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Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Mr. Pringle.
    «Hat man Sie auch nach Miss Hurst
gefragt?» rief sie aus der Küche.
    «Ja.» Mit einem Tablett in den Händen
trat sie durch den Holzperlenvorhang.
    «Sind Sie deshalb hergekommen?»
    «Nur zum Teil. Es könnte sein, daß Roge
einer der letzten war, der mit Elizabeth gesprochen hat.»
    «Nein», sagte Maureen mit Überzeugung.
«Wenn Sie das denken, dann irren Sie sich. Er hat am Nachmittag an Bord der Capricorn mit ihr gesprochen, aber danach hat er sie nicht mehr gesehen.» Sie ging zurück
in die kleine Küche, um den Tee aufzugießen.
    «Sind Sie sich da ganz sicher?»
    «Ja. Was ihre Begegnung auf dem Boot
anging, so habe ich selbst gehört, wie er es einem der Beamten in Parga erzählt
hat. Roge und ich sind nämlich zusammen vernommen worden.» Sie steckte den Kopf
durch den Vorhang. «Der Beamte fragte, ob er sie auf dem Boot gesehen habe, und
Roge antwortete: ‹Und wenn’?› Hinterher sagte er mir, daß er gar nicht
vorgehabt hatte, davon zu sprechen, es sei ihm einfach nur so herausgerutscht.»
    «Aber warum sollte er es verschweigen,
wenn es doch die Wahrheit war? Die meisten von der Reisegruppe wußten doch ohnehin
schon, daß Roge, genau wie Mr. Clarke und Mr. Gill, sie sprechen wollte. Ich
glaube jedoch, Roge war der einzige, der es geschafft hat.»
    «Ach, wirklich?» Es klang nicht sehr
interessiert.
    «Es sei denn, Gill wäre es auch
gelungen», sagte Mr. Pringle vorsichtig.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis sie
mit dem Tee hereinkam. Von draußen drang pausenlos Verkehrslärm herein, er
spürte, wie ihn der ständige Geräuschpegel nervös machte.
    «Auch wenn Roge vorhatte, das zu
verschweigen, so macht ihn das noch lange nicht zu einem Lügner», sagte Maureen
heftig und setzte die Teekanne ab. «Im übrigen spielt das alles sowieso keine
Rolle, weil er nämlich nur ganz kurz bei der Grillparty war. Ich weiß nicht, was
er danach noch getan hat, aber er hat mir gesagt, daß er nicht oben auf dem
Hügel gewesen sei, und das glaube ich ihm auch.»
    «Hat er Elizabeth am Nachmittag auf dem
Schiff um ein Darlehen gebeten? Das war es doch, was er von ihr wollte, oder?»
    «Ja», Maureen seufzte, «wir haben ja
auch kein Geheimnis daraus gemacht. Mr. Miller, dem der Eisenwarenladen unter
uns gehört, will sich zurückziehen. Roge ist — war — seit Jahren bei ihm
angestellt. Wir wußten, daß er vorhatte, sein Geschäft irgendwann abzugeben. Roge
wollte es übernehmen und noch den Nachbarladen dazumieten, um dort Bootsartikel
zu verkaufen.»
    «Ich verstehe. Aber...» Warum haben sie
dann so kostspielige Ferien gemacht, dachte er. Maureen erriet seine Gedanken.
    «Ich weiß», sagte sie, «aber Mr. Miller
sagte uns erst am Abend vor unserer Abfahrt, daß er sich jetzt endgültig
entschlossen habe. Das ist typisch für ihn. Er ist kein besonders angenehmer
Mensch. Und er war neidisch auf unseren Urlaub. Roges Tante hatte uns etwas
Geld hinterlassen, und Roge dachte, wir sollten uns einmal etwas gönnen. Wir
hatten uns noch nie solche Ferien geleistet. Natürlich waren wir davon
ausgegangen, daß wir hinterher immer noch Zeit genug hätten, uns um ein
Darlehen zu kümmern. Doch als dann Mr. Miller uns quasi die Pistole auf die
Brust setzte, geriet Roge in Panik und sagte, er müsse versuchen, so schnell
wie möglich an Geld zu kommen. Miss Hurst war eben eine Chance — wir kennen
sonst keine reichen Leute.»
    Er nickte.
    «Roge meinte, daß man im Leben nur ein
einziges Mal eine solche Chance bekäme. Und jetzt ist er verschwunden.» Sie
weinte.
    «Hat er Ihnen gesagt, ob Elizabeth ihm
helfen wollte?»
    «Nein. Roge war sowieso immer ein
großer Geheimniskrämer. Außerdem hatte Louise ihn die ganze Zeit über mit
seinen Plänen aufgezogen. Sie konnte ganz schön gemein werden, wenn sie
getrunken hatte. Roge ist ziemlich sensibel, auch wenn man ihm das auf den
ersten Blick nicht ansieht. Er hat sehr bereut, daß er Louise von seinen Plänen
erzählt hat.»
    «Ich verstehe.» Sie tat ihm leid. Wie
konnte er sie nur trösten? «Vielleicht erzählen Sie mir jetzt einmal, was am
letzten Tag eigentlich passierte. Hat er übrigens eine Nachricht hinterlassen?»
    «Das einzige, woran ich mich erinnere,
ist, daß er, kurz bevor er ging, mit jemandem telefonierte. Mr. Miller hatte
ihm verboten, das Telefon im Laden für Privatgespräche zu benutzen, und deshalb
kam er hoch, um vom Schlafzimmer aus zu sprechen. Und anschließend ging er. Ich
dachte, er wolle beim Großhändler vorbeischauen,

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