Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
Vom Netzwerk:
diese Leute auszeichnet, warum sie glücklicher sind als andere und was sie tun, um ihrem Leben einen Sinn zu geben.
    Interessant! Und was hat man dabei entdeckt?
    Vor allem, dass es drei Glücksstrategien gibt, die besonders erfolgversprechend sind: nämlich »Hedonismus«, »Selbstverwirklichung« und »Engagement für eine größere Sache«. Wer diese drei Strategien miteinander verbindet, steigert die Chancen, ein glückliches Leben zu führen.
    Du wirst deiner geliebten Tochter doch bestimmt verraten wollen, was sich hinter diesen drei Glücksstrategien verbirgt, oder?
    Klar doch! Beginnen wir mit der ersten Strategie, dem »Hedonismus«: Der Begriff leitet sich vom griechischen Wort »h–edon–e« ab, was so viel heißt wie »Freude« oder »Lust«. Ein Hedonist ist also jemand, der nach Freude und Lust im Leben strebt.
    Tut das nicht jeder?
    Es gab und gibt da durchaus andere Vorstellungen. Denk nur an Blaise Pascal, den Autor der »Pascalschen Wette«, der im »Siechtum« den Idealzustand des Menschen sah. Oder an Josemaria Escrivá, den Gründer des streng katholischen »Opus Dei«-Ordens, der – in der Mitte des 20. Jahrhunderts! – meinte: »Ich nenne dir die wahren Schätze des Menschen auf dieser Erde, damit du sie dir nicht entgehen lässt: Hunger, Durst, Hitze, Kälte, Schmerz, Schande, Armut, Einsamkeit, Verrat, Verleumdung, Gefängnis.«
    Der hatte ja wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank!
    Papst Johannes Paul II. hat das offenbar anders gesehen und ihn in Rekordgeschwindigkeit heiliggesprochen! Doch zurück zum Hedonismus: Die großen philosophischen Hedonisten wie beispielsweise Epikur haben darauf hingewiesen, dass es gar nicht so einfach ist, das Leben so auszurichten, dass Lust und Freude wirklich überwiegen. Das verlangt nämlich einiges an Überlegung. Schließlich ist die Befriedigung unsere Lüste manchmal mit unangenehmen Nebenwirkungen verknüpft, die die Freuden um ein Vielfaches übersteigen! Es geht also nicht darum, unseren Lüsten um jeden Preis nachzugeben, sondern klug abzuwägen, welche Folgen unsere Begierden für uns und andere haben könnten.
    Was würde Epikur denn der gelifteten Millionärsgattin mit ihrem Diamantketten-Pudel raten?
    Epikur schrieb einmal, es sei besser, »auf Spreu zu liegen und guten Mutes zu sein, als ohne Seelenfrieden auf goldenem Ruhebett zu liegen und an reich besetzter Tafel zu speisen.« Wer die einfachen Dinge nicht zu schätzen wisse, meinte der alte Grieche, der könne auch den Überfluss nicht genießen.
    Das klingt vernünftig, aber widerspricht das nicht der Erkenntnis Freuds, dass wir den Dingen, die wir bereits besitzen, keine besondere Wertschätzung mehr entgegenbringen?
    Du hast recht: Die Automatismen der Gewöhnung verhindern oft, dass wir die einfachen Dinge wertschätzen. Deshalb meinte Epikur, dass wir diese Wertschätzung trainieren sollten, indem wir lernen, achtsam zu sein. Achtsamkeit ist ein wesentliches Element der epikureischen Lebenskunst.
    Was bedeutet denn nun schon wieder »Achtsamkeit«?
    Achtsamkeit meint, ganz im Hier und Jetzt zu sein, die Fülle des Augenblicks zu erfahren, sich selbst und sein Umfeld in voller Bewusstheit zu erleben.
    Entschuldige, aber das klingt total esoterisch! Und das aus deinem Mund?!
    Nicht alles, was esoterisch klingt, ist deshalb auch esoterisch! Es geht hier im Grunde nur um eine schlichte Lebenserfahrung: Du kannst dein Essen achtlos herunterschlingen, ohne wirklich mitzubekommen, was du zu dir nimmst. Du kannst aber auch sehr achtsam essen und die vielen feinen, unterschiedlichen Geschmacksnuancen wahrnehmen, die selbst eine einfache Speise wie ein Brot bietet. Durch Achtsamkeit wird aus einer schlichten Nahrungsaufnahme ein sinnlicher Genuss – ein Erlebnis, das uns mit Lebensfreude erfüllt.
    Na ja, bei deiner letzten Reispfanne war es wohl ganz sinnvoll, dass ich nicht so achtsam gegessen habe …
    Die hat dir wohl nicht geschmeckt?
    Nee, war mir zu scharf!
    Tut mir leid. In dem Fall hätte es dir wohl nicht geholfen, wenn du deine Sinneswahrnehmung durch Achtsamkeit noch intensiviert hättest. In den meisten Fällen jedoch ist das eine gute Sache: Denn im Zustand der Aufmerksamkeit können wir die Dinge des Lebens stärker genießen, Berührungen, Farben, Klänge und Gerüche intensiver erleben. Wer Achtsamkeit trainiert, der kann sich immer wieder neu an dem erfreuen, was er bereits kennt. Dabei wird er feststellen, dass das Gewöhnliche bei genauerer Betrachtung so

Weitere Kostenlose Bücher