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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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fegen. Aufgaben, für die er vielleicht eine Stunde brauchte. Timmy meckerte und beschwerte sich darüber, aber Barry konnte darüber nur lachen. Sein Freund hatte keine Ahnung, wie glücklich er sich schätzen konnte. Timmy brauchte sich nicht den Arsch aufreißen, um für die Faulheit seines alten Herrn zu büßen.
    Barry wusste noch nicht, was er werden wollte, wenn er erwachsen war – jedenfalls bestimmt nicht wie sein Vater.
    Summende Stechmücken flogen vor seinem Gesicht umher, visierten seine Augen und Ohren an. Er scheuchte sie weg, ließ eine weitere Schaufel voll Erde auf den Sarg fallen und lauschte, wie sie auf dem Holz landete und über die Seiten hinabrieselte.
    Wenige Minuten später dröhnte ein anderes Geräusch über den Friedhof – das Gebrüll vom mächtigen Dieselmotor des Baggers, der zum Leben erwachte. Langsam setzte sein Vater damit aus dem Werkzeugschuppen zurück und fuhr zum Grab, lenkte dabei die große Maschine vorsichtig zwischen den Grabsteinen hindurch. Dankbar für die kurze Pause wich Barry zurück, um aus dem Weg zu gehen, und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Mit der Baggerschaufel füllte sein Vater das Loch rasch mit Erde. Dann schaltete er die Maschine ab, sprang herunter und zündete sich eine Zigarette an. Rauch kräuselte sich in den Himmel. Die Spitze der Zigarette glühte.
    Barry fand, dass sein Vater nervös wirkte. Die Sonne senkte sich weiter dem Horizont zu.
    »Kein Herumtrödeln«, brummte Clark Smeltzer. »Lass uns das schnell zu Ende bringen. Deine Ma wartet mit dem Abendessen.«
    »Ja, Sir.«
    Barrys Körper spannte sich unwillkürlich an. Der Tonfall seines Vaters klang nur allzu vertraut. Er bedeutete, dass es an diesem Abend Ärger geben würde. Für ihn, für seine Mutter, für jeden, der etwas tat, was Clark Smeltzer reizte. Barry fragte sich, wer wohl diesmal an der Reihe sein würde.
    Er hasste seinen Vater. Manchmal spätnachts, wenn alle schliefen, stellte sich Barry vor, wie es wäre, ihn umzubringen. Nun dachte er wieder darüber nach. Ihm mit der Schaufel eins überbraten, das Loch noch einmal ausheben, ihn auf Dane Gracos Sarg werfen, alles wieder mit Erde füllen und den alten Mann lebendig begraben. Obwohl ihm bittere Galle in die Kehle stieg, grinste er. Barry wusste, dass es nicht richtig war, so etwas zu denken. Er wusste, dass Gott in sein Herz sehen konnte, wie Pastor Moore sagte. Trotzdem konnte er nicht anders. Und außerdem, wenn es Gott wirklich interessierte, warum schritt er dann nicht ein, um ihnen zu helfen? Warum ließ er Barry und seine Mutter so weiterleben? Er stellte sich seinen Vater im Loch vor, keuchend und spuckend, während ihm Erde ins Gesicht rieselte. Barrys Lächeln wurde breiter.
    Clark Smeltzer grunzte: »Was grinst du so? Lachst du etwa über mich?«
    »Nein.«
    »Warum grinst du dann so dämlich?«
    »Wegen nichts.«
    »Hör verdammt noch mal damit auf und mach mit der Arbeit weiter.«
    »Ja ...«
    »Ja? Ja, was?«
    Barry senkte den Blick. »Ja, Sir.«
    Sie verlegten auf dem Grab die Rasenstücke, wie sie es schon so viele Male zuvor getan hatten. Keiner sagte ein Wort, während sie arbeiteten. Barry beobachtete seinen Vater aus dem Augenwinkel und versuchte festzustellen, ob er bereits betrunken war. Er wusste, dass Dad im Schuppen eine Flasche Wild Turkey versteckte, und es schien ihm höchstwahrscheinlich zu sein, dass er sich einige Schlucke genehmigt hatte, als er den Bagger holte. Barry hatte Timmy und Doug nichts von dem geheimen Vorrat erzählt. Sie würden sonst vielleicht davon probieren wollen wie vergangenen Sommer, als sie auf einen Sechserpack extragroßer Dosen Old-Milwaukee-Bier gestoßen waren, das Pat Kemp im Bach zum Kühlen zurückgelassen hatte. Insgeheim hatte Barry eine Heidenangst vor Alkohol und dessen Wirkung. Er wusste aus erster Hand, was er bei seinem Vater anrichtete – Alkohol verwandelte ihn in jemand anderen, in ein Monster, und Barry verspürte keine Lust, es ihm gleichzutun. Seine größte Angst bestand darin, so zu werden wie sein Vater. Er hatte Erwachsene darüber reden gehört, dass so etwas immer wieder passierte – wenn man älter wurde, dann wurde man wie seine Eltern. Für seinen Fall hatte er geschworen, dafür zu sorgen, dass es nicht so weit kam. Niemals. Er hasste es, wenn ihm Erwachsene in guter Absicht den Kopf tätschelten und sagten: »Meine Güte, du bist ganz dein Dad.«
    Sein Vater war ein gewalttätiger Säufer und Barry hatte sowohl körperliche als

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