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Leichendieb

Leichendieb

Titel: Leichendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrícia Melo
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mehr öffnete, bis in die Puppen schlief, der ganze Kram, die alten Dosen aus der Werkstatt lagen vor dem Hauseingang herum, und die Kinder aus dem Viertel begannen schon, die Sachen zu klauen.
    Außerdem trank er. Zumindest behauptete das Serafina. Doch was mir echte Sorgen bereitete, war Eliana. Es stimmte, wir nahmen ein bisschen Geld ein. Nicht viel, denn meine Strategie war, billig zu verkaufen, um die Konkurrenz zu unterbieten. Aber es war Geld, das täglich hereingekleckert kam, jeden Tag schob Moacir mir ein paar Fünfer- oder Zehnerscheine unter der Tür hindurch, nahm sich seinen Anteil, und das war gut für mich und gut für ihn, ich gab unauffällig alles aus,in Motels und Restaurants mit Rita und auch mit Sulamita, für sie hatte ich einen Ring gekauft, den ich zu dem Mittagessen mitbringen wollte, ein Tablett für ihre Mutter und ein Churrasco-Messer für ihren Vater, ich gab alles aus, aber diskret, während Moacir unstet war, was sollte das, die Werkstatt nicht aufzumachen? Und Eliana, die nur noch neue Sachen trug, sich ausstaffierte? Und warum hatte sie sich das Haar blond gefärbt? Um Aufmerksamkeit zu erregen?
    Als ich am Freitag zur Arbeit aufbrach, bemerkte ich, dass alle im Haus von Moacir, einschließlich Serafina, ein Paar neue Turnschuhe bekommen hatten. Das gleiche Modell. Was ist das?, fragte ich. Eine Fußballmannschaft? Ich erklärte Moacir, dass er sich auffällig benehme. Glaubst du, die Leute im Viertel bemerken das nicht? Ihr, die ihr sonst barfuß geht, lauft plötzlich in nagelneuen Reeboks rum? Meinst du, die Leute sehen nicht, wie hier Geld verjubelt wird?
    Ich werde aufpassen, sagte er. Schwor, er würde mit Eliana reden, aber seine Alkoholfahne machte mir noch größere Sorgen.
    Ich sage das nicht zum Spaß, erklärte ich.
    Ist gebongt, erwiderte Moacir. Er fragte, wie viel Drogen wir noch hätten.
    Etwas weniger als zweihundert Gramm, antwortete ich.
    Mehr nicht? Dafür sind keine Briefchen nötig, sagte er, gib mir alles, ich habe einen, der alles kauft.
    Die Sonne brannte, als ich ins Auto stieg, und die Landschaft flimmerte wie in einem schlechten Film.
12
    Ihr Auto ist gestohlen worden? Fahren Sie nach Puerto Suárez und prüfen Sie, ob es nicht dort ist. Das war es, was ich über die Stadt gelesen hatte. Jetzt fuhr ich durch die schlammigen Straßen von Puerto Suárez, aber nicht, weil mein Pick-up gestohlen worden war. Wir, Moacir und ich, waren dort, um zu verhandeln.
    Seit unser Bestand aufgebraucht war, wich Moacir mir nicht von der Seite. Er hatte aufgehört zu trinken, sich in den Griff bekommen und versuchte, während er auf seine alten Schrottmühlen einhämmerte, mich zu überreden, seinen Freund Ramírez zu treffen. Den Bolivianer. Oder vielmehr seinen Quasikumpel. Ich bin mit einem Typ befreundet, der für ihn arbeitet, hatte Moacir gesagt. Auch ein Bolivianer. Ihr System ist todsicher, du brauchst dafür nur deinen Wagen.
    Je mehr ich mich weigerte, umso beharrlicher versuchte Moacir mich herumzukriegen. Mit einem Wagen wie dem wäre ich jetzt schon steinreich, sagte er. Weißt du, was mein Plan ist?
    Mein Plan ist aussteigen, sagte ich. Projekt Fersengeld. Mit Ramírez werden wir einen Haufen Geld verdienen, versicherte er. Ramírez ist wie du: Er will keine Probleme. Er will Geld. Du und Ramírez, ihr seid euch sehr ähnlich, weißt du? Ihr werdet Freunde sein, da bin ich mir sicher. Ramírez versteht sich nur mit Leuten wie dir. Wenn alles gutgeht, wenn wir da einsteigen, weißt du, was ich dann mit meinem Anteil mache? Einerichtige Werkstatt, eine mit einer riesigen hydraulischen Hebebühne, weißt du? Zum Wagenheben. Mitten im Zentrum von Corumbá. Ich stelle zwei Leute ein, die bei mir arbeiten. Alle in einheitlicher Montur. Du wirst schon sehen, wenn du mit mir nach Puerto Suárez fährst und Ramírez kennenlernst, es ist ganz leicht, Kohle zu machen.
    Natürlich nahm ich nichts von alledem ernst. In Wirklichkeit war es die Reaktion Sulamitas am darauffolgenden Tag, als sie Ritas Slip in meinem Zimmer entdeckte, die mich meine Meinung ändern ließ. Wem gehört der?, fragte sie. Keine Ahnung, antwortete ich und machte mich auf einen Streit gefasst, der aber nicht eintrat. Vielmehr entstand zwischen uns zuerst ein großes Schweigen und dann eine Leere, ein Loch, Sulamita sagte nichts, ich fing an, etwas zu erfinden, sie saß weiter auf der Bettkante, beherrscht, biss sich auf die Lippen, hörte zu, wie ich wiederholte, ich wisse nicht, wie dieser Slip

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