Lehrer-Schueler-Konferenz
Kompetenzbereich eines Lehrers beschnitten durch Gemeindeanordnungen (c), durch Anordnungen und Richtlinien der vorgesetzten Schulbehörde (d), des Schulrats (e) oder Schuldirektors (f). Der innere Kreis (g) repräsentiert das Gebiet, auf dem eine Lehrkraft frei entscheiden kann. Und nur innerhalb dieses Bereichs kann sie mit ihrer Klasse Problemlösungen in Angriff nehmen.
Versucht eine Klasse Problemlösungen auÃerhalb ihres Kompetenzbereichs, so kann dies für Lehrer unangenehme Folgen haben, wie zum Beispiel der Vorfall, von dem ein Pädagoge in einem unserer Kurse berichtete:
An unserer Schule ist es verboten, Kaugummi zu kauen. Meine Schüler hassen diese Regel, deshalb habe ich sie zur Diskussion gestellt, als wir mit dem Problemlösen nach Methode III anfingen. Wir kamen zu dem Schluss, dass die Regel eine schlechte Lösung für das tatsächliche Problem darstellt. Also haben wir das Problem neu definiert als » Wie entsorgt man Kaugummis«. Wir haben auch eine Lösung oder sogar eine Reihe von Lösungen gefunden, aber als die anderen Lehrer davon hörten, hätten sie mich am liebsten geteert und gefedert. Der Schulleiter hat mir kurz darauf mitgeteilt, ich solle das Kaugummiverbot durchsetzen, Punkt.
Dieser Pädagoge hat den Fehler gemacht, ein Problem lösen zu wollen, zu dem es bereits eine Regel gab, die von einer ranghöheren Person aufgestellt worden war.
In Kapitel11 geben wir jedoch Anregungen, wie Lehrer mehr Einfluss auch bei der Ãnderung der Richtlinien ausüben können, die von ihren Vorgesetzten erlassen wurden.
Was ist zu tun, wenn man sich auf keine Lösung einigen kann?
Fast alle Lehrer verfügen über so wenig Erfahrung hinsichtlich Entscheidungsprozessen innerhalb einer Gruppe, dass sie groÃe Zweifel hegen, ob auch wirklich Lösungen zustande kommen, die für alle Gruppenmitglieder akzeptabel sind. Sie fragen sich, was wohl passiert, wenn sie versuchen, ein Problem mit einem einzelnen Schüler oder einer Schülergruppe zu lösen, und sich nicht auf eine für alle akzeptable Lösung einigen können.
Zunächst können wir aus unserer Erfahrung bestätigen, dass dies relativ selten vorkommt, vorausgesetzt, die sechs Stufen werden während des gesamten Problemlöseprozesses sorgfältig eingehalten. Man gerät gelegentlich in eine Sackgasse, weil die Schüler noch misstrauisch sind, die Methode III noch zu neu für sie ist oder weil sie noch zu sehr in Methode I (Machtkampf) verhaftet sind.
Wenn sich in angemessener Zeit keine akzeptable Lösung abzeichnet, müssen Lehrkräfte sich etwas einfallen lassen wie zum Beispiel:
1.Weiterhin diskutieren und kreativ denken.
2.Zurückgehen auf Stufe II , um noch mehr Lösungsvorschläge zu finden.
3.Einen neuen Termin für den nächsten Tag ansetzen.
4.Intensivere Appelle an die Mitarbeitsbereitschaft der Schüler richten.
5.Die Schwierigkeit, die den Prozess verzögert, herausfinden und untersuchen, ob da noch irgendwo ein verstecktes Problem liegtâ etwas Tieferliegendes, das den Fortschritt behindert. Etwa: » Ich frage mich, warum wir keine Lösung finden. Gibt es da etwas anderes, was uns aufhält?«
Wenn Schüler eine Lösung durch Strafen absichern wollen
Es passiert durchaus häufig, dass Schüler nach einer gemeinsam getroffenen Entscheidung Strafen vorschlagen, die bei Nichteinhaltung der festgesetzten Regeln angewandt werden sollen. Aus ihrer Erfahrung wissen Kinder, dass Regelverletzungen bestraft werden, und so nehmen sie fälschlicherweise an, dies sei der einzige Weg zur Handhabung solcher Verfehlungen. Die von ihnen vorgeschlagenen Strafen sind oft überraschend hart.
Hier müssen Schüler daran erinnert werden, dass Methode III an die Stelle von Strafen tritt und dass mit ihrer Anwendung auf Strafen verzichtet werden soll. Sagen Sie den Kindern, dass die neue Methode auf Vertrauen basiert, dass von jedem, der an Entscheidungsprozessen mitgewirkt hat, ein Bekenntnis zu seiner Entscheidung erwartet wird. Strafandrohungen erzeugen Misstrauen, Zweifel und Pessimismus. Kinder sagen sehr häufig: » Wenn Lehrer mir vertrauen, bemühe ich mich, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen. Wenn sie mir aber misstrauen, kann ich mich ja ruhig so schlecht benehmen, wie sie es sowieso von mir erwarten.«
Mit Methode III handeln Pädagogen nach dem Prinzip: Ein Schüler ist so lange
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