Leiche in Sicht
nahm seine Hände zwischen die ihren. «Sie hat gesagt,
daß sie dich immer noch liebt.» Mr. Pringle sah befriedigt, daß Matthew außer
einer leichten Überraschung keinerlei Reaktion zeigte.
«Hat sie das wirklich gesagt? Was,
meinst du, sollten wir jetzt tun?»
«Ihr hinterherfahren», sagte Emma
bestimmt. «Du weißt, wie labil sie im Moment ist. Wenn wir nicht aufpassen,
stellt sie sonstwas an.»
«Dann bringe ich dich jetzt erst nach
Hause und fahre gleich weiter zu Susie. Char hat sich bestimmt wieder zu ihr
geflüchtet.»
«Gut.» Emma stand auf, Matthew wandte
sich an Mr. Pringle.
«Was hast du denn als nächstes vor,
Onkel? Glaubst du, daß die Polizei dir Auskunft geben wird, falls Gill sich zum
Tod von Elizabeth geäußert hat?»
«Nein, im Moment wohl noch nicht»,
sagte dieser. «Aber wenn ich alle anderen Reiseteilnehmer mit Sicherheit
ausschließen kann, dann, denke ich, habe ich einen stichhaltigen Grund, sie um
einen Termin zu bitten.»
«Wen willst du eigentlich jetzt noch
befragen?» erkundigte sich Mavis. «Ich dachte, du hättest schon alle
aufgesucht.»
«Roge Harper. Abgesehen von Matthew und
Emma, war er wohl der letzte, der Elizabeth gesehen hat.»
Matthew half Emma in den Regenmantel.
«Ich bin mir fast sicher, daß er der Anlaß war, warum Elizabeth sich an dem
Abend so gereizt aufgeführt hat. Kann ich dir übrigens irgendwie helfen? Du
hast in letzter Zeit die ganze Lauferei allein erledigt.» Mr. Pringle nickte.
«Ja, du kennst doch die
Vermögensverwalter. Du könntest bei ihnen einmal nachfragen, ob sie etwas über
einen Cousin in Kanada wissen.» Mr. Pringle sah, daß Matthew von dessen
Existenz offenbar keine Ahnung hatte, und erklärte ihm den Zusammenhang.
Behutsam fragte er: «Meinst du, daß, wenn dieser Cousin auftauchen sollte, dein
Erbteil von Liz in Gefahr wäre?» Matthew schüttelte den Kopf.
«Wenn ich den Fonds geerbt hätte, dann
vielleicht. Aber so erbe ich ja nur ihr privates Vermögen. Der Anwalt, der die
Sache abwickelt, hat, bevor ihr Testament veröffentlicht wurde, bei mir
angerufen und gesagt, daß alles in Ordnung sei.»
«Ich wußte übrigens gar nicht, daß du
etwas erben würdest», sagte Mr. Pringle. Matthew wurde über und über rot.
«Ich fühle mich auch ausgesprochen
unbehaglich, das kannst du mir glauben. Damals war das Testament nur eine reine
Formalität, und es sollte ja auch nur vorübergehend gelten.»
«Wessen Idee war es denn eigentlich?»
«Franks.» Mr. Pringle sah seinen Neffen
verständnislos an. «Du erinnerst dich doch noch an unseren Segeltörn zu Ostern.
Der Eigentümer des Bootes — das war Frank. Er sagte damals, daß jeder, der von
ihm ein Boot chartern wolle, vorher ein Testament machen müsse. Typisch
Australier! Traut uns Engländern wohl nicht zu, daß wir wieder heil nach Hause
kommen.»
«Also, ich muß sagen, ich finde das
sehr vernünftig», sagte Mr. Pringle. Er trat vor die Haustür und beobachtete,
wie die beiden in Matthews alten Mini kletterten. «Ruf an, sobald du etwas über
den Cousin herausgefunden hast», rief er seinem Neffen zu.
«Ja. Ich werde mich gleich morgen darum
kümmern, und dann gebe ich dir umgehend Bescheid.» Emma kurbelte ihr Fenster
herunter.
«Grüßen Sie Roge und Maureen von uns!»
In der Küche war Mavis damit
beschäftigt, die Sauce abzuschmecken. Sie hatte die Tür offenstehen lassen, und
nun war das ganze Haus erfüllt von einem delikaten Duft.
«Ich bin froh, daß sie gegangen sind.
Die Pastetchen sind gleich fertig, und für vier hätte es nicht gereicht.»
Er deckte, half das Essen hereintragen
und setzte sich dann zu Tisch. Das sonntägliche Mittagessen mit Mavis war für
ihn immer der Höhepunkt der Woche. Besonders, wenn er daran dachte, was sie
hinterher tun würden... «Kommt nach dem Braten noch etwas?» fragte er und
blickte sie unschuldig an. «Aber natürlich. Spotted Dick, damit du wieder zu
Kräften kommst.» Das Glück, sinnierte Mr. Pringle, bestand aus vielen kleinen,
alltäglichen Dingen, zum Beispiel auch aus Pudding mir getrockneten Früchten.
Ob Mavis wohl heute wieder ihre lavendelfarbene Unterwäsche trug? Dann fiel ihm
ein, daß er ja noch zu Roge wollte. Verdammt!
Kapitel 23
Sein Ärger wuchs noch, als er in
Matthews Liste nachsah und feststellte, daß Roge in Isleworth wohnte. «Verdammt!
Das hätte ich ja nun wirklich gut mit einer der Fahrten nach Hounslow verbinden
können», grummelte er.
«Was für ein Zufall. Glaubst du,
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