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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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»Fortdauer einer vom Lustprinzip ersehnten Situation« nur noch ein »Gefühl von lauem Behagen« erzeuge.
    Sind wir deshalb immer wieder auf der Suche nach neuen Kicks? Nach besseren Handys, Fernsehern, Autos, nach noch perfekteren Actionszenen, noch intensiveren Gefühlen und so weiter? Irgendwie hört sich das an, als seien wir Junkies, die die Drogendosis immer weiter erhöhen müssen, um nicht vollkommen abzustumpfen!
    Das ist ein guter Vergleich. Denn er verdeutlicht, dass mit unserem Streben nach Wachstum durchaus gefährliche Nebenwirkungen verbunden sein können. Das zeigt sich besonders stark bei der Gier nach materiellem Wachstum: Einerseits ist durch dieses Wachstumsstreben sehr viel Positives entstanden, es ist, so könnte man sagen, der Motor der gesellschaftlichen Entwicklung . Denn hätten sich die Menschen früherer Zeiten mit dem, was sie hatten, zufriedengegeben, so würden wir noch heute in Höhlen hausen. Andererseits verursacht dieser permanente Wachstumszwang große Probleme, schließlich ist ein unbegrenztes materielles Wachstum auf einem begrenzten Planeten gar nicht möglich! Denk nur an die Abholzung der Regenwälder …
    Logisch. Wenn jeder einen möglichst großen und immer größer werdenden Anteil vom Kuchen haben will, dann ist am Ende nichts mehr übrig, was man verteilen könnte.
    So ist es. Unser Wunsch nach einem steten »Mehr von allem« führt nicht nur dazu, dass wir die Ressourcen unseres Planeten ausplündern, es kommt auch fast zwangsläufig zu heftigen Verteilungskämpfen unter den Menschen.
    Klar, denn diejenigen, die nur sehr wenig oder gar nichts vom Kuchen abbekommen, werden sich damit auf Dauer kaum abfinden!
    Deshalb führt der Zwang zu materiellem Wachstum auch zum Wachstum von psychischem Stress, was sich wiederum ungünstig auf das Wohlbefinden der Menschen auswirkt. Internationale Untersuchungen haben ergeben, dass das durchschnittliche Wohlbefinden der Menschen zurückgeht, je stärker das soziale und ökonomische Gefälle in einer Gesellschaft ausgeprägt ist. Auch die Reichen fühlen sich nicht wohl in Gesellschaften, in denen es zu große Unterschiede zwischen Arm und Reich gibt.
    Also tun sich die »oberen Zehntausend« gar keinen Gefallen damit, wenn sie ihren Reichtum auf Kosten anderer ausbauen.
    Nein, denn dadurch steigt der Druck, diesen Reichtum gegen die Interessen der anderen abzusichern. Außerdem haben Studien gezeigt, dass ab einem bestimmten Wohlstandsniveau Vermögenszuwächse keine psychische Bedeutung mehr haben. Wer schon zehn Millionen auf der Bank hat, wird durch die elfte Million keinen Deut glücklicher.
    Oh, die armen Millionäre …
    Ich kann verstehen, dass sich dein Mitleid da in Grenzen hält. Es gibt zweifellos gravierendere Probleme auf der Welt als die Frage, für welchen Unsinn man sein Geld noch ausgeben könnte.
    Ich hab mal in einer dieser dämlichen Promi-Sendungen gesehen, wie eine geliftete und von ihrem Jet-Set-Dasein offenbar ziemlich angeödete Millionärsgattin ihrem Pudel aus Langeweile eine Diamantkette im Wert von mehreren Tausend Euro schenkte.
    Ja, solche Fälle gibt es. Man sollte die psychischen Folgen einer solchen »Luxusverwahrlosung« auch nicht unterschätzen, zumal dieses Phänomen keineswegs bloß Multimillionäre betrifft: Wer sein Glück allein darin sieht, mit der Anhäufung seiner Güter zu wachsen, der kommt irgendwann an einen Punkt, an dem ihm dieser ganze Rummel hohl und leer erscheint. In einem »Meer von Konsumgütern« ist es schwierig, ein weiteres »Mehr an Konsumgütern« als beglückend zu empfinden.
    Also kann man es niemandem empfehlen, sich sein »Glück« auf diese Weise erkaufen zu wollen, oder?
    Nein. Schon der altgriechische Philosoph Aristoteles wusste, dass Reichtum zwar ein Mittel zum Glück sein kann, aber keineswegs notwendigerweise mit Glück einhergeht. Um zum Glück zu finden, gibt es bessere Strategien. Das ist in den letzten Jahren auch recht intensiv erforscht worden.
    Wie kann man denn so etwas erforschen?
    Nun ja, früher haben Psychologen vor allem Menschen untersucht, die psychische Probleme hatten, die mit sich und der Welt unzufrieden waren oder für ihre Umwelt eine Belastung darstellten. Das tun sie natürlich immer noch, aber seit einiger Zeit interessieren sich die Forscher zunehmend auch für diejenigen, denen es außergewöhnlich gut geht, die also zufriedener sind als der Durchschnittsmensch. Die sogenannte »Positive Psychologie« versucht herauszufinden, was

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