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Leiche - oben ohne

Leiche - oben ohne

Titel: Leiche - oben ohne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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behutsam
auf einen Schenkel. Er fühlte sich warm und lebendig an, worauf ich mir sagte,
es sei gewiß noch Zeit für den weiblichen Zwerg, sich die Beinchen wieder
anmontieren zu lassen, wenn er nur gleich zurückkäme. Ich hatte flüchtig die
Idee, man müsse die Beine solange einfrieren — aber sie waren zu lang für
meinen Kühlschrank.
    Ohne mir etwas dabei zu denken,
ließ ich meine Hand übers Bein wandern, vom Knie bis ganz oben hin — und im
nächsten Augenblick fuhr ich fast aus der Haut, weil nämlich auf der anderen
Seite der Couch ein durchdringender Schrei ertönte. Zuallererst glaubte ich,
mein benebeltes Hirn habe mir da etwas vorgegaukelt, dann aber riß ich mich
zusammen und peilte um die Couch herum, um mich zu vergewissern. Meine nächste
Reaktion war ausgesprochene Erleichterung: In Manhattan lief also doch keine
Dame ohne Unterleib herum. Die Beine befanden sich noch am Rumpf, und am Rumpf
befand sich ein Kopf — folglich handelte es sich hier um ein komplettes
Mädchen, und ich war nur irregeführt worden, weil sie in einer unmöglich
verdrehten Lage mir zunächst bloß ihre Beine gezeigt hatte, wodurch ich sie,
ich meine die Beine, also — oh, hol’s der Teufel, meinetwegen.
    Sie trug einen Traum von Kleid
aus schwarzer Spitze, das sich wie ein Rettungsring um ihre Taille gerollt
hatte und somit den Blick auf hübsche Höschen aus ebenso schwarzer Spitze und
so weiter freigab. Ihre Augen waren groß und dunkel und entsetzt und starrten
mich ein Weilchen an — dann öffnete sich auch der Mund ganz weit, und der
durchdringende Schrei erlebte eine Neuauflage. Was er im Innern meines
schmerzenden Schädels anrichtete, das wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht.
    »Bitte«, wimmerte ich. »Nicht
so laut...«
    »Sie — Sie haben mich
angefaßt!« Ihre Stimme zitterte empört. »Ich hab’s gefühlt! Sie haben mein Bein
von oben bis unten...«
    »Tut mir leid«, versicherte ich
ernsthaft. »Aber da wußte ich noch nicht, daß Sie auch da sind.« Ich spürte,
wie ein gläsernes Lächeln meine Lippen teilte. »Das heißt«, fügte ich
sicherheitshalber hinzu, »ich wußte sehr wohl, daß Ihre Beine da waren, aber
ich hatte keine Ahnung, daß Ihr Rest auf dieser Seite der Couch lag — verstehen
Sie?«
    »Sie sind ein Wüstling!«
erklärte sie vorwurfsvoll.
    »Heute früh nicht.« Ich schloß
die Augen, weil ein scharfer stechender Schmerz soeben eine Art Canyon in meine
Schädeldecke grub. »Bitte, die Party ist zu Ende, wollen Sie nicht lieber heimfahren?
Sie sind doch irgendwo zu Hause, nicht wahr?«
    Sie ließ noch so einen wilden
Schrei los, sobald sie entdeckte, wie hoch ihr Kleid gerutscht war. Als ich
nach diesem erneuten Schreck die Augen wieder aufbekam, stand sie schon und
strich ihr Kleid sorgfältig glatt. Der Ausdruck ihrer Augen verriet, daß sie
mich für den neuen Blaubart von der Central Park West hielt.
    »Was machen Sie hier?« fragte
sie argwöhnisch.
    Ich dachte ein paar Sekunden
drüber nach, dann fiel’s mir ein. »Ich wohne hier«, erklärte ich ihr. »Gestern
abend habe ich den Verstand verloren und eine Party veranstaltet, und
irgendwann in den frühen Morgenstunden habe ich dann zu allem Ärger auch noch
das Bewußtsein verloren und...«
    »Gestern abend?« Ihre Augen
wurden noch größer. »Wie spät ist es jetzt?«
    »Im Augenblick weiß ich nicht
mal, in welchem Jahr wir leben«, murmelte ich. »Wollen Sie mir einen Gefallen
tun? Fahren Sie nach Hause...«
    »Es ist ja schon Morgen!« Ihre
Stimme hätte jeder Lady Macbeth zur Ehre gereicht. »Onkel Joe wird mir nie
glauben — niemals!«
    »Onkel Joe?« Ich versuchte, die
Rädchen in meinem Grübelkasten anzukurbeln. »Ist das der Kerl, der Sie hierher
mitgebracht hat?«
    »Er wohnt hier«, zischte sie.
    »Nein.« Ich wimmerte fast schon
wieder. »Hier wohne ich — glauben Sie’s mir.«
    »Ich meine, er wohnt irgendwo
in diesem Haus — und hergebracht hat er mich nicht. Wissen Sie denn überhaupt
nicht mehr, was gestern abend los war?«
    »Nur teilweise«, gab ich zu.
    »Ich habe bei Ihnen
geklingelt«, sagte sie vorwurfsvoll, »weil ich nämlich dachte, das hier sei
Onkel Joes Apartment. Sie haben die Tür aufgemacht, und ehe ich noch ein Wort
sagen konnte, daß ich mich geirrt hatte, haben Sie mich reingezogen und mit mir
zu tanzen angefangen. Es war so laut — und so viele Leute! Sie haben gar nicht
hingehört, als ich Ihnen den Irrtum erklären wollte. Statt dessen haben Sie
mich unaufhörlich genötigt,

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