Leichendieb
wir haben.
Auch dafür wirst du eine Lösung finden müssen.
Ich fragte, ob nicht die Gefahr bestünde, dass Júniors Leiche irgendwo auftauchen und angeschwemmt werden könnte. Die echte Leiche.
Nach drei Monaten? Bei dieser Hitze?, fragte sie. Das ist sehr unwahrscheinlich. Meiner Ansicht nach hatte er ein Loch im Bauch. Wenn jemand ertrinkt und ein Loch im Bauch hat, sinkt die Leiche und taucht nicht wieder an der Oberfläche auf.
Ich küsste Sulamita.
Ich wusste, dass du mir helfen würdest, sagte ich.
Weder sie noch ich schliefen in dieser Nacht. Stündlich fiel irgendeinem von uns eine neue Frage, ein neues Detail ein. So verbrachten wir die Nacht. Im Dunkeln, mit lauter Ideen.
24
Um acht Uhr morgens parkte ich den Wagen. Es ist besser, wenn du alleine gehst, sagte Sulamita. Ich warte hier. Lass den Schlüssel hier, ich lasse den Motor laufen wegen der Klimaanlage. Und mach schnell, sagte sie, und pass auf, dass du nicht auffällst. Keine Unterhaltungen, sprich nur das Nötigste.
Ist gut, antwortete ich.
Ehe ich ausstieg, zog sie mich zu sich. Gib mir einen Kuss, sagte sie.
Wir küssten uns.
Sag, dass du mich liebst.
Ich liebe dich, sagte ich.
Sehr?
Sehr.
Wie sehr?
Verdammt, Sulamita, lass mich das hier erledigen.
Ich stieg aus dem Wagen und ging zum Pfandhaus, das im Gegenlicht vor dem blauen Himmel wie ein Loch aussah. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich mich an die Dunkelheit gewöhnt hatte.
Ich bin gekommen, um meine Uhr abzuholen, sagte ich.
Der Alte nahm meinen Pfandschein entgegen, ging in den hinteren Teil des Geschäfts und kam kurz darauf mit Júniors goldener Uhr zurück.
Er war nicht übermäßig erfreut, diese Typen verdienen ihr Geld mit anderer Leute Unglück.
Ich zahlte und ging zurück zum Wagen.
Hat er Fragen gestellt?, wollte Sulamita wissen.
Nein.
Sie inspizierte die Uhr. Sie ist schön, sagte sie. Und funktioniert. Auch sie werde ich einer kleinen Behandlung unterziehen müssen.
Zehn Minuten später setzte ich Sulamita beim Leichenschauhaus ab.
Wir verabredeten, dass wir uns bei Einbruch der Nacht zu Hause treffen würden.Der Rest des Tages verlief ruhig, abgesehen von der unangenehmen Begegnung, die ich mit Carlão hatte, als ich die Rechnungen der Berabas bezahlen ging. Carlão war in Begleitung seiner Exfrau und wirkte wie ein artiges Hündchen, das seinem Frauchen die Tasche trägt, eine rote Handtasche mit lauter Gebaumel daran, die dem reumütigen Schrank an der Schulter gar nicht gut stand. Eigentlich war sie es, die Ex, die mich ansprach und die sicherlich nicht den wahren Grund für Carlãos Trennung von Rita kannte. Komm uns dieser Tage mal besuchen, sagte sie, ich eröffne das Restaurant an der Tankstelle neu. Carlão schaute mich so interessiert an wie ein Stück Holz. Wir müssen uns öfter sehen, sagte sie, schließlich seid ihr Cousins.
Kaum hatte die Frau den Blick von mir abgewandt, bedeutete er mir auch schon mit einer Geste, ich solle mich zum Teufel scheren, das jedenfalls sagte er mir mit seiner dicht behaarten Hand.
Zurück im Haus der Berabas teilte Dalva mir mit, Serafina sei am Telefon.
Sie hat mich rausgeschmissen, sagte die Indiofrau.
Wovon redest du?
Von Eliana. Sie hat gesagt, ich soll mir eine andere Bleibe suchen.
Ich sprach mit Dona Lu, bat sie um Erlaubnis, früher gehen zu dürfen und fuhr zu Eliana, um mit ihr zu reden.
Wenn du dir solche Sorgen um die Indianerin machst, sagte sie, ohne sich von dem Fraß abzuwenden, den sie für die Kinder zubereitete, warum nimmst du sie dann nicht mit zu dir?
Das werde ich auch tun. Aber ich brauche etwas Zeit. Vorläufig kann sie nirgendwo anders hin, erklärte ich.
Doch, zu ihrem Stamm am Ende der Welt. Sie braucht bloß ihren Kram zu packen und zu verschwinden. Die Regierung zahlt, damit diese Leute zurückgehen.
Hast du gar kein Mitleid mit deiner Schwiegermutter?
Schwiegermutter? Die alte Schachtel? Hat Moacir vielleicht Mitleid mit mir gehabt? Mit unseren Kindern? Hat er zufällig irgendwelches Geld hinterlassen, damit ich meine Rechnungen bezahlen kann?
Wie viel brauchst du?
Wozu?
Um deine Rechnungen zu bezahlen.
Eliana machte ein missmutiges Gesicht.
Fünfhundert, sagte sie.
Ich öffnete die Brieftasche und gab ihr alles, was ich hatte. Den Rest werde ich besorgen, sagte ich. Aber du musst Serafina hierbehalten, bis ich mein Leben geregelt habe.
Ich drehte mich um und ging.
Eine Schlampe, diese Eliana. Und ihretwegen war Moacir vor die Hunde gegangen.
So weit, so
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