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Leichenblässe

Titel: Leichenblässe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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auch, du kennst also ein paar Leute», fügte Paul hinzu, als er mein Zögern sah. «Komm schon, es wird
     lustig.»
    Mir fiel kein Grund mehr ein, nein zu sagen. «Na schön, okay. Danke.»
    «Super. Ich hole dich um acht in deinem Hotel ab.»
    In dem Moment ertönte eine Autohupe. Als wir uns umschauten, sahen wir Toms Wagen, der am Straßenrand anhielt. Tom kurbelte
     das Fenster herunter und winkte uns zu sich.
    «Ich habe gerade einen Anruf vom Tennessee Bureau of Investigation bekommen. Sie haben in einer Berghütte in der Nähe von
     Gatlinburg eine Leiche gefunden. Klingt ganz interessant. Wenn du Zeit hast, Paul, könntest du mitkommen und dir die Sache
     ansehen?»
    Paul schüttelte bedauernd den Kopf. «Heute Nachmittag geht’s nicht. Kann nicht einer von deinen Studenten mitkommen?»
    «Könnte wohl schon.» Tom wandte sich ohne Eile an mich, aber das Funkeln in seinen Augen war nicht zu übersehen. «Wie sieht’s
     mit dir aus, David? Lust auf ein bisschen praktische Arbeit?»

[ Navigation ]
    |21| KAPITEL 2
    Auf dem Highway aus Knoxville hinaus herrschte zäh fließender Verkehr. Obwohl es noch so früh im Jahr war, war es bereits
     so warm, dass man im Wagen die Klimaanlage anschalten musste. Tom hatte das Navigationsgerät programmiert, damit wir uns nicht
     verfuhren, wenn wir die Berge erreichten. Er summte beim Fahren leise vor sich hin, ein Zeichen für seine Vorfreude, wie ich
     mittlerweile wusste. Die Realität der Body Farm war zwar grausam genug, aber die Menschen, die ihre Leichen der Forschung
     überlassen hatten, waren eines natürlichen Todes gestorben. Diese Sache war etwas anderes.
    Nun wartete der Ernstfall auf uns.
    «Es sieht also nach Mord aus?» Wahrscheinlich, sagte ich mir, denn sonst wäre das Tennessee Bureau of Investigation nicht
     eingeschaltet worden. Das TBI war praktisch das Landeskriminalamt des Staates Tennessee, eine Unterbehörde des amerikanischen
     Bundeskriminalamtes FBI, für das Tom als Berater arbeitete. Da der Anruf von den Staatsbeamten und nicht von der örtlichen
     Polizei gekommen war, konnte man davon ausgehen, dass die Sache ernst war.
    Tom hielt seinen Blick auf die Straße gerichtet. «Scheint so. Viel hat man mir nicht erzählt, aber es hat sich so angehört,
     als wäre die Leiche in einem schlimmen Zustand.»
    Ich begann unerklärlicherweise nervös zu werden. «Gibt es keine Probleme, wenn ich mitkomme?»
    |22| Tom sah überrascht aus. «Warum sollte es? Ich nehme oft jemanden als Hilfe mit.»
    «Ich meine, weil ich Brite bin.» Ich hatte die üblichen Visa und eine Arbeitserlaubnis beantragen müssen, um herzukommen,
     aber mit so etwas hatte ich nicht gerechnet. Ich war mir nicht sicher, ob ich bei einer offiziellen Ermittlung willkommen
     war.
    Er zuckte mit den Achseln. «Ich kann mir nicht vorstellen, warum das ein Problem sein sollte. Der Fall betrifft ja kaum die
     nationale Sicherheit, und wenn jemand fragt, bürge ich für dich. Oder du hältst einfach den Mund und hoffst, dass keiner deinen
     Akzent bemerkt.»
    Lächelnd schaltete er den C D-Player ein. Was für andere Menschen Zigaretten oder Whiskey war, war für Tom Musik. Er behauptete, dass sie ihm nicht nur half,
     einen klaren Kopf zu kriegen, sondern auch seine Gedanken zu sammeln. Seine Lieblingsdroge war der Jazz der fünfziger und
     sechziger Jahre, und mittlerweile hatte ich die Handvoll Alben, die in seinem Auto lagen, oft genug gehört, um die meisten
     wiederzuerkennen.
    Während ein Stück von Jimmy Smith rhythmisch aus den Lautsprechern drang, seufzte Tom leise auf und lehnte sich selbstvergessen
     zurück.
    Ich betrachtete die Landschaft Tennessees, die am Wagen vorbeiglitt. Vor uns erhoben sich die Smoky Mountains, gehüllt in
     den bläulichen Dunst, nach dem sie benannt waren. Ihre bewaldeten Hänge erstreckten sich wie ein wogendes, grünes Meer zum
     Horizont und bildeten einen starken Kontrast zu den grellen, funktionalen Fastfoodrestaurants, Bars und Supermärkten, die
     den Highway säumten und über denen ein Netz aus Stromleitungen verlief.
    London und England schienen weit, weit weg zu sein. |23| Mit der Reise hierher wollte ich neuen Lebensmut schöpfen und ein paar der Fragen klären, die mir keine Ruhe ließen. Ich wusste,
     dass mir nach meiner Rückkehr einige schwere Entscheidungen bevorstanden. Mein Zeitvertrag an der Universität in London war
     während meiner Genesungszeit ausgelaufen. Man hatte mir eine feste Anstellung in Aussicht gestellt, zudem

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