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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Weiss wie die Unschuld
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verlockendes Objekt für einen Flirt.
    »Wir wollen gemeinsam überlegen, worauf Halttunen hinaus-will und wie er sich voraussichtlich verhalten wird. Vielleicht können wir auch besprechen, mit welcher Taktik wir ihn möglicherweise dazu bringen, sich zu ergeben oder wenigstens seine Geisel freizulassen.«
    Man brachte mir Kaffee und ein Schinkenbrot. Wir hatten gerade Halttunens Verbrecherlaufbahn rekapituliert, als erneut Schüsse zu hören waren.
    »Halttunen schießt aus dem Haus!«, meldete jemand.
    »Wir haben seinen Kopf im Fadenkreuz, versuchen wir’s?«
    »Keinen Kopfschuss, Schutz suchen.« Koskivuoris Antwort kam ohne Zögern. Bald darauf hörte die Schießerei auf. Bevor wir unser Gespräch wieder aufnehmen konnten, rief Halttunen an.
    »Ihr habt noch eine Stunde, um mir das Auto zu besorgen.
    Sonst fliegt die Hütte in die Luft. Euer Palo legt keinen Wert darauf zu sterben. Hat sich sogar in die Hose geschissen. Die Knallfrösche, die ich hier hab, sind ganz schön kräftig, die werden euch da draußen auch einheizen.«
    Es war schrecklich, Halttunens ausdruckslose, leicht heisere Stimme aus den Lautsprechern zu hören. Er warf uns eine ganze Weile seine Bedingungen und Drohungen an den Kopf, und in seiner Stimme schwang eine Verzweiflung mit, die mich vermuten ließ, dass in einer Stunde tatsächlich etwas Entsetzliches passieren würde. Zum Schluss ließ er den hilflos stam-melnden Palo an den Apparat.
    »Ich flehe euch an, gebt ihm das Fluchtauto. Lasst ihn laufen, wenn ihr nicht wollt, dass Menschen sterben. Jyrki, wenn du noch da bist, sag ihnen, dass ich eine Frau hab und sechs Kinder
    …«
    Taskinens Blick kreuzte meinen, heftete sich dann auf diejeni-gen, die die Entscheidungsgewalt hatten. Neben mir fuchtelte Hanninen aufgeregt mit den Armen, er wollte mit Halttunen sprechen. Ein Auto zu verlangen war an sich absurd. Halttunen musste wissen, dass ein Ortungssystem eingebaut sein würde, er konnte nicht entkommen. Natürlich würde er Palo mitnehmen.
    Aber schon der Weg vom Haus zum Wagen wäre riskant für Halttunen, auch wenn er Palo als Schutzschild hatte.
    Jetzt war Halttunen wieder am Apparat, und auf unserer Seite hatte Hanninen übernommen.
    »Hallo, Markku, hier ist Kari Hanninen.« Hanninens Stimme war tief und hypnotisierend, er schnurrte geradezu, es war merkwürdig, ihn in diesem Ton mit einem Mann sprechen zu hören. »Da hast du dich ja ganz schön in die Scheiße geritten.
    Du willst doch nicht dein Leben verlieren? Die Sterne sagen, dass deine Zeit noch nicht gekommen ist.«
    Fasziniert hörte ich zu, wie Hanninen mit beschwörender Stimme auf Halttunen einsprach. Ganz offensichtlich wusste er, was er tat. Halttunen beruhigte sich und war schließlich sogar bereit, mit Koskivuori zu verhandeln, lehnte es jedoch rundweg ab, über Palos Freilassung auch nur zu sprechen. Palo sollte mit ihm in den Fluchtwagen steigen.
    »Wie wäre es mit einem Austausch? Ich könnte ja mit dir fahren«, schlug Hanninen, der auf Halttunens Wunsch den Hörer wieder übernommen hatte, mutig vor.
    Die anderen, die um den Tisch saßen, runzelten besorgt die Stirn: Von Tauschgeschäften war bisher keine Rede gewesen.

    »Der Bulle ist mir nützlicher als du. Die Einzige, gegen die ich Palo austauschen würde, ist diese Polizistentussi, Kallio oder wie sie heißt.«
    Die Kältestarre, die ich schon überwunden glaubte, packte mich wieder. Ich erstarrte fast zu Eis, als Hanninen, der Idiot, antwortete:
    »Sie ist hier, möchtest du mit ihr sprechen?«
    Die anderen fuchtelten mit den Armen und schüttelten heftig den Kopf, und Jäämaa riss das Gespräch an sich:
    »Herr Hanninen hat keine Befugnis, irgendwelche Tauschgeschäfte zu vereinbaren. Lassen Sie uns noch einmal über das Auto reden …«
    »Ich will mit dieser Kallio sprechen.«
    »Sie kann jetzt nicht …«
    »Ich will die Kallio sprechen, und zwar sofort. Oder muss ich Palo die Zehen abschießen? Ich hab sie grad im Visier …«
    Ich hatte das Gefühl, alle starrten mich an. Ich nahm einen der Hörer, obwohl ich sicher war, dass ich kein Wort herausbringen würde.
    »Hauptmeister Maria Kallio hier. Und hallo, Palo! Bald sehen wir uns wieder.«
    »Wie schade, Maria, dass dein Wagen heute so ungünstig geparkt war. Es war mir zu riskant, ihn zu knacken. Ich war heute früh beim Kulturzentrum, da hab ich dich gesehen. Dich hätt ich viel lieber mitgenommen. Du kannst bestimmt besser kochen als Palo.«
    »Schon möglich.« Die Stimme wollte mir

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