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Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Hounslow-Mitte mußte
er ein paar Minuten warten und hatte Zeit, über Gill nachzudenken. Theoretisch
war es natürlich möglich, daß er der Mann war, der Emma in Spartahouri zu
vergewaltigen versucht hatte, aber war das plausibel? All seine Energie schien
darauf gerichtet zu sein, an Geld zu kommen. Und was sein lautstarkes und
überhebliches Auftreten anging, so hatte er sich das vermutlich deshalb
angewöhnt, um mißtrauische Bankangestellte einzuschüchtern und davon
abzuhalten, peinliche Fragen zu stellen. Würde er, auch wenn er noch so
dringend Geld brauchte, tatsächlich Gewalt anwenden? Aber, sagte sich Mr.
Pringle, es hatte ja gar keine Gewaltanwendung stattgefunden, die Aussagen des
Pathologen waren an diesem Punkt ja eindeutig gewesen. Ziemlich niedergedrückt
stellte er fest, daß er offenbar nicht einen Schritt weitergekommen war, doch
dann fiel ihm ein, daß er heute Mavis wiedersehen würde. Plötzlich hatte er es
eilig, nach Hause zu kommen.
     
    «Wir drei saßen hier und haben uns
unterhalten, und plötzlich fiel Emma etwas ein, das sie vorher noch nie erwähnt
hatte. Wir glauben, daß es sich irgendwo in ihrem Unterbewußtsein festgesetzt
haben muß, aber daß sie es durch den Schock zwischendurch vergessen hatte.»
    «Du sprichst von der Geschichte in
Spartahouri?»
    «Ja.»
    «Und was ist es?» Mr. Pringle war kurz
angebunden, der Telefonanruf seines Neffen kam ihm sehr ungelegen. Mavis war
während seiner Abwesenheit hier gewesen und hatte schon den Tisch gedeckt — mit
Blumen und Kerzen!
    «Schätzchen!»
    «Wie?»
    «Das ist das Wort, das Emma wieder
eingefallen ist. Er hat es ihr ins Ohr geflüstert, als er nach ihr grapschte.»
    Mr. Pringle vermochte nicht recht
einzusehen, was an dieser Erinnerung nun so wichtig war, daß sein Neffe extra
deswegen anrief. Unten wurde gerade die Haustür aufgeschlossen.
    «Hör mal, Matthew, laß uns morgen noch
einmal darüber sprechen. Im Moment...»
    «Hallo-ho!» Mavis stand am Fuß der
Treppe.
    «Charlotte meint sich zu erinnern, daß
Reggie Phyllis immer ‹Schätzchen› nannte.»
    «Ich komme, ich komme», rief Mr.
Pringle durch die halbgeöffnete Tür und wandte sich wieder dem Telefon zu. «Du
meinst, daß Reggie...?»
    «Sieht doch so aus.»
     
    Es war schon sehr spät am Abend, als
Mr. Pringle begann, Mavis von seinen Ermittlungen zu berichten.
    «Nun, Lieber, du sagst doch immer, daß
in neun von zehn Fällen, wenn einer eines unnatürlichen Todes stirbt, es
entweder mit der Familie zu tun hat oder aber Sex beziehungsweise Geld im Spiel
sind.»
    Er nickte. «Stimmt. Aber Familie kommt
hier nicht in Frage. Elizabeth hatte, soweit ich weiß, überhaupt keine
Verwandten mehr.»
    «Und Geld kann es auch nicht sein,
oder? Elizabeth hatte ihre Erbschaft doch noch gar nicht angetreten.» Mr.
Pringle nickte wieder.
    «Dann bleibt also nur noch die dritte
Möglichkeit: Sex.» Mavis rekelte sich, die Arme hinter dem Kopf gekreuzt,
behaglich. «Obwohl es für dich und mich das Schönste ist, was es gibt —
glücklicherweise, wie ich sagen muß —, gibt es doch wohl eine ganze Menge
Leute, die deswegen ganz schön stinkig werden, jedenfalls, wenn man den
Zeitungsberichten glauben darf. Vor allem, wenn sie zu kurz kommen.» Mr.
Pringle war etwas abgelenkt. Mavis’ rote Locken bildeten einen verführerischen
Kontrast zu ihrer weichen weißen Haut... Ach, wenn er bloß jünger wäre, dann
würde er ihr jetzt glatt das zweite Mal... Sie sah ihn streng an, und folgsam
zog er seine Hände wieder zurück.
    «Als du aus Griechenland zurückkamst,
hast du gesagt, daß zwischen der Sache, die Emma in — wie hieß es doch gleich —
passiert ist, und Elizabeths Tod ein Zusammenhang bestehe. Vielleicht hat ihr
Tod also wirklich mit Sex zu tun?»
    «Möglich.»
    «Vorhin ist mir übrigens etwas
eingefallen. Elizabeth war doch ungefähr so groß wie Emma, oder?»
    «Ja. Aber sie hatte eine ganz andere
Figur. Sie war stämmiger, nicht so feingliedrig wie Emma.»
    «Aber ich denke, dort oben im Wald war
es dunkel. Nimm einmal an, es war beide Male derselbe Typ. Viel sehen konnte er
vermutlich nicht, aber er hörte sie reden. Als dann eine von beiden wegging,
griff er nach der, die dageblieben war — und stellte fest, daß er die Falsche
erwischt hatte, nämlich Elizabeth. Und dann geriet er in Panik.»
    «Und tat was? Elizabeths Leiche wies
keinerlei Zeichen von Gewalteinwirkung auf.» Mavis zuckte unbekümmert die
Achseln, so daß ihr prächtiger Busen in

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