Lehrer-Schueler-Konferenz
irgendetwas, damit du nicht bestraft wirst, oder lass die Lehrer beweisen, dass du unrecht hast.« So lernen es viele Schüler, nur auf direkte Fragen zu antworten, und berichten nur Dinge, die die Strafe in eine andere Richtung lenken.
Eine andere Art der Reaktion auf machtausübende Pädagogen ist das Lass-dich-nicht-erwischen-Spiel. In diesem Spiel ist das Erwischtwerden das einzige Verbrechen. Lehrer und Schulen, die sich auf den Gebrauch von Macht stützen, lehren ihre Schüler systematisch diese Form der Amoral, die sich in unserer gesamten Gesellschaft bis in die höchsten Regierungsämter bemerkbar macht. Das Spiel ist einfach. Die Lehrkraft verfügt über die Macht, bestimmt die Regeln und sorgt dafür, dass sie eingehalten werden. Die Aufgabe des Schülers ist, so viele Regeln wie möglich so klug und geschickt zu brechen, dass der Lehrer ihn nicht erwischt. Wird er dennoch erwischt, lügt er. Ein Direktor führte aus seinem Schulalltag ein gutes Beispiel für dieses Spiel an:
Eines Tages kam ein Autofahrer in mein Büro gestürmt. Er war wütend, weil einer unserer Schüler einen Stein nach seinem Auto geworfen und damit ein Seitenfenster zertrümmert hatte. Die Hofaufsicht machte den Werfer schnell ausfindig, da er von anderen Kindern beobachtet worden war. Der Junge beteuerte jedoch hartnäckig seine Unschuld, da keiner der von ihm geworfenen Steine bis auf die StraÃe geflogen sei. Er wurde dennoch von dem zornigen Autofahrer tüchtig ausgeschimpft und ermahnt. Zum Schluss fragte der Mann den Jungen, ob er jetzt aus dem Vorfall wenigstens eine Lehre gezogen habe. Der Junge bejahte dies und meinte: » Wenn ich das nächste Mal mit Steinen werfe, verstecke ich mich hinter den Büschen, wo mich niemand sehen kann.«
Andere beschuldigen, petzen
Eine altbekannte Schülerreaktion angesichts einer Strafe ist die Beschuldigung von Mitschülern. Die Ãberlegung hierbei ist einfach: » Wenn andere auch etwas ausgefressen haben, verbessert dies meine Situation oder verschlechtert sie zumindest nicht.« Alle Lehrer kennen Sätze wie:
» Er hat mich aber zuerst geschlagen.«
» Sie hat angefangen.«
» Jan hat mich geschubst.«
» Herr Lehrer, die anderen haben auf dem Schulgelände geraucht.«
Lehrer, die zur Erreichung eines annehmbaren Schülerverhaltens häufig Belohnungen anwenden, veranlassen die Kinder dadurch, gegeneinander zu konkurrieren oder Mitschüler zu verpetzen, um die Belohnung selber zu kassieren:
» Ich habe meinen Arbeitsplatz schneller aufgeräumt als Sarah.«
» Jana und Marie schicken sich gegenseitig SMS .«
Es ist nur allzu verständlich, dass jeder Schüler für sich selbst möglichst viele Belohnungen einheimsen und die Strafen auf andere abschieben will.
Schummeln, abschreiben
Das allgegenwärtige Benotungssystem in Schulen, eine wichtige Quelle der Lehrermacht, fördert Schummeln und Abschreiben. Sehr viele Schüler geben zu, dass sie auf diese Weise die Lehrer täuschen. Selbst wenn das Risiko des Erwischtwerdens sehr hoch ist, schummeln einige lieber, als dass sie die Strafe oder Schande einer schlechten Note oder den Tadel eines Lehrers auf sich nehmen. Wie die meisten Lehrkräfte bestätigen werden, schummeln auch sehr kluge Kinder. Ihr starkes Bedürfnis nach den mit guten Noten verbundenen Belohnungen motiviert diese Verhaltensweise.
Andere tyrannisieren, schikanieren, herumkommandieren
Lehrer, deren Macht sich in der Form des Tyrannisierens und Schikanierens manifestiert, gehen den Jugendlichen mit einem Beispiel voran, das viele von diesen in ihren eigenen zwischenmenschlichen Beziehungen kopieren werden.
Vor einigen Jahren erschien in der Saturday Evening Post eine Illustration, die die Kettenreaktion verdeutlichte, die normalerweise dem Tyrannisieren und Schikanieren folgt. Die erste Zeichnung zeigte, wie ein wütender Chef seinen drohenden Zeigefinger auf einen hilflosen Angestellten richtete und ihn rausschmiss. Auf dem zweiten Bild kam der Angestellte nach Hause und beschimpfte seine abgehärmte Frau. Das dritte Bild zeigte die Frau, die nun ihrerseits ihren kleinen Sohn anschrie. Auf dem letzten Bild schlieÃlich lieà dieser seine Wut an dem Hund der Familie aus.
Dieses Phänomen gehört zum Alltag in Schulen, deren Methoden sich auf Machtanwendung stützen. Betrachten Sie einmal den Hof oder die Pausenhalle Ihrer
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