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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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Fakten, die wir kennen, logisch miteinander kombinieren, dann wird klar, dass ein individuelles Weiterleben nach dem biologischen Tod um keinen Deut wahrscheinlicher ist als die reale Existenz von Spiderman, der Zahnfee oder des Spaghettimonsters!
    Warum?
    Weil unsere Persönlichkeit von der neuronalen Struktur unseres Gehirns abhängt. Losgelöst vom Gehirn gibt es kein Ich! Deshalb bedeutet das Ende der biologischen Funktionstüchtigkeit des Gehirns notwendigerweise auch das Ende unserer Existenz als Person.
    Da gibt es keinen vernünftigen Zweifel?
    Nein, zumindest nicht auf der Basis unseres heutigen Kenntnisstandes – und etwas anderes steht uns nicht zur Verfügung! Die Vorstellung, dass der »Geist« in irgendeiner Weise unabhängig vom Körper existieren könnte, war in unserer kulturellen Entwicklung zwar weit verbreitet, aber es handelt sich dabei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bloß um eine Illusion. Man kann sich das recht gut am Beispiel von Menschen verdeutlichen, deren Gehirne aufgrund von Unfällen, Erkrankungen oder genetischen Fehlentwicklungen geschädigt sind. Menschen, die beispielsweise an der »Alzheimer-Krankheit« im fortgeschrittenen Stadium leiden, sind nicht mehr diejenigen, die sie zuvor waren. Ihre Persönlichkeit, also das, was sie als Individuen einmal ausgemacht hat, erlischt noch vor dem Ende ihrer biologischen Existenz. Und da muss man sich doch fragen: Wenn schon das Absterben einiger Neuronen, wie im Fall von Alzheimer, dazu führt, dass die Persönlichkeit eines Menschen verloren geht, wie, um alles in der Welt, sollte diese Persönlichkeit erhalten bleiben, wenn infolge des Hirntods sämtliche Neuronen absterben?!
    Du hast recht: Das ist nicht sonderlich wahrscheinlich! Heißt das also, dass wir die Vorstellung eines Lebens nach dem Tod aufgeben sollten?
    Ich denke: ja! Wir sollten uns da keinen Illusionen hingeben. Und das dürfte auch mit einigen sehr positiven Konsequenzen verbunden sein: Denn wenn es überhaupt so etwas gibt wie einen »Stein der Weisen«, dann ist es der Grabstein.
    Klingt erst mal beeindruckend, aber was meinst du damit?
    Wenn wir uns bewusst machen, dass unser Leben endlich ist, dann werden wir diesem einen Leben mit einer ganz besonderen Wertschätzung gegenübertreten! Schließlich können wir nicht darauf hoffen, dass es für unser kurzes, irdisches Gastspiel eine ewige Verlängerung im Himmel oder Wiederholungspartien in Form von Wiedergeburten gibt. Es muss uns vielmehr klar sein, dass wir nur diese eine, einmalige Gelegenheit haben, unser Leben sinnvoll zu führen. Wenn wir diese Chance ungenutzt an uns vorüberziehen lassen, haben wir alles verpasst, was es überhaupt zu verpassen gilt!
    Klar: Wenn es kein Leben nach dem Tod gibt, wird das Leben vor dem Tod umso wertvoller.
    Richtig. Deshalb haben die Anhänger des griechischen Philosophen Epikur aus der Erkenntnis unserer Endlichkeit die Maxime »Carpe diem« abgeleitet: Pflücke (oder nutze) den Tag!
    Und was meinten sie genau damit?
    Der Rat der Epikureer lautet: Da du sterblich bist, solltest du es nicht auf morgen verschieben, dein Leben zu genießen. Vergeude deine Zeit nicht mit Nichtigem, sondern versuche noch heute, deinem Leben einen tragfähigen Sinn zu geben! Denn deine Existenz auf diesem Staubkorn im Weltall wird wahrscheinlich sehr viel schneller vorbei sein, als du es erwartest.
    Na, das scheint mir doch ein gutes Schlusswort für heute zu sein, oder? Und es bringt mich auf eine nette Idee: Was hältst du denn davon, mich jetzt zum Essen einzuladen? Wer weiß schon, wie oft du in deinem fortgeschrittenen Alter noch die Gelegenheit dazu hast …
    Haha! In Ordnung. Wie ich sehe, hast du die Weisheit des alten Epikur schon recht gut verstanden.
    • • • •
    »Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod, aber für alle Fälle nehme ich immer Unterwäsche zum Wechseln mit.« Mit diesen Worten karikierte der amerikanische Schauspieler, Regisseur und Autor Woody Allen (*1935) die moderne Haltung zum »ewigen Leben«: Einerseits wissen die meisten von uns, dass ein personales Weiterleben nach dem Tode mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen ist, andererseits wollen wir diese ernüchternde Tatsache dann doch nicht so ganz wahrhaben.
    Offensichtlich fällt es uns schwer, uns unsere eigene Endlichkeit vorzustellen. Und so haben die meisten Weltreligionen die Idee eines wie auch immer gearteten »ewigen Lebens« entwickelt. Auch in den Mythen der

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