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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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gewöhnlich gar nicht ist. Achtsamkeit lehrt uns, den Reiz des Neuen auch im Altbekannten zu entdecken und uns von der zwanghaften Suche nach immer neueren, drastischeren Stimuli zu befreien.
    Okay, das verstehe ich. Der Hedonismus dürfte für mich auch kein größeres Problem darstellen. Kommen wir also zur zweiten Glücksstrategie, ja? Worum ging es da noch mal?
    Um Selbstverwirklichung , also um das Bemühen, unsere jeweiligen Fähigkeiten optimal zur Entfaltung zu bringen.
    Und eine solche Mühe soll glücklich machen?
    Ja. Dass wir uns hart anstrengen müssen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, ist sogar eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass wir mit Glücksgefühlen belohnt werden. Ein Bergsteiger, der ausgezehrt und mit halb erfrorenen Fingern den Gipfel erreicht, ist in der Regel glücklicher als ein Pauschaltourist, der mit einem Cocktailglas bei strahlendem Sonnenschein am Swimmingpool sitzt.
    Das kann ich aus meiner eigenen Erfahrung als »Couching-Expertin« eigentlich gar nicht bestätigen! Warum soll es denn besser sein, sich anzustrengen, als gemütlich abzuhängen?
    Weil »Aktivsein« in der Evolution mit Selektionsvorteilen verbunden war. Wer den anderen in seiner Gruppe bloß zusah, wie sie Büffel erlegten, Früchte sammelten oder bei Wettkämpfen Rangordnungen untereinander herstellten, galt nicht als sonderlich attraktiv und konnte somit seine Gene kaum weiterverbreiten. Und so hat sich in unserem Körper ein eigenes Belohnungssystem für Erfolg entwickelt: Wenn wir etwas für uns Bedeutsames erreichen, schüttet unser Körper einen wahren Drogencocktail aus. Das daraus resultierende Glücksgefühl motiviert viele Menschen, über sich selbst hinauszuwachsen und ihre Leistungen so weit zu verbessern, wie das irgend möglich ist.
    Dass Glücksgefühle beim Laufen oder Klettern auftreten, habe ich gehört, obwohl ich das, ehrlich gesagt, nur schwer nachvollziehen kann. Aber es gibt doch bestimmt auch andere Gebiete, auf denen man sich auf solche Weise selbst verwirklichen kann, oder?
    Keine Sorge, man muss ganz gewiss keine sportlichen Höchstleistungen erbringen, um das Glücksgefühl auszukosten, das sich einstellt, wenn man irgendein selbst gestecktes Ziel erreicht. Du hast ja selbst schon davon gesprochen, wie glücklich du warst, als du deine Führerschein-Prüfung bestanden hast. Ähnliche Erfahrungen könntest du zum Beispiel machen, wenn du das erste Mal ein schwieriges Klavierstück fehlerfrei spielst oder ein komplexes theoretisches Problem löst, mit dem du schon lange kämpfst. Letztlich ist es egal, auf welchem Gebiet wir Erfolge feiern. Wichtig ist nur, dass die Aufgabe unserem Fähigkeitsprofil entspricht, uns also weder über- noch unterfordert.
    Das hatten wir ja schon: Wenn ich bei einem Spiel den anderen hoffnungslos überlegen bin, also mit Sicherheit gewinnen werde, dann macht der Sieg keinen großen Spaß. Am schönsten ist es, wenn man vorher denkt, schlechter als der Gegner zu sein, dann aber trotzdem gewinnt! So ein Sieg löst die größte Euphorie aus.
    Ja, das konnte man schön bei der letzten Fußball-WM sehen. Da das deutsche Team sehr jung und unerfahren war, hatten die Leute keine allzu hohen Erwartungen. Als die Mannschaft dann aber richtig gut spielte, waren alle begeistert.
    Dieses Beispiel zeigt doch eigentlich, dass man gar nicht selbst aktiv sein muss, um starke Glücksgefühle zu empfinden. Die Fans mussten sich schließlich nicht selbst anstrengen, das taten ja die Spieler auf dem Platz. Trotzdem gab es beim »Public-Viewing« Fans, die vor lauter Glücksgefühlen ausgerastet sind.
    Das ist richtig. Da wir Menschen sehr mitfühlende Wesen sind, können wir uns die Anstrengungen und Glücksgefühle anderer gewissermaßen »ausborgen«. Genau das passiert auch, wenn wir uns mit den Heldinnen oder Helden eines Films identifizieren: Wir siegen zwar nicht selbst gegen die Mafia und durchleben auch nicht selbst die Höhen und Tiefen einer heißen Liebesromanze, aber ein wenig fühlt es sich so an. Die Betonung liegt hier auf »ein wenig«: Denn Gefühle aus zweiter Hand sind niemals so stark wie die Gefühle, die man hat, wenn man eine Situation wirklich durchlebt.
    Klar! Wer nur zuschaut, wie ein anderer am Bungee-Seil in die Tiefe stürzt, der erlebt bestimmt nicht das Gleiche wie derjenige, der das wirklich tut.
    Ganz bestimmt nicht. Und eben das führt zu einem echten Problem in unserer Gesellschaft! Wir leben nämlich in einer Zeit, in der man leicht in

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