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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Obwohl es schon dämmerte, war die Kammer von keiner Lampe oder Fackel erhellt. Trotzdem erkannte Dar, dass sie zwar reichhaltig verziert, doch so schlicht möbliert war wie ein Hanmuthi. Ein Hocker, eine Schlafmatte und ein paar Truhen waren das gesamte Mobiliar. Ein auf den Boden gemalter Kreis symbolisierte Muth’las Umarmung.
    Die Königin saß in dem Kreis auf dem Hocker und wandte Dar den Rücken zu. Sie trug ein langes Gewand, das jenen ähnelte, die edle Frauen am Hof trugen. Ein dünnes goldenes Band spannte sich um ihren Kopf.
    Dar stellte den Korb auf den Boden, dann verbeugte sie sich tief. »Tava, Muth Mauk.« Zum Gruße, Große Mutter.
    Die Königin schaute zwar weiterhin aus dem Fenster, doch sie antwortete mit schwacher Stimme: »Ga pahak Pahmuti.« Es spricht Orkisch.
    »Mer nav Urkzimmuthi.« Ich bin eine Ork.
    Als die Königin die Antwort vernahm, wandte sie sich um,
was dazu führte, dass Dar erstaunt nach Luft schnappte. »Muth Mauk«, sagte sie auf Orkisch. »Ich habe dich schon einmal gesehen.«
    »Mein Verstand ist benebelt. Ich erinnere mich nicht.«
    »Ich hatte eine Vision. Es war an Nuf Bahi, und ich stand am Anfang einer Reise. Du hast gefragt, wo ich bin.«
    Die Königin erhob sich unsicher. Dar fühlte sich an Zor-yat und Muth-yat erinnert, aber Muth Mauk wirkte ausgezehrt und verwirrt. Sie schlurfte auf Dar zu und berührte ihr Kinn. »Du siehst nicht wie eine der unseren aus, aber das Zeichen da …«
    »Ich wurde neu geboren. Ich bin Dargu-yat. Zor-yat ist meine Muthuri.«
    Dar rechnete damit, dass die Königin auf den Namen ihrer Schwester reagierte, doch sie schaute nur beunruhigt drein. »Nebel«, sagte sie mit geistesabwesender Stimme. »Alles ist ein Nebel.«
    »Zor-yat ist deine Schwester.«
    »Schwester? Ich habe eine Schwester?«
    »Du hast zwei. Sie machen sich Sorgen um dich. Hast du sie vergessen?«
    »Ich rieche Muthtufa«, sagte die Königin. »Daran erinnere ich mich.« Sie trat auf den Korb zu.
    Dar hob ihn schnell hoch, dann verbeugte sie sich sehr tief. »Iss sie nicht, Mutter. Iss lieber gekochte Wurzeln.«
    Die Miene der Königin wurde verdrießlich. »Und warum? «
    »Ich glaube, die Muthtufa ist vergiftet. Deswegen hast du vielleicht das Gefühl, dass dein Kopf voller Nebel ist.«
    »Vergiftet?« Die Königin wirkte bemüht, sich an etwas zu erinnern. Nach langem Schweigen fragte sie: »Du bist wirklich eine Urkzimmuthi?«

    »Hai, Mutter. Zauberei hat mich dazu gemacht.«
    Die Königin kniff die Augen zusammen. »Wessen Zauberei? «
    »Die deiner Schwestern. Zor-yats und Muth-yats Zauberei. «
    »Was machst du hier?«
    Mit urplötzlicher und überraschender Klarheit wusste Dar die Antwort. »Muth’la hat mich geschickt, um dich zu retten.«

33

    ALS DAR AUS MUTH MAUKS Kammer zurückkehrte, war die Küche dunkel. Sie kippte die nicht angerührte Muthtufa in die Abfalltonne und fragte sich, ob sie dadurch womöglich die Schweine des Königs vergiftete. Nachdem sie gespült hatte, kroch sie auf Beas Matratze, doch Schlaf wollte sich nicht einstellen. Also überlegte sie, was sie tun sollte. Ihr Gespräch mit der einsamen Königin war entmutigend gewesen. Muth Mauk hatte fast nur zusammenhanglos geredet. Sie wirkte senil, war aber manchmal auch klar gewesen. In diesen Momenten hatte sie den Eindruck erweckt, sie setze sich gegen den ihren Geist vernebelnden Trank zur Wehr. Diese kurzen Augenblicke waren für Dar umso schmerzlicher, wenn die Demenz zurückkehrte.
    Aufgrund der Verwirrung der Königin hatte Dar nur wenig erfahren. Muth Mauk hatte lediglich vage angedeutet, wie sie in den Palast gekommen war und warum sie hier blieb. Sie schien sich jedoch davor zu fürchten, ihn zu verlassen. Offenbar glaubte sie, dass der König für die Orks kämpfte, nicht umgekehrt. Dar war besorgt. Sie fragte sich, ob der Verstand der Königin irreparabel geschädigt war. Sie hoffte, dass sie
wieder gesundete, wenn sie den Trank nicht mehr zu sich nahm. Sie hatte sich schon einen Trick ausgedacht, um dafür zu sorgen, dass die Nahrung der Königin frei von diesen Zusätzen blieb.
     
    Murdant Kol unterhielt ein Zimmer in Taiben. Als Neena sich darin umschaute, schmetterte die Schmucklosigkeit sie fast nieder. Die dunklen mit Holz getäfelten Wände zeigten keinerlei Verzierung, und das minimale Mobiliar – ein Bett, ein Tisch, zwei Hocker und eine Truhe – war von einfachster Machart. Neena meinte, dass die Behausung die Strenge ihres Bewohners perfekt widerspiegelte, der

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