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Leichendieb

Leichendieb

Titel: Leichendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrícia Melo
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der Scheinwerfer auszunutzen. Ich trat mit den Taschenlampen näher, und erst in dem Moment erblickte ich die Leiche. Man konnte nichts erkennen; eine Art fettiger Masse, Auswurf, bedeckte das Skelett.
    Ich hatte ein beklommenes Gefühl und trank noch mehr Wodka. Sulamita ebenfalls.
    Teile der Kleidung klebten noch an dem Toten.
    Mit einer Schere entfernte Sulamita die Gewebereste und warf sie in einen Müllbeutel. Sorgfältig untersuchte sie, ob sich auch kein Gegenstand an der Leiche befände, durch den sie identifiziert werden könnte.
    Anschließend grub ich ein tiefes Loch, und vorsichtig legten wir den Toten hinein; dann zogen wir das schwarze Segeltuch weg.
    Ich glaubte schon, das Schlimmste sei geschafft, als Sulamita mich aufforderte, in die Grube hineinzuleuchten. Mit dem Hammer zertrümmerte sie an mehreren Stellen Kiefer und Beine des Verstorbenen. Eine Wiedererkennung anhand des Gebisses wird ihnen nicht gelingen, erklärte sie. Ich habe schon Unfallpiloten begutachtet. Bei ihnen ist alles gebrochen. Mit dem Schweißbrenner versengte sie die Beine des Skeletts.
    Dann verschlossen wir die Grube, nahmen Segeltuch und Plastiktüten und machten ein Feuer.
    Die Brillen, den Spaten und alle anderen Gegenstände warfen wir mit Steinen beschwert in einem Müllsack in den Fluss.
    Um drei Uhr morgens waren wir wieder bei mir zu Hause.
    Wir gingen sofort ins Bad, stellten uns still unter die Dusche und spürten eng umschlungen das Wasser an uns herunterlaufen.
    Als Sulamita am Sonntag aufstand, hatte ich die Kleidung, die wir in der Nacht zuvor getragen hatten, bereits in einer Mülltüte verstaut. Lass uns gehen, sagte ich.
    Wir frühstückten in der Bäckerei an der Ecke und fuhren dann auf die alte Landstraße. Bevor wir die Stadt verließen, hielten wir an einer Müllkippe und warfen unsere Sachen weg.
    Den Vormittag über schwammen wir in derselben Grotte, zu der wir immer gemeinsam fuhren. Wir redeten praktisch kein Wort.
    Sulamita sagte mir mehrmals, dass sie mich liebe.
    Wir lagen da und ließen uns von der Sonne trocknen. Ich fühlte mich so erschöpft, dass ich zuweilen die Augen schloss und einschlief.
    Einmal, als ich aufwachte, betrachtete Sulamita mich. Sie fragte mich, ob wir wohl eines Tages vergessen würden, was wir getan hatten.
    Ich seufzte.
    Meine Angst ist, dass wir diese Leiche unser Leben lang mit uns herumschleppen werden, sagte sie.
    Irgendetwas werden wir mit uns herumschleppen müssen, dachte ich. Aber ich sagte nichts. Schloss die Augen und spürte weiter die Sonne auf meiner Haut.
30
    Als ich am Montag zur Arbeit kam, war Dalva bereits über alles im Bilde. Ungeniert räumte sie ein, dass sie das Gespräch der Herrschaften hinter der Tür belauscht hatte. Weißt du, sagte sie, während sie mir einen frischen Kaffee servierte, ich bin seit über zwanzig Jahren in diesem Haus. Ich habe den Jungen großgezogen. Ich habe das Recht zu wissen, was passiert.
    Schwer atmend zog sie sich einen Hocker heran und setzte sich mir gegenüber.
    Kannst du dich noch an den Irren erinnern, der vor einiger Zeit immer hier anrief und behauptete, Júnior sei tot? Er ruft wieder an, sagte sie.
    Mein Herz begann zu rasen. Ganz ruhig, Over. Sie wissen von nichts, Over. Ich dachte an das, was Sulamita mir über ihren Beruf gesagt hatte, nachdem wir den Toten vergraben hatten. Vielleicht verstehst du jetzt, warum ich mich schäme, im Leichenschauhaus zu arbeiten. Die Leute ekeln sich vor mir. Wenn es sich vermeiden lässt, grüßen sie mich nicht mal, so als ob ich sie anstecken könnte. Und das Schlimmste ist, dass ich mich selber verseucht fühle.
    Als Dalva mir von den mysteriösen Anrufen berichtete, die die Berabas seit einigen Tagen erhielten, kam ich mir ebenfalls so vor.
    Glaubst du, dass es möglich ist, eine Leiche zu entführen?, fragte Dalva. So wie ich es verstanden habe, ist Júniors Leiche entführt worden. Ich wusste gar nicht, dass sie jetzt auch Leichenentführen. Das ist mir neu. Wie soll das gehen, eine Leiche zu entführen?
    Dalva war verwirrt, sie schien sagen zu wollen, okay, in Ordnung, ich verstehe, dass Verbrecher töten, vergewaltigen, stehlen, entführen, Lösegeld verlangen, ich verstehe, dass sie verleumden und Brände legen, dass sie die Zwillingstürme in die Luft jagen, aber dass sie Leichen rauben? So etwas tut man nicht, das war es, was sie sagen wollte. Leichen gehören beerdigt und auf den Friedhof.
    Eigentlich, Over, hörte ich gar nicht mehr zu, was Dalva sagte, sondern

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