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Leichendieb

Leichendieb

Titel: Leichendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrícia Melo
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als Statisten, egal, welchen Flug man nimmt.
    Genau das will ich sagen. Es gibt die Logik, die Intelligenz,die Strategie, die Pläne, aber es gibt auch das Rätsel des Lebens. Wir gelangen immer nur bis an einen bestimmten Punkt. Von da an regiert das Glück. Das war es, worüber ich unter der Dusche nachdachte, als es an der Tür klopfte.
    Ich wickelte mir das Handtuch um, verließ das Badezimmer und verharrte einige Sekunden lang still bei ausgeschaltetem Licht. Ich bin es, sagte Sulamita. Mach auf.
    Auf dem Rückweg vom Friedhof hatte ich sie zwei Stunden zuvor zu Hause abgesetzt und gespürt, dass etwas in der Luft lag, etwas Ungesagtes, so als fände Sulamita es befremdlich, dass ich sie nicht gefragt hatte, ob sie mit zu mir kommen wollte. Seit dem Tag, an dem sie das Telefon und den Rucksack des Piloten hinter meiner Bodenklappe entdeckt hatte, seit unserem Streit, hatten wir nicht mehr über die Sache gesprochen. Wir waren nicht getrennt, aber auch nicht zusammen. Wir hatten uns nicht verkracht, waren aber alles andere als miteinander in Frieden. Als ich sie zu Hause absetzte, hätte ich leicht sagen können, lass uns die Sache klären, aber ich glaubte, dass sie weitere Erklärungen verlangen würde, und ich fühlte mich außerstande, sie wem auch immer zu geben.
    Ich schob den Türriegel zurück, und Sulamita kam herein. Wir umarmten uns lange schweigend. Ihr Haar duftete angenehm. Sie war hübsch in dem weiten, luftigen hellblauen Kleid, das an ihr herunterglitt, als ich die Schleifen löste, die es auf den Schultern zusammenhielten.
    Es war nichts Weltbewegendes. Ein bisschen Leidenschaft in der Hitze, mehr nicht, und danach Stille und mein Herz, das schneller schlug. Und dann noch eine diffuse Traurigkeit, ein unbändiges Verlangen, von dort wegzukommen.
    Später im Bett merkte ich, während ich rauchte, dass die Problememir schon wieder das Hirn verstopften. Und dann sagte ich zu Sulamita: Du glaubst es vielleicht nicht, aber Moacir ist umgebracht worden. Und ich will nicht sterben. Ich werde nicht sterben.
    Ich sagte noch, dass ich einen Plan im Kopf hätte. Einen ausgezeichneten Plan, der mein Leben in Ordnung bringen würde. Unser Leben, fügte ich hinzu. Du kannst mir helfen, sagte ich. Wir können es zusammen machen und unseren Weg gemeinsam fortsetzen. Für unsere Familie sorgen, wie wir es uns erträumt hatten. Für Regina und deine Eltern. Für Serafina. Aber du kannst auch aussteigen. Dich anziehen und gehen. Und nie mehr wiederkommen. Wenn du allerdings bleibst, sagte ich, dann wirst du mir helfen müssen. Denn ich mache weiter. Egal, ob alleine oder mit dir, ich werde meinen Plan ausführen.
    Das war es, was ich ihr mitteilte.
    Daraufhin sagte sie: Das verdammte Telefonklingeln in dem Versteck hat mein Leben auf den Kopf gestellt. Du kennst mich, ich bin stets ein sehr disziplinierter Mensch gewesen. Ich liebe die Ordnung, plane alles im Voraus und befolge dabei bestimmte Regeln. Denn wenn es Regeln, wenn es Gesetze gibt, dann, so nehme ich an, damit wir besser leben. Ordnung ist meiner Ansicht nach alles. Ich bin nicht zufällig zur Polizei gegangen. Sicher, bei der Wahl hat viel Naivität und Idealismus ein Rolle gespielt, wir befinden uns schließlich nicht in Schweden, die Polizei hier ist korrupt, ich weiß, aber davon in der Zeitung zu lesen ist das eine, als rechtschaffener Mensch bei einer öffentlichen Behörde zu arbeiten, steht auf einem ganz anderen Blatt. Man weiß, es gibt Korruption, aber man sieht sie nicht. Die Korruption kommt nicht von unten, siehat nichts zu tun mit Beamten wie mir. Man weiß, es ist alles faul, aber man lebt ein rechtschaffenes Leben, zusammen mit rechtschaffenen Leuten, die ihre Arbeit erledigen. Und auf einmal finde ich mich inmitten dieser schier ausweglosen Lage wieder. Plötzlich gibt es da einen verschwundenen Piloten, Kokain, einen Haufen Dollarschulden, und ich stecke mittendrin in dem Durcheinander. Und ich liebe dich. Nachdem ich von dir weggegangen bin an dem Tag, an dem ich das alles entdeckt habe, war ich praktisch achtundvierzig Stunden lang außer Gefecht gesetzt und habe nichts mehr verstanden. Mein einziger Gedanke war, ich liebe diesen Kerl. Bis zu dem Tag warst du für mich der Mann meines Lebens, und dann entdecke ich, dass du so eine Art Dealer bist. Ich habe mich gefragt, was ein vernünftiger Mensch in meiner Lage tun sollte, und es gab nicht viele Antworten. Um dir zu helfen, hätte ich dich anzeigen müssen. An dem Tag, als Moacir

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