Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
Vom Netzwerk:
Matthew
trifft doch keine Schuld?» Zum x-tenmal begann Mr. Pringle den Ablauf der
Ereignisse herunterzubeten.
    «Nachdem sie sich gestritten hatten,
lief Elizabeth weg. Matthew blieb auf der Grillparty. Erst ging Emma los, sie
sprach mit Elizabeth, dann Charlotte, die sie nicht mehr fand. In dieser Zeit
hat Matthew die Lichtung nicht verlassen. Während er Leute für die Suche
organisierte sowie während der Suche selbst, war er ständig mit anderen
Personen zusammen. Das haben John und Patrick mir bestätigt, sie haben mit
Leuten gesprochen, die an der Suche teilgenommen haben.»
    «Und du glaubst auch nicht, daß Emma
möglicherweise...»
    «Nein. Welches Motiv sollte sie gehabt
haben?»
    Mrs. Bignell spürte ein Prickeln in
ihren Zehen und hörte abrupt mit ihren Übungen auf. Man sollte nichts
übertreiben!
    «Schade, daß man von Charlotte nicht
dasselbe sagen kann. So ein hübsches Mädchen und so töricht! Sie hat sich
Matthew richtig an den Hals geworfen», sagte sie mißbilligend. Schönen Frauen
gegenüber war Mr. Pringle immer großmütig. «Sie liebt ihn eben!»
    «Hm.» Mavis glättete die Rüschen ihres
Bettjäckchens. «Aber es ist unklug, es derart offen zu zeigen. Ein Mädchen
sollte sich etwas zurückhalten, die Kapriziöse spielen, das treibt den Männern
ihre Selbstgefälligkeit aus.» Mr. Pringle tat sein Bestes, nicht allzu
triumphierend dreinzuschauen. Offenbar war Mrs. Bignell gestern ihren
Grundsätzen untreu geworden — er hatte sie letzte Nacht nicht besonders
zurückhaltend gefunden.
    «Ich muß einfach mehr über Gill in
Erfahrung bringen», sagte er. «Nicht nur, damit man Charlotte endlich glaubt,
sondern auch wegen der Sache mit Roge. Die Geschichte macht mir Sorgen. Roges
Frau war ganz außer sich vor Angst und Verzweiflung.»
    «Du glaubst also nicht, daß die Polizei
recht hat und sie sich gestritten haben?» fragte Mavis, auf einen Ellenbogen
gestützt. Es kostete ihn Mühe, sich zu konzentrieren, ihr Anblick lenkte ihn
wie immer ab.
    «Nein», sagte er, «ich bin überzeugt
davon, daß sie die Wahrheit gesagt hat. Maureen Harper ist keine Lügnerin, sie
ist eine nette, durchschnittliche Frau, deren Ehemann verschwunden ist. Und sie
hat nicht die leiseste Idee, warum. Und sie weiß auch nicht, wohin sie sich
wenden könnte, um nachzufragen. Nein... ihr Kummer war echt. Ich habe ein sehr
schlechtes Gewissen, daß ich sie in ihrem Zustand allein gelassen habe, aber
was hätte ich tun können?»
    «Nichts», sagte Mavis bestimmt. «Und
wenn du jetzt wieder zu grübeln anfängst, dann bekommst du heute nacht wieder
kein Auge zu.»
    Mr. Pringle ließ den Kopf aufs Kissen
sinken. «Die Frage, die mich die ganze Zeit über bewegt, ist: Warum? Und
jedesmal, wenn ich in eine neue Richtung zu denken beginne, stoße ich auf neue,
unerklärliche Ereignisse. Jedes dieser Ereignisse hat einen Grund, und
möglicherweise stehen sie sogar miteinander in Verbindung, aber ich vermag
dieses verborgene Geflecht nicht zu ergründen.»
    «Ich denke, du solltest ein bißchen
ausspannen. Warum fahren wir nicht einmal für einen Tag weg? Nach Brighton zum
Beispiel. Du läßt dir vom Seewind so richtig das Gehirn durchpusten, und danach
kannst du wieder klar denken.»
    «Könnten wir nicht zwei Tage fahren? So
ein Wochenende in einem Zimmer mit französischem Bett...» Schon die Aussicht
darauf belebte ihn.
    «Ob ich mich zwei Tage freimachen kann,
weiß ich nicht», sagte Mavis zurückhaltend und versetzte seinem Enthusiasmus
einen kleinen Dämpfer.
    «Ich muß sowieso erst sehen, daß ich
bei der Polizei etwas über Gill in Erfahrung bringe», sagte er. «Dann habe ich
alles getan, um die Angaben der Reiseteilnehmer zu überprüfen — jedenfalls in
den Punkten, wo ich es für notwendig hielt.»
    «Und wie lange wird das dauern? Eine
Woche?»
    «Ja, ich denke schon. Warum?» fragte er
neugierig.
    «Siehst du den Riß in der Decke da
oben, da über dem Schrank? Ich finde, er ist wieder breiter geworden, und
deshalb habe ich gedacht, es wäre doch eine gute Idee, meinen Mr. Kelly zu
bitten, ihn sich einmal anzusehen. Er ist ein Trinker, aber ein guter
Handwerker, vorausgesetzt, man sieht ihm auf die Finger. Und wenn die Decke
fertig ist, dann könntest du endlich den Maler kommen lassen...» Die Renovierung
des Hauses war ein Gesprächsstoff, der Mr. Pringle immer mit großer Unlust
erfüllte. Mavis war noch mitten im Aufzählen der anderen Reparaturen, die noch
fällig wären, als sie plötzlich neben

Weitere Kostenlose Bücher