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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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Holzkassette, die ihm sein Großvater geschenkt hatte. Letztere enthielt seine geheimsten Besitztümer: eine Fünf-Cent-Münze aus Holz und ein Taschenmesser, beides ebenfalls von seinem Opa; ein Furzkissen aus Gummi; eine Sammlermünze in Goldoptik mit dem Hulk; die Rassel einer Klapperschlange, die sein Vater bei der Jagd getötet hatte; Murmeln; einige der alten Köder seines Vaters aus dessen Kindheit; und, ganz unten vergraben, ein getrockneter Löwenzahn und ein Zettel mit einer Nachricht. Die beiden letzten Gegenstände hatte er von Katie Moore bei einem Kirchenpicknick erhalten, als sie beide noch viel jünger gewesen waren – in der ersten beziehungsweise zweiten Klasse. Die Nachricht besagte in kindlicher Schrift: Ich mag dich, Timmy . Damals war ihm das peinlich gewesen, weil er noch die feste Überzeugung vertreten hatte, Mädchen seien von Haus aus mit Läusen infiziert. Trotzdem hatte er den Zettel nie weggeworfen, obwohl er ihn nie jemandem gezeigt hatte.
    In der Dunkelheit las er mit der Taschenlampe zum wiederholten Mal die neueste Ausgabe von G.I. Combat, bis seine Lider erst schwer wurden und ihm schließlich zufielen. Die Taschenlampe glitt ihm aus der schlaffen Hand und rollte auf den Boden. Irgendwann gaben die Batterien den Geist auf.
    Timmys Atmung wurde flach. Tränen durchnässten sein Kissen, während er schlief. Er träumte von seinem Großvater und in dem Traum war Dane Gracos Grab ein leeres Loch im Boden. In der Ferne hörte er eine Frau kreischen. Deutlich näher bei ihm knurrte etwas.
    Gegen seinen Willen rückte Timmy auf das leere Grab seines Großvaters zu.
    Als er genauer hinsah, stellte er fest, dass es doch nicht leer war.
    Im Loch wimmelten Monster.

Vier
    Auch die Toten schliefen, aber sie träumten nicht.
    James Sawyer war 43 Jahre alt, als er aufgrund von Komplikationen mit einem Hodgkin-Lymphom starb. Davor hatte er in der zweiten Schicht der Papierfabrik gearbeitet, wo er einen Gabelstapler im Versand- und Wareneingangsbereich fuhr. In seiner Freizeit ging er gerne auf die Jagd und baute Modellautos und -flugzeuge mit seinen Söhnen Howard und Carl zusammen. Seine Frau Marcia hatte er bereits in der High School kennengelernt und sich auf Anhieb in sie verliebt. Mit einer anderen Frau war er nie zusammen gewesen, hatte nicht einmal einen Gedanken daran verschwendet. Er war ein aktives Mitglied der lutherischen Golgotha-Kirche und des örtlichen Lion’s Club. James rauchte nie und trank selten. Er war ein Mann mit leisem Humor und bewahrte sich seinen Lebensmut sogar in den Endstadien, als der Krebs seinen Körper durchfraß. Er starb in einem sterilen, ausdruckslosen Raum im Stadtkrankenhaus von Hanover. James und Marcia hielten Händchen, als es geschah. Er drückte ihre Finger ein letztes Mal, flüsterte ihr zu, dass er sie liebe, dann war er tot. Seine Familie bettete ihn auf dem Friedhof zur letzten Ruhe. Er wurde in einem wunderschönen Mahagonisarg unter einem schwarzen Marmorstein beerdigt, der ihn mit goldener Schrift als liebevollen Ehemann und Vater auswies.
    George Stevens’ Ableben trat plötzlicher und weniger friedvoll ein. Er ertrank in dem alten, offen gelassenen Steinbruch auf halbem Weg zwischen Spring Grove und Hanover im Sommer seines 13. Lebensjahrs. George war dort mit seinen Freunden geschwommen und zuvor hatten sie ihr erstes Bier miteinander geteilt – pisswarmes Michelob, das sie einem ihrer älteren Brüder gestohlen hatten. Es kursierten Gerüchte, dass es im alten Steinbruch spuke, dass auf dem dunklen, trüben Grund des dort entstandenen Sees immer noch ein Bergbaudorf stehe und im Wasser nach wie vor die Geister der Dorfbewohner lauerten, um ahnungslose Schwimmer unter die Oberfläche zu ziehen. Will Marks hatte ihnen vor Bier lallend erzählt, dass er einmal unter Wasser eine Gestalt gesehen habe – einen Jungen in ihrem Alter, bleich und aufgedunsen. George glaubte die Geschichte nicht und als Will Marks ihn herausforderte, hineinzuspringen und selbst nachzusehen, tat er es, angestachelt von seinen Freunden und dem warmen, benebelten Gefühl, das ihm der Alkohol beschert hatte. Er sprang von der Reifenschaukel in die pechschwarze Tiefe, konnte nicht das Geringste sehen und sank rasant drei Meter, bevor er sich den Kopf an einem alten Kühlschrank anschlug, den jemand in den Steinbruch geworfen hatte. Sogar unter Wasser hörte er, wie sein eigenes Genick brach. Es war das Letzte, was er wahrnahm. Seine Freunde zogen ihn aus dem Wasser,

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