Leichenfresser - Thriller
paar neue Sachen.«
Er schwieg.
»Doug? Mach die Tür auf. Benimm dich nicht wie ein Baby. Ich hab’s dir schon mal gesagt – du bist nicht mehr Mamas kleiner Junge. Du bist jetzt Mamas Mann. Und Mama braucht einen Mann. Mama braucht unbedingt einen Mann.«
Sie warf sich mit voller Wucht gegen die Tür, doch der Riegel, den Doug installiert hatte, hielt stand. Er hatte das Schloss im Eisenwarenladen gekauft und mit Geld bezahlt, das er vergangenen Herbst damit verdient hatte, Laub im Garten der Nachbarn zu rechen. Timmy und Barry hatten ihn deswegen aufgezogen, aber sie kannten den wahren Zweck des Schlosses nicht.
»Douglas Elmore Keiser, du öffnest jetzt sofort diese verfickte Tür.«
Sie hämmerte mit den Fäusten gegen das Holz. Doug hörte, wie eine Glasflasche über den Boden rollte. Er unterdrückte sein Schluchzen, damit sie es nicht hören konnte. Dann hob er einen winzigen gelben Lego-Baustein vom Boden auf und drückte ihn, bis seine Knöchel weiß hervortraten. Die harten Kunststoffecken bohrten sich in seine Handfläche.
Letztlich wankte seine Mutter zurück ins Wohnzimmer, nicht jedoch, ohne Doug durch die geschlossene Tür mitgeteilt zu haben, dass er genauso wertlos wie sein nichtsnutziger, schlaffschwänziger Vater sei.
Doug wusste, warum sein Vater gegangen, warum er mit jener Kellnerin durchgebrannt war. Es spielte keine Rolle, was er seinen Freunden erzählte – tagsüber redete er sich selbst dieselben Lügen ein.
Nachts jedoch verstand er den wahren Grund.
Weinend und mit einem Gefühl der Übelkeit schlief er ein.
Auch er träumte von Monstern.
Timmy lag mit aufgesetzten Kopfhörern im Bett. Er hatte 98YCR aus Hanover eingestellt, doch dort spielte man gerade Pass the Dutchy von Musical Youth, einen Song, den er hasste, deshalb wechselte er zu 98Rock aus Baltimore und hörte sich stattdessen Yeah, Yeah, Yeah von Kix an. Das fand er wesentlich besser. Seinen Eltern gefiel es nicht, dass er sich für solche Musik interessierte, vor allem, wenn es um Ozzy Osbourne ging, den Pastor Moore für einen Satanisten hielt, deshalb hörte sie Timmy natürlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Im Vorjahr hatte Kix auf dem Messegelände in York gespielt. Er hatte seine Eltern angefleht, ihn hingehen zu lassen, aber sie waren hart geblieben.
Vorhin hatte er sich auf seinem kleinen Schwarz-Weiß-Fernseher einen Film angesehen – Der Teufel auf Rädern –, der zwar irgendwie kitschig, aber trotzdem cool gewesen war. Zumindest hatte er ihn für eine Weile abgelenkt. Dann jedoch hatte seine Mutter ihn aufgefordert, den Apparat auszuschalten und schlafen zu gehen. Ihrem ersten Befehl hatte er gehorcht, beim zweiten stellte er fest, dass es ihm nicht gelingen wollte.
Timmy fühlte sich sowohl körperlich als auch emotional erschöpft, trotzdem konnte er nicht schlafen. Immer wieder ging sein Verstand die Ereignisse des Tages durch, ließ das Begräbnis erneut ablaufen. Wenn er die Augen schloss, sah er seinen Großvater im Sarg liegen. Die Stimme seiner Mutter hallte durch seine Gedanken. Es sieht so aus, als schläft er nur.
Timmy schaltete seine Taschenlampe ein und achtete darauf, den Strahl nicht durch den Spalt unter der Tür scheinen zu lassen, weil seine Eltern sonst bemerken würden, dass er noch nicht schlief. Er ließ das Licht durchs Zimmer wandern. G.I. Joe - und Star Wars -Actionfiguren starrten ihn an. Unter dem Bett ragten ein Spielzeugmotorrad und sein Baseballhandschuh hervor. Poster zierten die Wand: Star Trek II: Der Zorn des Khan ; Das Imperium schlägt zurück; Madonna auf dem Rücken liegend und mit einem Schmollmund für die Kamera; sexy Joan Jett mit einer Gitarre; die Albumcovers von Iron Maidens Powerslave und Dios The Last In Line, sehr zum Verdruss seiner Mutter; sämtliche Helden und Schurken, die das Universum der Marvel-Comics bevölkerten, gezeichnet von John Romita Jr.; Dinosaurier aus den Seiten des National Geographic .
Seine Regale quollen vor Büchern, Zeitschriften und Comics über: Hardcoverausgaben der Hardy Boys, Taschenbücher von Paul Zindel, der Jungenversion von Judy Blume; alte Ausgaben von Boys’ Life, Mad, Crazy und anderen Magazinen. Weitere Schätze befanden sich auf seiner Kommode: ein Modell von Spider-Man im Kampf gegen Kraven the Hunter, das zu bauen ihm sein Vater geholfen hatte; seine Sparbüchse, die zugleich als Globus diente; ein Rennauto aus blauem Glas, in dem sich früher Rasierwasser von Avon befunden hatte; eine kleine
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