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Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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war sehr laut. Sie haben getanzt.»
    «Also mich hätte man bestimmt nicht
überhört!» sagte Mavis überzeugt. «Aber vielleicht war sie auch so in Panik,
daß sie nicht mehr schreien konnte», wandte Mr. Pringle ein. «Hm.» Mavis schien
das nicht einzuleuchten. «Hast du übrigens gestern in der Zeitung gelesen, was
Matthew den Reportern nach der Verhandlung gesagt hat?»
    «Nein.»
    «Die Überschrift lautete etwa: ‹Reiche
Erbin vermutlich erstickt — Tod immer noch ein Rätsel.› Und Matthew soll gesagt
haben: ‹Wir sind alle sehr enttäuscht. Eigentlich hatten wir damit gerechnet,
in dieser Verhandlung endlich die Antwort auf die Frage zu bekommen, warum ein
solch wundervolles Mädchen sterben mußte.› Sie haben auch noch ein schönes Bild
von ihm gemacht, ich habe es dir ausgeschnitten.»
    Die Zeitungsberichte heute morgen waren
auch nicht informativer gewesen. Während er den Wagen abschloß, dachte er, daß
er bei seinem gestrigen Besuch in Hounslow auch nicht eben sehr methodisch
vorgegangen war. Er hatte sich darauf verlassen, daß Mrs. Hanson ihm schon die
Wahrheit sagen würde, doch eigentlich hätte er natürlich auch noch ihre
Schwester befragen müssen. Der Gedanke, noch einmal nach Hounslow zu fahren,
erschien ihm unerträglich, vielleicht ließ es sich ja auch am Telefon
erledigen. Die Nummer der Clarkes stand nicht auf Matthews Liste, und so rief
er Mrs. Hanson an.
    «Oh, tut mir leid, aber meine Schwester
hat kein Telefon mehr. Sie mußten es abmelden. Nachdem John arbeitslos geworden
war, konnten sie es sich nicht mehr leisten. Soll ich ihr etwas ausrichten? Wir
treffen uns immer donnerstags.» Er lehnte dankend ab. Nun würde er also doch
hinfahren müssen. Und das bedeutete, daß er erst einmal per Post eine
Verabredung treffen müßte. Das war alles so schrecklich umständlich, und er
fühlte sich so furchtbar müde! Irgendwann rief Mavis an, um ihm zu sagen, daß
sie neue Kerzen gekauft habe, doch er war zu erschöpft.

     
    «Ich fühle mich nicht gut», sagte er
mit klagender Stimme, aber sie hatte kein Mitleid, sondern lachte nur.
    «Siehst du? Ich habe dich gestern
gewarnt, du sollst es nicht übertreiben. Geh heute mal früh ins Bett. Wir sehen
uns dann morgen!» Er fühlte sich abgeschoben; sie hätte wenigstens vorbeikommen
und ihm Abendbrot machen können.
     
    Er schlief sehr unruhig und wachte nach
ein paar Stunden fröstelnd auf. Da es Juli war, hatte er die Heizdecke zur
Reparatur gegeben, und die Wärmflasche war nicht zu finden. Die vergebliche
Suche hatte ihn so erbittert, daß er auch gleich noch auf den Tee, den er sich
eigentlich hatte kochen wollen, verzichtete. Gegen Morgen spürte er, daß er
Fieber bekam. Sein Hals tat ihm weh. Er rief bei Mavis an, um ihr zu sagen, daß
es ihn erwischt hätte, aber sie war nicht da. Er war völlig verblüfft — es war
erst Viertel nach acht — wo um alles in der Welt konnte sie so früh am Morgen
sein? Doch danff blickte er auf den Kalender: Freitag. An diesem Tag machte
Mavis immer ihre Einkäufe.
    Übel gelaunt schluckte er zwei Aspirin
und machte sich Frühstück. Die Cornflakes waren alle. Natürlich! Im Brotkasten
fand er einen trockenen Rest Sandkuchen. Er biß kleine Stückchen davon ab und
spülte sie mit Kaffee hinunter. Kein Mensch kümmerte sich um ihn. Er konnte
hier sterben, die Nachbarn würden es erst merken, wenn der Gestank seiner
verwesenden Leiche sie alarmierte. Frische Socken gab es auch nicht mehr,
jedenfalls kein vollständiges Paar, und so zog er zwei verschiedene an.
    Eigentlich, dachte er, gab es keinen
Grund, warum er nicht gleich heute nach Hounslow fahren sollte. Er mußte seine
Ermittlungen so gründlich wie möglich betreiben, um die Wahrheit herauszufinden
— das war er Elizabeth und sich schuldig. Da Mr. Clarke keine Arbeit mehr
hatte, war er wahrscheinlich zu Hause anzutreffen und eine schriftliche
Terminabsprache unnötig. Er würde einfach dort erscheinen. Wenn er ehrlich
gewesen wäre, so hätte er zugeben müssen, daß der wahre Grund für seine Fahrt
die Tatsache war, daß in seinem jetzigen Zustand jedes fremde Haus ihm
einladender erschien als das eigene.
    Doch Mrs. Clarke ließ ihn draußen
stehen. Ihr Mann sei im Schrebergarten, ungefähr eine Viertelstunde Fußweg
entfernt, er könne das Gelände gar nicht verfehlen. Auf halbem Weg überraschten
ihn die Schauer, die der Meteorologe gestern vorhergesagt hatte. Sein Schirm
lag zu Hause.
    Mr. Clarke bat ihn in den zugigen
Schuppen und

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