Lehtolainen, Leena
wütend aufgerissene Münder. Taskinen wurde zurück in die Kommandozentrale beordert.
»Verdammt kalt«, schimpfte Pertsa. »Bauen die da ein Trup-penzelt auf oder was? Vielleicht können wir uns da aufwärmen.
Guckt mal, jetzt schicken sie die Reporter weg. Bravo! Vielleicht passiert jetzt endlich was.«
Die Zivilfahrzeuge rollten tatsächlich davon, vorher hörte man allerdings einen heftigen Wortwechsel. In den Fernsehnachrichten würde Halttunen heute Abend im Mittelpunkt stehen.
Vielleicht war es das, was er wollte: einmal im Scheinwerfer-licht stehen, wenigstens einen halben Tag lang. Nebenbei wurde auch Palo berühmt. Ich konnte nur hoffen, dass mein Name in den Berichten nicht genannt wurde.
Taskinen kam wieder zu uns, sein Gesicht war noch ange-spannter als vorhin.
»In der Nähe von Hämeenlinna wurde die Leiche eines Mannes gefunden, von hinten erschossen. Die blutbefleckten Banknoten, die bei dem Toten gefunden wurden, lassen vermuten, dass es sich um den zweiten Mann handelt, der an dem Banküberfall in Teisko beteiligt war. Auch die Videoaufnahmen aus der Bank sprechen dafür. Der Tote ist ein gewisser Jouni Tossavainen, der vor einem Monat aus dem Provinzialgefängnis in Helsinki entlassen wurde. Er hat übrigens im selben Trakt gesessen wie Halttunen.«
Keiner von uns sagte einen Ton, die ganze Sache wurde immer verrückter. Sekundenlang lenkte das Knattern eines von Süden her anfliegenden Hubschraubers unsere Aufmerksamkeit ab.
Bald darauf kreisten mehrere Helikopter über dem Teich.
»Jäämaa hat mit der Polizeiabteilung des Innenministeriums gesprochen. Die Leitung der Operation liegt jetzt dort. In den Hubschraubern sitzen Scharfschützen. Es heißt, man müsse Halttunen ein wenig Angst einjagen, bevor die Verhandlungen beginnen. Wir müssen aber auch darauf gefasst sein, dass er mit Palo als Schutzschild aus dem Haus kommt. Im Moment wird überprüft, ob es möglich ist, durch den Schornstein Tränengas ins Haus zu schießen.«
Eine Serie von Schüssen unterbrach ihn. Wir warfen uns instinktiv zu Boden, Pertsa fiel halb auf mich. Vom Gestank seines Rasierwassers wurde mir übel. Ich hob den Kopf und sah, dass die Schüsse aus dem Fenster an der rechten Hauswand kamen. Es hörte sich nach ungezieltem Feuer an, bereits nach zehn Sekunden herrschte wieder Stille. Hatte Halttunen nur nach draußen geschossen, oder waren die ersten Schüsse im Haus gefallen? Mit anderen Worten: Lebte Palo noch?
Nach einer Weile wagten wir es, uns hochzurappeln. Aus der Hütte drang ein flatternder Lichtschein, offenbar war eine Kerze angezündet worden. Bald würde es dunkel sein. Ich musste mal, auch das noch. Ich achtete sorgsam darauf, nicht in die Feuerlinie zu geraten, und schlug mich in die Büsche. Zum Glück hatte ich Tempotücher bei mir.
Vom Wald aus erinnerte das von den Scheinwerfern abge-grenzte Gelände an ein Militärlager. Hier und da leuchtete eine Taschenlampe oder eine Zigarette auf, bewaffnete Männer liefen auf und ab und sprachen in ihre Handys. Die Hubschrauber hatten abgedreht, als die Schüsse fielen, doch aus der Entfernung war ihr nervenaufreibendes Geknatter immer noch zu hören. Ich überlegte, ob ich die einzige Frau an diesem Ort war.
Vielleicht war bei der Verkehrskontrolle noch eine eingesetzt, aber im Wesentlichen waren es ein von Männern besetzter Kommandostab und Männer mit Spezialtraining, die hier Räuber und Gendarm spielten, mit mindestens einem Menschen-leben als Einsatz.
Alle wurden jetzt auf ihre Posten beordert, denn die Ankunft der Hubschrauber hatte Halttunen in Wut gebracht, und er hatte gedroht, weiterzuschießen, wenn sie nicht abgezogen wurden.
Offenbar sprach Halttunen noch mit Jäämaa, jedenfalls liefen in der Kommandozentrale die Tonbänder. In dem Moment sah ich zwei geschmeidige schwarz gekleidete Gestalten, die sich aus dem Schatten lösten und wagemutig hinter die Hütte schlichen.
Sicher versuchten sie, ein Mikrophon an der Hauswand anzubringen, damit man die Bewegungen von Halttunen und Palo, möglicherweise auch ihre Gespräche, ständig verfolgen konnte.
Offensichtlich hatten die beiden Männer es geschafft, denn nach wenigen Minuten schlichen sie sich unbehelligt hinter die Schutzlinie zurück. Die Gruppen wurden genauer eingeteilt. An sich hätten Pihko, Ström und ich gar nicht anwesend sein dürfen, aber niemand brachte es übers Herz, uns wegzuschicken.
Palo war unser Partner, außerdem konnte ich mich auf Jäämaas Vermutung
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