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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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so unintelligent designed ist, dass dahinter einfach kein intelligenter Designer stehen kann!
    Ja, wir müssen deshalb davon ausgehen, dass wir Menschen nicht die Krone einer gut gemachten, gut gemeinten »göttlichen Schöpfung« sind, sondern vielmehr ein unbeabsichtigtes und letztlich vorübergehendes Randphänomen in einem weitgehend sinnleeren Universum.
    Ich weiß! Aber klingt das nicht ziemlich trostlos?
    Finde ich nicht! Denn warum sollte es uns überhaupt kümmern, ob das Leben einen »Sinn an sich« hat oder nicht? Was für uns zählt, ist doch, dass wir dem Leben einen »Sinn für uns« geben können! Ob es außerhalb von uns noch ein, zwei, drei oder unendlich viele »höhere Wesen« gibt, die unserem Leben ebenfalls einen Sinn beimessen, ist völlig irrelevant, zumal wir keinerlei Anhaltspunkte für die Existenz solcher Wesen haben.
    Aber was wäre, wenn wir plötzlich doch feststellen würden, dass die Welt von einem planvoll vorgehenden höheren Wesen erschaffen wurde?
    Na, dann würden sich die Evolutionsbiologen sehr wundern.
    Klar! Aber was würde das für unsere Vorstellung vom Sinn des Lebens bedeuten?
    In einem solchen Fall müssten wir unsere Sinnvorstellungen natürlich überdenken. Dennoch wäre es keineswegs so, dass der Sinn, den dieses Wesen im Universum sehen würde, notwendigerweise auch unser Sinn sein müsste! Es könnte ja sein, dass uns dieser Sinn überhaupt nicht zusagt!
    Das erinnert mich an unser Gespräch über die Existenz Gottes: Wenn ein Schöpfer die Welt bewusst so erschaffen hätte, wie sie ist, dann wäre er entweder verwirrt oder ein Sadist, der sich am Leid seiner Geschöpfe erfreut!
    Richtig. Doch gleich, welchen Sinn dieses Wesen im Leben sehen würde, es wäre sein Sinn, nicht unser Sinn! Die Tatsache, dass wir jemandem unsere Existenz verdanken, heißt ja nicht zwangsläufig, dass wir seine Vorstellungen vom Sinn des Lebens auch akzeptieren müssten.
    Stimmt! Ansonsten müssten ja auch Kinder die Überzeugungen ihrer Eltern übernehmen – gleich ob diese vernünftig sind oder nicht.
    Ja – und das wäre absurd! Schließlich ist das, was ein Mensch als sinnvoll oder sinnlos erachtet, Ausdruck seiner ganz persönlichen Sicht der Dinge. Natürlich wird er dabei von den biologischen Mechanismen bestimmt, die sich in der Evolution durchgesetzt haben. Und selbstverständlich wird er auch durch die Vorstellungen geprägt, die sich in der Kultur, in der er lebt, entwickelt haben. Das alles ändert aber nichts daran, dass es keinen allgemein verbindlichen Sinn des Lebens gibt.
    Schließlich gibt es ja nicht mal einen allgemein verbindlichen »Sinn einer Straße«. Für uns ist sie ein Hilfsmittel, um von A nach B zu kommen, für Raben hingegen ein Instrument zum Nüsseknacken!
    Genau. Ebenso wenig, wie Raben unseren »Sinn der Straße« übernehmen müssen, müssen wir den »Sinn des Lebens« übernehmen, den uns ein »Gott« vorgeben könnte, wenn er denn existierte. Wir müssen schon selbst entscheiden, worin für uns der Sinn des Lebens besteht.
    Das heißt also, dass es unsinnig ist, den Sinn des Lebens außerhalb des Lebens selbst zu suchen, oder?
    Ja, im Grunde sollte man sogar vermeiden, überhaupt von »Sinn suche « zu sprechen. Denn der Sinn des Lebens ist nichts, was man irgendwo vorfinden könnte. Man kann ihn nicht entdecken, wie man an Ostern bunte Eier im Garten entdeckt, die zuvor jemand versteckt hat. Man kann ihn auch nicht einfach in der Natur auflesen, wie man Pfifferlinge oder Steinpilze im Wald sammelt. Der Sinn des Lebens kann überhaupt nicht ge funden werden, er muss er funden werden! Seinem Leben einen Sinn zu geben, das ist vor allem eine kreative Leistung : Wir stellen einen Sinn her , der so von vornherein gar nicht existiert.
    Das Leben hat also nur den Sinn, den wir ihm geben?
    Ja. Und dieser »Sinn des Lebens« ist so subjektiv wie die Röte einer Rotwahrnehmung. Ohnehin hat »Sinn« sehr viel mit sinnlicher Wahrnehmung zu tun. Denn Sinn erwächst aus Sinnlichkeit! Besäßen wir keine Sinne , mit denen wir die Reize in der Welt wahrnehmen und bewerten, so würde sich die Frage nach dem Sinn überhaupt nicht stellen!
    Wieso?
    Stell dir vor, du würdest nichts sehen, nichts hören, nichts riechen, nichts schmecken, nichts spüren! Es gäbe für dich weder Angenehmes noch Unangenehmes, weder Lust noch Schmerz, weder Freude noch Leid. In diesem Fall wäre für dich absolut nichts von Bedeutung, denn ohne Sinne hat nichts einen Sinn : Es wäre dir

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