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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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das Gesicht in ihren Händen vergraben, und ihre Unterhaltung verstummte. Unerträgliche Kopfschmerzen breiteten sich in ihrem Schädel aus, und sie spürte, wie ihr übel wurde. Sie fragte sich gerade, ob es ihr helfen würde, wenn sie sich erbrach, da wurde sie in die Dunkelheit hinabgezogen.
    Schweißüberströmt stand sie da, an einem Ort, den sie nicht kannte. Ihre tropfnassen Brauen konnten die salzige Flüssigkeit nicht mehr von ihren Augen fernhalten, ihr Haar haftete wie mit Gel nach hinten gekämmt an ihrem Kopf, und auch ihre Kleidung klebte an ihrem schweißnassen Körper. Dicker, schwarzer Rauch hing in der Luft und drang mit jedem Atemzug in ihre Lunge, trotz des Stoffs, den sie sich vor den Mund hielt. Sie hustete, ihre Luftröhre fühlte sich vollkommen ausgedörrt und brüchig an, und sie schrie beinahe wegen des Schmerzes, der ihr wie Feuer in Hals und Brustkorb brannte.
    Flammen tanzten hinter den wabernden Rauchwolken, und Jill hörte ein Knistern, während das Feuer die ganze Welt um sie herum zu verschlingen schien. Jedes Fleckchen Boden, das sie sehen konnte, war zu schwarzer Asche verbrannt, Ruß haftete an ihren Schuhsohlen, während sie langsame Schritte machte, die erdig-braune Spuren hinterließen. Um sie herum ragten zu Kohle verbrannte Baumstümpfe auf, lugten nur kurz zwischen den dichten Rauchschwaden hervor und wurden dann sofort wieder von der undurchdringlichen Schwärze verschlungen. Sie roch die verschiedenen Aromen eines Buschfeuers: den beißenden Geruch von brennendem Harz, den fast süßen Duft von Kiefern und verschiedenen Straucharten, Ruß und Asche. Es fühlte sich anders an als ihre sonstigen Visionen, als hätte die Erschöpfung sie übermannt und in die Tiefen eines Traums hinabgezogen.
    Bis sich etwas zwischen den Rauchschwaden bewegte.
    Schwerfällige, schwarze Schatten zeichneten sich in dem dunklen Qualm ab. Riesige Gestalten, wie Jill noch nie in ihrem Leben eine gesehen hatte. Mit ihren überbreiten Schultern und stämmigen Gliedmaßen sahen sie aus wie genmanipulierte Menschen. Es waren drei oder vier, die sich schnell wieder hinter den Flammen versteckten, als Jill sie erblickte.
    »Wo sind sie hin?«, schrie jemand mit vor Panik zitternder Stimme.
    »Ich kann sie nicht sehen!«, brüllte jemand zurück. »Sie könnten überall sein!«
    Jill spürte ihre eigene Angst, fühlte, wie ihr rasender Puls sich in einem Schrei Bahn brechen wollte. Sie wollte sich umdrehen und weglaufen, aber der Rauch war überall um sie herum. Sie hörte, wie hinter ihr jemand eine Patrone in einen Gewehrlauf legte.
    Ein donnerndes Brüllen zerriss die Luft, als rolle eine Lawine einen Abhang hinunter auf sie zu.
    Jill schrie, und ihre Schreie hallten immer noch durch die Höhle, als sich der Rauch des Waldbrandes wieder in den ihres Kohlefeuers verwandelt hatte. Sie hustete.
    Jills Hände und Wangen waren nass von Tränen, und ihr Atem ging stoßweise. Sie nahm die Hände vom Gesicht und sah, wie alle sie erwartungsvoll anschauten und darauf warteten, dass sie etwas sagte.
    Warum weint sie?
    Hatte sie wieder eine Vision?
    Ist alles in Ordnung mit ihr?
    Sie fragten nur mit ihren Augen, aber Jill konnte ihre Gedanken hören. Sie hatte es satt, diese Visionen zu ertragen und die Art, wie die anderen sie jedes Mal danach anstarrten. Sie wollte sie vom Hals haben, normal sein wie der Rest der Gruppe. War das so viel verlangt? Warum musste es ausgerechnet sie treffen? Sie hatte schon genug damit zu schaffen, mit der anderen Vision zurechtzukommen, die verlangte, dass sie ihr eigenes Leben für das ihres Kindes opferte. Und jetzt noch diese neue Vision … Es war einfach zu viel für sie. Jill wollte schreien, sich den kranken Gehirnteil aus dem Schädel reißen, der sie dazu zwang, diese Dinge zu sehen. Es war keine Gabe. Es war ein Fluch, und sie konnte es nicht mehr länger ertragen.
    Ihre Schultern bebten, und Jill begann zu schluchzen.
    »Alles ist gut«, sagte Jake und umarmte sie von hinten. »Ich sehe auch immer solche Dinge.«
    Jill blickte den Jungen durch tränennasse Augen an.
    »Meine Mama hat immer gesagt, wenn du einen schlechten Traum hast, dann musst du ihn einfach ändern«, redete Jake weiter.
    »Das kann ich nicht. Ich habe keine Kontrolle darüber. Alles, was ich sehe, wird wahr.«
    »Okay, wenn du deine Träume nicht verändern kannst, dann musst du eben die Wirklichkeit ändern.«
    Jills Tränen versiegten. Konnte die Lösung tatsächlich so einfach sein? Sie hatte

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