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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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die Rolle eines passiven Konsumenten gedrängt wird. Es ist ja auch sehr verführerisch, ohne eigene Mühen, bequem von der heimatlichen Couch aus, Abenteuersimulationen zu durchleben. Statt dass wir selbst aktiv werden, uns anstrengen und nach einigem Scheitern vielleicht erfolgreich sind, borgen wir uns solche Gefühle von anderen aus. Aber dieses »Secondhand-Glück« ist nur eine Schmalspursimulation des echten Glücks! Und das ist, wie ich vermute, einer der Gründe dafür, warum depressive Erkrankungen in den letzten Jahren so zugenommen haben. Wir verlernen es zunehmend, selber aktiv zu sein, wodurch das in uns angelegte, biologische Belohnungssystem verkümmert.
    Du plädierst jetzt aber nicht dafür, dass wir uns keine Filme oder Fernsehsendungen mehr anschauen sollten, oder?!
    Nein, natürlich nicht. Ich wollte nur zeigen, dass es für ein gelingendes Leben nicht ausreicht, sich bloß berieseln zu lassen. Wer nichts anderes tut, als zu konsumieren, was ihm vorgesetzt wird, hat geringere Chancen, glücklich zu werden. Um echte Glücksgefühle zu erleben, muss man selber aktiv werden, darf also Anstrengungen nicht scheuen. Der berühmte Satz des Dichters Erich Kästner »Es gibt nichts Gutes – außer: man tut es!« gilt offenbar auch für das individuelle Streben nach Glück.
    Okay, ich werde also versuchen, künftig etwas aktiver zu sein, statt nur auf der Couch abzuhängen … Lass uns jetzt aber zur dritten und letzten Glücksstrategie kommen: Wenn ich mich nicht irre, hast du da von einem »Engagement für eine höhere Sache« gesprochen. Was meinst du damit?
    Wer sein Leben in den Dienst einer »höheren Sache« stellt, der gibt ihm einen umfassenderen Sinn , indem er einen Zusammenhang herstellt zwischen den eigenen Interessen und den Interessen anderer. Wenn du dich beispielsweise für eine intakte Natur, für Tierrechte, eine gerechtere Weltwirtschaft oder eine bessere Versorgung von Obdachlosen einsetzt, so lebst du ein Leben, das nicht nur für dich selbst Bedeutung hat , sondern auch für andere Bedeutung haben könnte . Diese Erweiterung des Lebenssinns über die eigenen Interessen hinaus ist eine große Quelle für Glücksgefühle, wie viele sozial oder ökologisch engagierte Menschen berichten. Sehr schön, wenn auch reichlich pathetisch, hat das einmal ein 17-jähriger Schüler in seinem Abituraufsatz zum Thema »Betrachtungen eines Jünglings bei der Wahl seines Berufes« formuliert.
    Iiieeh, was für ein fieses Abiturthema!
    In der Tat. Glücklicherweise scherte sich der Schüler nicht groß um das Thema, sondern beschäftigte sich mit allgemeineren Fragestellungen, was seinem Lehrer zwar nicht sonderlich gefiel, aber für uns heute umso interessanter ist. Denn am Schluss seiner Ausführungen erklärte der junge Mann, warum es klug ist, das Leben in den Dienst einer »höheren Sache« zu stellen. Er schrieb: »Die Erfahrung preist den als den Glücklichsten, der die meisten glücklich gemacht; Wenn wir den Stand gewählt, in dem wir am meisten für die Menschheit wirken können, dann können uns Lasten nicht niederbeugen, weil sie nur Opfer für alle sind; dann genießen wir keine arme, eingeschränkte, egoistische Freude, sondern unser Glück gehört Millionen, unsere Taten leben still, aber ewig wirkend fort, und unsere Asche wird benetzt von der glühenden Träne edler Menschen.«
    Boah, das ist aber starker Tobak für einen 17-Jährigen! Ich hoffe, das stammt nicht von dir?!
    Das traust du mir zu? Nee, selbst als 17-Jähriger hab ich nicht so dick aufgetragen! Der Schüler, der diese Sätze schrieb, hieß Karl Marx und ging später als Begründer des »wissenschaftlichen Sozialismus« in die Geschichte ein. Interessant ist, dass Marx in gewisser Weise schon in seinem Abituraufsatz das Motto seines Lebens formuliert hatte. Denn sein Glaube, dass er sein Leben in den Dienst einer »höheren Sache« gestellt habe, nämlich der »Befreiung der Arbeiterklasse« beziehungsweise der gesamten Menschheit von der »Tyrannei des Kapitals«, half ihm später tatsächlich, die Lasten in seinem Leben besser zu ertragen. Selbst in den Zeiten bitterster Armut zweifelte Marx nicht am Sinn seines Lebens, da er fest daran glaubte, dass sich sein Engagement für den »Sozialismus« lohne – und zwar nicht nur für ihn selbst, sondern auch für zahllose andere Menschen. Als es mit ihm 1883 zu Ende ging, war er zweifellos davon überzeugt, nicht umsonst gelebt zu haben , da seine Taten »still, aber ewig

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