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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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dabei die Ursachen. In ihren Schilderungen von Schülerapathie oder Aggression beschreiben sie Einstellungen, Gefühle oder Verhaltensweisen, die zwar Symptome des Problems darstellen, nicht aber das eigentliche Problem sind. Es steht außer Zweifel, dass diese Symptome bekämpft werden sollten. Stützt sich allerdings, um nur ein Beispiel herauszugreifen, die Behandlung von Apathie auf die Hoffnung, dadurch gleich das gesamte kranke Schulwesen wirksam zu heilen, so ist das, als behandle man eine laufende Nase in der Hoffnung, gleichzeitig die Lungenentzündung auskurieren zu können.
    In Kapitel7 erklärten wir, dass viele negative Gefühle und Verhaltensweisen der Schüler Verarbeitungsmechanismen darstellen, mit denen Kinder auf Lehrermacht reagieren. Die Ursache dieser Verhaltensweisen und Gefühle liegt in den Methoden, die zur Lösung der unvermeidlichen Lehrer-Schüler- und Schüler-Schüler-Konflikte angewandt werden. Solange diese Ursache unverändert bleibt, bringen keine » Flicken und Pflaster« die so dringend und schnell benötigte Erleichterung.
    In diesem Kapitel erläutern wir eine alternative Methode zur Konfliktlösung, eine Methode, mit der Lehrer signifikante oder sogar radikale Veränderungen bei ihren Konfliktlösungen erzielen können, Veränderungen, die nicht nur Symptome, sondern die Wurzel des Problems erfassen.
    Der zweite Grund, der Kritiker daran scheitern ließ, Veränderungen herbeizuführen, liegt in der Tatsache, dass sie zwar die Misere des Schulwesens erkannten, aber ihrerseits nichts anderes anbieten konnten als Idealmodelle für » bessere Schulen«, ohne jedoch praktische Richtlinien zur Verwirklichung dieser Ideen zur Verfügung zu stellen. In ihrer Mehrzahl bieten sie Slogans oder Plattitüden an oder den Rat, » es besser zu machen«.
    Neue Problemlöseverfahren können zu einer Evolution im Klassenzimmer und in der Schule führen, sie können kreative Prozesse zur Verbesserung des gesamten Schulwesens initiieren. Sollen konstruktive Veränderungen erreicht werden, brauchen die Schulen eine neue Philosophie und neue Methoden. Während viele Kritiker des Schulwesens die Unterdrückung, die systematische Entmenschlichung und den Mangel an Freiheit beklagen, protestieren andere ebenso lautstark, dass Schulen zu viel Nachgiebigkeit praktizierten. Ihrer Meinung nach kommt das Schiff » Schule« erst dann wieder auf den richtigen Kurs, wenn die Schüler hart angefasst werden und wieder spuren, wenn die Anforderungen erhöht werden, die Verwöhnung aufhört und wenn man den Schülern bewusst macht, dass Bildung ein Privileg ist. Auch in diesem Fall bietet die Kritik (hier gegen zu viel Permissivität) änderungswilligen Lehrern wenig Hilfe.
    Sind Schulen wirklich zu nachgiebig? Haben die Kritiker recht, die behaupten, moderne Schulen seien zu » weich«, zu liberal, zu antiautoritär? Von mehreren Tausend Lehrern und Mitarbeiter von Schulverwaltungen erfuhren wir in unseren Kursen, dass Schulkonflikte fast ausschließlich mithilfe von Methode I, das heißt durch Machtanwendung, gelöst werden und nicht mit Methode II , das heißt durch Permissivität. Wer behauptet, Pädagogen seien zu nachgiebig, benutzt entweder eine andere (uns nicht bekannte) Definition von Nachgiebigkeit oder kennt die Schulen nicht. Lehrer stimmen darin überein, dass sie bei Kleinigkeiten zwar manchmal ein Auge zudrücken, dass sie aber bei wichtigen Angelegenheiten ihre Macht anwenden und gewinnen wollen.
    Methode III: Konfliktlösung ohne Niederlagen
    Methode III geht eine Konfliktsituation auf die Weise an, dass die am Konflikt beteiligten Personen sich auf der Suche nach einer für beide Seiten akzeptablen Lösung zusammenschließen, einer Lösung, bei der niemand unterliegt.
    Die meisten Lehrer haben während ihrer Ausbildungszeit nie etwas von einer dritten Methode gehört. Aber selbst wenn sie erkennen, dass diese Methode in anderen zwischenmenschlichen Beziehungen häufig angewendet wird, wird sie nur selten auf die Lehrer-Schüler-Beziehung übertragen.
    Bei einer ersten Konfrontation mit Methode III , die eine Konfliktlösung ohne Sieger und Besiegte erlaubt, sind folgende Reaktionen unserer Kursteilnehmer typisch:
    Â» Ist das alles? Das klingt so einfach!«
    Â» Wir hatten die Hoffnung, dass Länder ihre Konflikte auf diese Weise in den Vereinten

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