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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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wirkend« fortleben würden, so wie er sich das als Gymnasiast erträumt hatte.
    Na, so toll hat das ja mit seinem »Sozialismus« letztlich doch nicht geklappt …
    Nein, der nahm einen ganz anderen Verlauf, als Marx es erwartet hatte. Aber das ist ein anderes Thema. Ich habe das Beispiel »Marx« hier nur gewählt, weil man an seinem Leben gut zeigen kann, dass ein Mensch durchaus individuelle Vorteile daraus zieht, wenn er sein Leben einer Aufgabe widmet, die über seine eigenen subjektiven Interessen hinausreicht. Ich hätte das ebenso gut am Beispiel von Mahatma Gandhi oder Martin Luther King demonstrieren können oder anhand von Menschen, die in der Entwicklungshilfe tätig sind.
    Hmmm, du hättest aber genauso gut auch unangenehmere Fälle heranziehen können. Glaubten nicht auch Hitler und Stalin, einer »höheren Sache« zu dienen?
    Darauf wäre ich noch gekommen. Du hast natürlich recht – und hier zeigt sich das große Problem, das mit dem »Engagement für eine höhere Sache« verbunden ist: Die »höhere Sache«, der man sich widmet, kann darin bestehen, Obdachlose oder notleidende Familien zu unterstützen, krebskranke Kinder zum Lachen zu bringen, für eine bessere Bildung, eine gerechtere Ökonomie oder eine intaktere Natur zu sorgen. Es kann aber auch bedeuten, nationalistischen oder religiösen Wahnideen zum Durchbruch zu verhelfen! Es mag uns nicht gefallen, aber eine realistische Deutung zwingt uns zu der Einsicht, dass auch Hitler, Stalin oder die Attentäter des 11. Septembers, die mit entführten Flugzeugen in die Zwillingstürme des World-Trade-Centers rasten, »sinnerfüllte Leben« führten – auch wenn das, was sie als »Sinn« betrachteten, aus unserer Perspektive menschenverachtender Wahnsinn war.
    Ja, über diesen »unsinnigen Sinn« hatten wir schon gesprochen …
    Leider zeigt sich immer wieder, dass manches Glück durch das Unglück anderer erkauft wird und dass mancher Sinn , bei Licht betrachtet, kolossaler Unsinn ist. Aber das sollte uns im Grunde auch nicht verwundern. Denn wären Glück und Sinnerfüllung tatsächlich an so positive Dinge gekoppelt wie Liebe und Erkenntnis, an Achtung gegenüber dem Leben und tiefem Wissen um die realen Zusammenhänge in der Welt, so wäre die Menschheitsgeschichte ganz anders verlaufen, als sie es ist.
    Okay! Dann haben wir jetzt wohl die drei erfolgreichsten Glücksstrategien durch, oder?
    Ja, wir haben sie zumindest anskizziert.
    Also werde ich umso glücklicher sein, je eher ich darauf achte, erstens mit allen Sinnen zu genießen, zweitens mich aktiv selbst zu verwirklichen und drittens mein Leben einer höheren Sache zu widmen?
    Nun, zumindest steigen dadurch deine Chancen, dass du ein erfülltes, glückliches Leben führen kannst. Allerdings ist dein Glück natürlich nicht von dir allein abhängig! John Lennon hat dies sehr schön in einer Zeile ausgedrückt, die er auf seinem letzten Studioalbum »Double Fantasy« sang: »Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.«
    Wow, ein kluger Satz!
    Ja, für Lennon selbst hat er sich leider in tragischer Weise bewahrheitet: Mit »Double Fantasy« wollte er wieder groß ins Musikgeschäft einsteigen, und er war in dieser Hinsicht auch sehr optimistisch, doch drei Wochen nach der Veröffentlichung dieses Albums wurde er von einem geistig verwirrten Ex-Fan in New York erschossen.
    Es liegt also nicht allein in unserer Hand, ob uns gelingt, was wir uns vornehmen …
    Nein, wir sind abhängig von allerlei Zufällen: von den Menschen, denen wir begegnen oder nicht begegnen, von den sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen, auf die wir treffen, und so weiter. Denk nur daran, wie entscheidend es ist, in welche Gesellschaft oder in welche Familie ein Mensch hineingeboren wird.
    Klar. Wer unter wirklich schlimmen Verhältnissen aufwächst, etwa in bitterster Armut oder in einem gewalttätigen Elternhaus, hat keine sonderlich guten Chancen auf ein glückliches Leben.
    So ist es leider. Und es sind nicht einmal allein diese äußeren Faktoren, die unsere Chancen auf Glück bestimmen: Wir Menschen starten ja schon mit sehr unterschiedlichen biologischen Bedingungen ins Leben. Manche Menschen sind außerordentlich talentiert, schön, klug, sympathisch, andere verfügen über solche Eigenschaften nicht – und das ist zu einem großen Teil auf die zufällige Anordnung von Erbinformationen zurückzuführen. Manche sind so veranlagt, dass sie kaum etwas aus der

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