feind Deckung bieten konnte, sodass zwischen der Stadt und dem Heerlager nur ein kleines Wachhäuschen stand. Deswegen kam Dar sich vor wie auf dem Präsentierteller, als sie Zna-yat traf. Er verbeugte sich und grinste. »Du hast den Washavoki ja schon Benehmen beigebracht, Dargu«, sagte er auf Orkisch.
    »Nur diesem einen«, erwiderte Dar.
    »Was kann ich für dich tun?«
    »Ich brauche Gewürze aus dem Sippenhaus. Aber noch wichtiger ist: Sag der Matriarchin, dass ich unserer Königin heute Abend und ab morgen jeden Tag begegnen werde. Wenn du zurück bist, habe ich vielleicht weitere Nachrichten.« Sie reichte Zna-yat eine eiserne Marke, die Sevren ihr gegeben hatte. »Der Washavoki-König gibt dies jenen Urkzimmuthi, die in seinem Namen Botschaften überbringen. Wenn du wieder da bist, brauchst du es, um mit mir zu sprechen.«
    Zna-yat verbeugte sich. »Deine Weisheit ist groß, Mutter. Sag mir, welche Gewürze du brauchst und was ich tun muss, wenn ich mit ihnen zurückkehre.«
    Als Dars Aufgabe abgeschlossen war, begleitete Sevren sie zurück in die Küche. »Ich habe beinharte Söldner vor den Orks schlottern sehen«, sagte er. »Und ich muss zugeben, dass auch ich ein wenig zitterig war. Aber du … Ich habe zwar den Respekt des Orks gehört, als er mit dir sprach, aber kein Wort verstanden.«
    »Er ehrt mich, weil ich in seinen Nacken gebissen habe.«
    »Du hast was getan?«
    »Es ist eine lange Geschichte.«
    Sevren betrachtete Dar mit Ehrfurcht. »Ich glaube, ich sollte mich vor dir verbeugen statt vor dem Ork.«

     
    Je näher das Abendessen rückte, umso nervöser wurde Dar. Sie wusste nicht, was sie erwartete, aber sie war sicher, dass der Abend ereignisreich werden würde. Davot führte sie zu der Frau, die ihr den Weg zur Kammer der Königin zeigen sollte, und inspizierte die Muthtufa. Er kostete den Eintopf zwar nicht, kippte aber den Inhalt eines Fläschchens hinein und rührte ihn gründlich um. »Das ist der Heilzauber«, sagte er. »Koste das Gericht also nicht noch einmal.«
    »Wer hat ihn zubereitet?«
    »Der Zauberer.«
    »Weiß die Königin, was in ihrem Essen ist?«
    »Ich bin Koch. Zauberei hat mich nicht zu scheren. Und dich auch nicht.« Davot eilte hinaus, um die Vorbereitungen für das Bankett zu überwachen. Dar blieb mit Fertha zurück, der früheren Zofe der Königin. Fertha freute sich, dass Dar nun ihre Arbeit übernahm. »Ihre Kammer liegt ganz oben«, sagte sie. »Unterwegs musst du selbst alle Fackeln anzünden, und bevor du servierst, musst du dich waschen und umkleiden. Vor ihrer Tür hast du Gelegenheit dazu.«
    »Was kannst du mir über die Königin erzählen?«
    »Sie ist ein Ork; was gibt’s da zu sagen? Ich würde lieber Jagdhunde füttern, aber ich schätze, du bist an sie gewöhnt.«
    Dar errötete, ließ sich aber nichts nichts anmerken. »Bin ich. Wann soll ich ihr das Essen bringen?«
    »Nicht bevor der König isst. Das wäre unfein. Wenn sein Bankett beginnt, zeig ich dir den Weg.«
    Kurz darauf kletterte Dar mit einem Korb, in dem sich das Essen der Königin befand, eine steile Wendeltreppe hinauf. Fertha ging voraus. Die Kammer der Königin befand sich im sechsten Stockwerk. Dort angekommen, führte Fertha Dar durch einen langen Gang in einen kleinen Raum. Eine Wandfackel erhellte ein kupfernes, mit Wasser gefülltes Becken.
Mehrere blaue Gewänder hingen an Haken. Außerdem gab es dort zwei Türen. »Die linke Tür führt in ihr Zimmer. Da du den Orks schon früher aufgetischt hast, weißt du ja alles übers Baden und Umkleiden. Während sie isst, kannst du hier warten, dann bringst du das Geschirr wieder nach unten. Wenn du gehst, mach die Fackeln aus.« Nach diesen Anweisungen eilte Fertha hinaus.
    Das Badewasser war nicht mit Kräutern parfümiert, sondern mit Blüten. Es war kalt, doch Dar schrubbte sich gründlich ab.
    Als sie fertig war, zog sie eins der blauen Zofengewänder an, holte tief Luft und betrat das Zimmer der Ork-Königin.
    Die Tür ging lautlos auf. Dar hatte ihre Schuhe im Vorraum gelassen. Deswegen konnte sie eintreten, ohne dass die Königin sie bemerkte. Sie schaute gerade durch ein Fenster aufs Urkheit-Gebirge.

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