Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
Vom Netzwerk:
gerunzelter Stirn: «Sind Sie in Ordnung? Sie sehen so aus,
als gehörten Sie ins Bett.»
    Auf dem Weg zurück nahm sich Mr.
Pringle vor, einen heißen Grog zu trinken, ein heißes Bad zu nehmen und alles
sonst noch in seiner Macht Stehende zu tun, um den schrecklichen Schüttelfrost
zu beenden. Als er vor seiner Haustür stand, wurde ihm schwindlig. Drinnen
griff er sofort zum Telefon. Zu seiner Erleichterung war Mavis zu Hause.
«Kannst du vorbeikommen? Ich habe Fieber.»
    Er ließ sich von ihr sanft maßregeln
und ins Bett bringen, erlaubte sogar, daß sie ihm einen Wollschal um den Hals
wickelte. Er trank heiße Milch mit Ei und einer Prise Muskat obendrauf, schloß
die Augen und wartete auf Erlösung.
    «Sie haben ihn gefaßt. Es kam gerade
eben im Radio.»
    «Wen? Was?»
    «Diesen Mr. Gill. Sie haben ihn
geschnappt, als er versuchte, einen Scheck einzulösen. Von Elizabeth haben sie
nichts erwähnt.» Mr. Pringle zwang sich, die Augen zu öffnen.
    «Haben sie irgendwelche Einzelheiten
mitgeteilt?»
    «Nein, soweit ich weiß, nicht. Es war
nur eine ganz kurze Meldung am Ende der Nachrichten. Aber morgen wird es ja in
den Zeitungen stehen.»
    Sie hatte recht. Er vergrub sich wieder
unter seinen Decken.
     
     
     

Kapitel 22
     
    Doch am nächsten Morgen wurde Gill in
den Zeitungen mit keinem Wort erwähnt. Mr. Pringle blieb im Bett und ließ sich
von Mavis verwöhnen. Gegen Abend, er merkte gerade, daß sein Appetit wieder
zurückkam, berichtete sie ihm von der neuesten Entwicklung: «Sie haben gerade
gesagt, daß er in Untersuchungshaft bleiben muß.»
    «Ah.»
    «Und sie haben den Segelurlaub erwähnt.
Die griechische Polizei ermittelt auch gegen ihn, es hat irgend etwas mit
Schecks zu tun, die er dort eingelöst hat.»
    «Ist Elizabeths Name gefallen?»
    «Nein.»
    «Wahrscheinlich wollen sie noch nicht
gleich damit herausrücken.» Aber so ganz überzeugt war er nicht. «Ich denke,
daß ich morgen wieder aufstehen kann. Es gibt noch viel zu tun.»
     
    Doch die Sonntagszeitungen brachten
Gills Namen in Verbindung mit dem Fall Hurst und ergingen sich in wilden
Spekulationen. Die Neuigkeit breitete sich aus wie ein Lauffeuer. Charlotte und
Emma kamen vorbei und drangen ungeniert bis in sein schäbiges Schlafzimmer vor.
Charlotte, ganz in Hellgelb, glühte vor Erregung. «Jetzt haben wir ihn, nicht?
Und morgen gehen Sie zu ihm und zwingen ihn, daß er aussagt, was er getan hat!»
Für Mr. Pringle war der Anblick zweier schöner junger Mädchen auf seiner
Bettkante noch etwas ungewohnt. Scheu zog er sich die Decke bis unters Kinn.
    «Charlotte ist davon überzeugt, daß Sie
Gill dazu bringen können zuzugeben, daß er etwas mit Elizabeths Tod zu tun hat»,
erklärte Emma, «sie hofft, daß dann alle Welt endlich einsieht, daß sie die
Wahrheit gesagt hat.» Emma hatte ihre üblichen Jeans diesmal gegen ein
geblümtes Kleid eingetauscht. Renée hatte einmal ein Kleid in derselben Farbe
besessen: blau wie Rittersporn.
    Für Charlotte war alles ganz einfach.
«Aber er muß es doch einfach zugeben! Ich meine, was hätte es für einen Sinn zu
leugnen, er wird doch selbst einsehen, daß er endlich sagen muß, womit er Liz
so erschreckt hat — sonst macht er doch für sich alles nur noch schlimmer.»
    «Aber vielleicht hat er sie gar nicht
erschreckt und trägt an ihrem Tod gar keine Schuld», gab Mr. Pringle zu
bedenken.
    «Was?!»
    «Und bitte begreifen Sie, Charlotte,
daß ich ihn, solange er in Untersuchungshaft sitzt, nicht aufsuchen kann —
dieses Vorrecht besitzt nur sein Verteidiger. Wenn sie Gill tatsächlich wegen
Betrugs festhalten, dann kann das Monate dauern...»
    «Aber Sie müssen etwas tun!» Charlotte
war außer sich. «Sie können doch nicht zulassen, daß diese dumme Verhaftung
wegen Betrugs die Aufklärung von Elizabeths Tod verzögert. Können Sie nicht
Ihre Beziehungen spielen lassen? Pa würde das tun. Wir können doch nicht
einfach hier sitzen und abwarten.»
    Er spürte, wie er ärgerlich wurde. Zum
einen, weil er es als eine Zumutung empfand, wie sie erwartete, daß alle nach
ihrer Pfeife tanzten, zum anderen, weil er gerade festgestellt hatte, daß er
noch nicht rasiert war.
    «Vielleicht gibt es tatsächlich eine
Möglichkeit, etwas zu tun, aber um das herauszufinden, muß ich erst einmal die Zeitungen
lesen, ich kenne noch nicht genug Einzelheiten.» Die Rettung erschien in
Gestalt von Mavis.
    «Nun, meine Lieben, jetzt müßt ihr ihn
aber erst einmal allein lassen, damit er sein Bad

Weitere Kostenlose Bücher