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Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Bewegung geriet. Mr. Pringle seufzte
vor Entzücken.
    «Dann mußt du eben alles noch einmal
gründlich durchdenken, Lieber», sagte sie. «Wer ist übrigens dieser Reggie?»
    «Er lebt in Warlingham. Von Beruf ist
er Rechtsanwalt.»
    «Oh, das sagt ja schon alles.» Mavis
beugte sich vor, um das Licht auszuknipsen. Ihre rechte Brust streifte sein
Ohr. «Ich hab im Bricklayers manchmal welche bedient, Rechtsanwälte
meine ich.»
    «Mavis, mach doch bitte noch mal das
Licht an!»
    «O nein, ich weiß genau, was du
vorhast. Aber für heute abend hast du wirklich genug gehabt. Ich möchte nicht,
daß du morgen wieder stöhnst, du hättest Muskelkater. Denk lieber über diesen
Reggie nach. Es wird ziemlich schwierig sein, ihn dazu zu bringen, etwas zu
sagen. Rechtsanwälte verstehen es meistens sehr gut, sich aus unangenehmen
Situationen herauszuwinden.»
    Er robbte sich an sie heran, schlang
seine Beine um ihre Oberschenkel und begann an ihrem Ohr zu knabbern. Nach
einer Weile sagte sie: «Ich habe nicht den Eindruck, als ob du über den Fall
nachdächtest.»
    «Tue ich auch nicht.»
    «Willst du nicht endlich schlafen?»
fragte sie nach zehn Minuten.
    «Nein, ich bin noch nicht müde.»
    Wiederum eine Viertelstunde später, er
hatte den Kopf jetzt endlich frei, an Reggie zu denken, wurde ihm klar, daß es
nicht einfach werden würde, mit ihm zu reden. Ich muß mir genau überlegen, was
ich ihn fragen werde, beschloß er, bevor er einschlief.

Kapitel 21
     
    Am Ende hatte er mehr Zeit zum
Überlegen, als ihm lieb war. Sein Auto war einer jener Wagen, die heute gar
nicht mehr gebaut werden, wie ihm auch sogleich der Mechaniker erklärte, den
er, nachdem er kurz vor Warlingham mit streikender Zündung liegengeblieben war,
herbeigerufen hatte. Die ganze Sache war schon ärgerlich genug, schlimmer
jedoch war, daß er nicht einmal sicher war, ob er Reggie überhaupt antreffen
würde. Die Telefonnummer, die Reggie dem Reiseveranstalter angegeben hatte, war
die Nummer seiner Kanzlei, und als Mr. Pringle dort anrief, erklärte ihm die
Sekretärin, er solle sich keine allzu großen Hoffnungen machen. Bei solch einem
schönen Wetter sei der Chef meistens den ganzen Tag auf dem Golfplatz. Die
ganze Fahrt über grübelte Mr. Pringle, wie er es am besten anstellen sollte.
Wie, um alles in der Welt, fragte man einen Mann, ob er sich einer versuchten
Vergewaltigung schuldig gemacht habe. Und zwar gleich zweimal, und beim
zweitenmal mit tödlichem Ausgang für das Opfer, auch wenn die Leiche keinerlei
Zeichen für äußerliche Gewaltanwendung aufwies. Er seufzte. Als er in der
Kanzlei eintraf, erfuhr er als erstes, daß Reggie der Seniorpartner sei — keine
besonders beruhigende Auskunft für Mr. Pringle.
    Doch immerhin — er war da, wenn auch
schrecklich wütend. Gemeinsame Ferien hin, gemeinsame Ferien her — dieses
Eindringen in seine Privatsphäre sei ein unerhörter Vorgang! Es sei nicht mehr
als eine reine Zufallsbekanntschaft, die sie verbinde, wie er sich da einbilden
könne... Ob er überhaupt keinen Sinn habe für Anstand... Rot vor Zorn, stand er
in der Tür seines Büros und schien bereit, jeden Eindringling notfalls unter
Einsatz körperlicher Gewalt zurückzudrängen. Die Sekretärin im Vorzimmer
spannte ungerührt ein neues Blatt Papier in die Schreibmaschine. «Ich habe in
Ihrem Kalender nachgesehen, bevor ich ihm zugesagt habe», bemerkte sie. «Sie
hatten für heute keinen Termin. Nur um dreizehn Uhr das Essen mit den
Rotariern.»
    «Ich werde mich bemühen, möglichst
wenig von Ihrer Zeit in Anspruch zu nehmen», sagte Mr. Pringle höflich. Er
wußte, daß er sich auf sehr unsicherem Boden bewegte, und hätte sich am
liebsten gleich wieder umgedreht und wäre gegangen.
    «Für eilige Sachen ist unser Mr.
Ridgway zuständig.» Die Sekretärin blickte mit hochgezogenen Augenbrauen zur
Uhr hinüber. «Wenn er bist jetzt noch nicht da ist», bemerkte sie kühl, «wird
er wohl heute nicht mehr kommen.»
    Widerstrebend trat Reggie beiseite und
sorgte dafür, daß Mr. Pringle auch den unbequemsten Stuhl erwischte. Er würde,
entschied dieser, die Befragung so schnell wie möglich hinter sich bringen und
sich gar nicht erst mit einleitenden Worten aufhalten — Reggie beruhigen zu
wollen schien ohnehin aussichtslos.
    «Darf ich Sie fragen», kam er gleich
zur Sache, «ob Sie die Angewohnheit haben, als Kosenamen ‹Schätzchen› zu
verwenden?» Zu Mr. Pringles größter Überraschung wurde Reggie totenblaß.
    «Also

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