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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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schon in jungem Alter und Liebende ihre Partner auf dem Höhepunkt ihrer Beziehung. Besonders tragisch ist es, wenn Eltern miterleben müssen, wie ihre eigenen Kinder sterben. Etwas Schrecklicheres kann ich mir kaum vorstellen! Weißt du, meinem eigenen Tod kann ich mittlerweile mit ziemlicher Gelassenheit entgegenblicken, aber die Vorstellung, dass auch ihr Kinder irgendwann einmal sterben müsst … Das schnürt mir den Hals zu!
    Denkst du denn häufig an so etwas?
    Nein, das wäre sicherlich auch nicht gesund. Aber zwischendurch schadet es nicht, wenn wir uns daran erinnern, wie fragil und vergänglich all die Dinge sind, an die wir uns klammern.
    Wir sollten also lernen, uns damit abzufinden, dass alles vergänglich ist?
    Ja, denn so ist es nun einmal – auch wenn diese Erkenntnis schmerzlich für uns ist! Dabei fällt mir ein: Kannst du dich an die Serie »Six Feet Under« erinnern, die vor einigen Jahren im Fernsehen ausgestrahlt wurde?
    War das so eine Serie über ein Bestattungsunternehmen, bei der in jeder Folge Leute auf seltsame Weise umkamen?
    Richtig. Das Finale dieser Serie hat mich außerordentlich beeindruckt: Am Schluss der allerletzten Folge gab es einen Abspann, in dem im Zeitraffer gezeigt wurde, wie sämtliche Hauptcharaktere der Serie nacheinander sterben, bis niemand mehr übrig bleibt, der sich an ihr bewegtes Leben erinnern kann. Das war nicht nur das »finalste Finale«, das ich je gesehen habe, es zeigte auch in einer drastischen Ungeschminktheit das Los, das uns alle irgendwann einmal ereilen wird: Wir alle werden vergessen sein und selbst das Vergessen wird vergessen sein! Niemand wird sich daran erinnern, wie sehr wir uns anstrengten, wie sehr wir liebten, hofften, bangten, wie viel Mühe wir uns machten, die paar Jahre, die uns vergönnt waren, halbwegs anständig über die Runden zu bringen.
    Also, jetzt bekomme ich langsam auch Beklemmungsgefühle …
    Ja, solche Gefühle stellen sich ein, wenn wir uns bewusst machen, was Vergänglichkeit bedeutet: nämlich die Vergeblichkeit all unserer Bemühungen. Denn egal, was wir auch anstellen, wir werden nichts von bleibendem Wert schaffen. Unsere Kinder und Kindeskinder werden ebenso sterben wie wir. Und falls wir uns auf irgendeinem Gebiet Ruhm und Anerkennung erworben haben sollten, so wird auch das nicht von Dauer sein. »Berühmte«, schrieb mein Freund Karlheinz Deschner einmal, »sind Leute, die man etwas später vergisst.«
    Es gibt also keinen »unsterblichen Ruhm«?
    Natürlich nicht! Viele Menschen, die in ihrer Zeit berühmt waren, sind heute längst vergessen. Und es ist durchaus fraglich, ob man sich in hundert oder zweihundert Jahren noch an Michael Jackson erinnern wird.
    Meinst du wirklich? Hmm … Aber was ist mit Beethoven oder Bach? Die kennt man doch schon seit Jahrhunderten. Oder mit den Philosophen, die du zitiert hast? Protagoras, Sokrates und Epikur starben schon vor über 2000 Jahren. Trotzdem sind sie noch nicht vergessen.
    Das ist wahr – und ich hoffe, dass das auch noch in 100 Jahren so sein wird! Allerdings sind 2000 Jahre nicht sonderlich lang, wenn man diesen Zeitraum in Relation zum Alter der Erde setzt. Was sind 2000 Jahre im Vergleich zu 4,5 Milliarden Jahren? Selbst in Relation zum Alter unserer noch sehr jugendlichen Spezies machen 2000 Jahre nur 1 Prozent aus. Die Frage ist: Wird man die großen Philosophen auch noch in 200 000 Jahren kennen, wenn unsere Art Homo sapiens doppelt so alt ist wie heute? Und: Wird es dann überhaupt noch eine Menschheit geben, die sich an irgendetwas erinnern kann? Das ist keineswegs ausgemacht! Unser Vorgänger Homo erectus besiedelte die Erde fast zwei Millionen Jahre. Ob es Homo sapiens, die vermeintliche »Krone der Schöpfung«, auch so lange geben wird, darf man bezweifeln.
    Wie kommst du darauf?
    Je höher eine Zivilisation technologisch entwickelt ist, desto größer ist auch die Gefahr, dass sie sich selbst zerstört! Schau mal: Wir Menschen spalten heute das Atom und kommunizieren über Satelliten, aber besitzen wir auch die Reife, um mit dieser hochpotenten Technik angemessen umzugehen? Da bin ich sehr skeptisch! Ich habe das Problem in einem meiner Bücher so skizziert: Einerseits stehen wir technologisch im 21. Jahrhundert, andererseits sind unsere Weltbilder häufig noch von jahrtausendealten Legenden geprägt. Kann eine solche Kombination aus höchstem technischen Know-how und naivstem Kinderglauben auf Dauer gut gehen? Wohl kaum. Wir verhalten uns wie

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