Lehrer-Schueler-Konferenz
Bestrafungen inkonsequent; die Aufgaben sind so schwierig, dass Belohnungen kaum erreicht werden können (dafür Strafen umso eher); der Leistungswettstreit ist in der Klasse besonders hart.
In solch einer schulischen Umgebung, wo Motivation durch Belohnung und Bestrafung erreicht werden soll, kann man Langsamlerner, unreife Kinder, scheue und introvertierte Schüler nur bedauern. Konfliktlösungen sind unter diesen Umständen sowieso unmöglich.
Die weniger fähigen Schüler (oder die mit geringerem Selbstvertrauen) sind nicht so gut darin, Spielchen zu spielen, um sich in diesem System zu behaupten. Daher zeigen sie in der Regel ein wesentlich stärker ausgeprägtes Rückzugsverhalten. Es reicht von gelegentlichem Rückzug bis zu fast ständiger Flucht aus der Realität und kann sich folgendermaÃen manifestieren:
Tagträume, Phantasien
Tatenlosigkeit, Passivität, Apathie
Rückkehr zu infantilem Verhalten
Einzelgängertum, Unwille, mit den Klassenkameraden Kontakte herzustellen
Schulphobien
Fortlaufen aus Elternhaus und Schule
Psychosomatische Krankheiten (Fieber, Migräne, Magenbeschwerden)
Schuleschwänzen
Drogenmissbrauch
ÃbermäÃiges und zwanghaftes Essen
Depressionen, Selbstmordtendenzen
Was spricht gegen Methode II?
Nach diesem Ãberblick über die destruktiven Auswirkungen von Methode I drängt sich die Frage auf: Warum unterrichten Lehrer immer wieder nach dieser Methode, die sich schädlich auf Schüler auswirkt und deren Resultate vom Lehrer im Grunde nicht gewollt sind?
Die Antwort ist sehr einfach und wurde auch bereits angedeutet. Lehrkräfte sehen keine andere Alternative als den Gebrauch der Methode II , die den meisten unter ihnen noch weniger akzeptabel erscheint.
Die Majorität der Pädagogen versucht Konfliktlösungen vom Sieg-Niederlage-Standpunkt aus. Wird Methode I, die den Sieg des Lehrers und die Niederlage des Schülers impliziert, vom Lehrer abgelehnt, sieht er als Ausweg nur Methode II , nach der die Lehrkraft verliert und der Schüler gewinnt. Dies bedeutet aber keine wirkliche Alternative, denn welcher Lehrer möchte schon gerne verlieren?
Bei Methode II haben die Pädagogen das Nachsehen. Ihre Bedürfnisse werden nicht wahrgenommen, sie leiden, können ihre Tätigkeit nicht sinnvoll ausüben. Lehren wird für sie zur Last oder gar zum Albtraum.
Wenn Lehrer der Macht ihrer Schüler weichen oder sich unterwerfen, wenn sie von ihnen kontrolliert, manipuliert, herumkommandiert und geärgert werden, entwickeln sie schlieÃlich ihre eigenen Verarbeitungsmechanismen für diese Situation.
Hier müssen wir nur an die Liste der Reaktionen erinnern, die erklärte, wie Kinder versuchen, mit Macht und Autorität fertigzuwerden. Diese Liste trifft nun auch für Pädagogen zu, die bei einer Niederlage auf dieselben Verarbeitungsmechanismen zurückgreifen.
Egal ob Schüler oder Lehrer, der Verlierer in einem Konflikt muss etwas tun. Wenn Bedürfnisse unbefriedigt bleiben, muss auf irgendeine Weise reagiert werden.
Bei der Anwendung von Methode II mobilisieren die Kinder und Jugendlichen ihre Macht und machen dem Lehrer das Leben zur Hölle. Es ist nicht schwer vorauszusagen, dass Lehrkräfte unter diesen Umständen viele der bereits erwähnten Reaktionen zeigen werden. Hier sind nur einige Beispiele:
Rache, Zurückschlagen mittels unangekündigter Klassenarbeiten, Verteilung schlechterer Noten für schlechtes Benehmen oder geringfügige Fehler, schwerere Prüfungen
Zusammenschluss mit anderen Lehrern zur Erreichung von mehr Macht oder mehr Unterstützung durch die Verwaltung
Rebellion, Beschwerden durch alle Instanzen bis zu den höchsten Vorgesetzten oder Berufsverbänden
Resignation, Ãberwechseln an eine andere Schule
Flucht aus der Realität durch übermäÃiges Essen oder Trinken, durch Tagträume
Psychosomatische Krankheiten
Rückzug, Vermeidung von Kontakten mit Kollegen
Um die Gunst der Schüler buhlen, versuchen, der beliebteste Lehrer oder der leichteste Prüfer zu sein
Konformismus, Angst vor allem Neuen, Beschränkung auf ein Arbeitsminimum
Diese Liste ergibt zweifellos kein angenehmes Lehrerbild, aber ihre Repräsentanten können in vielen Schulen gefunden werden, wo Lehrkräfte in diese Permissivität gedrängt wurden, weil sie nicht autoritär sein wollten, aber über keine andere Alternative zur
Weitere Kostenlose Bücher