Leichenfresser - Thriller
restlichen Tag einfach in diesem Feld liegen bleiben. Nach einer Weile drehte er sich seinem Freund zu.
Doug entdeckte einen Ameisenhügel und begann, die wuselnden Insekten mit der Knetmasse aufzusammeln. Er tat so, als wäre die Masse der Blob und als handle es sich bei den Ameisen um verängstigte Dorfbewohner. Doug war schon immer in der Lage gewesen, sich auf solche Weise die Zeit zu vertreiben. In einem Sommer hatte er sich von Timmy und Barry dabei helfen lassen, leere Heuschreckenkadaver aus Bäumen und Büschen einzusammeln. Sie hatten einen gesamten Tag damit verbracht, die schaurig aussehenden Insektenschalen mit den Glotzaugen anzuhäufen. Anschließend hatte Doug sie über Nacht alle auf dem Tisch seiner Spielzeugeisenbahn im Keller aufgebaut. Auch seine grünen Plastiksoldaten hatte er auf der Modellszenerie platziert. Am nächsten Tag hatten die Jungen eine fantastische Schlacht zwischen der US Army und außerirdischen Insekten aus dem Weltraum nachgespielt. Als Timmy nun beobachtete, wie Doug seine Knetmasse in eine weitere außerirdische Bedrohung verwandelte, musste er unwillkürlich grinsen.
Dann ließ die Erinnerung an Clark Smeltzers Stimme – und an den Ausdruck in Barrys Gesicht – das Grinsen so jäh verpuffen, wie es eingesetzt hatte.
Timmy stand auf und klopfte sich die Erde von der Hose ab. »Gehen wir in den Wald rüber. Vielleicht finden wir dort ein Hornissennest oder sonst was Cooles.«
»Aber das sollen wir doch nicht. Haben deine Eltern gesagt.«
»Ja, aber da haben sie auch nicht gewusst, dass uns Mr. Smeltzer aus dem Grenzbereich verjagen würde. Ich meine, wir sind ohnehin schon außerhalb der Zone, in der wir laut meiner Ma und meinem Dad sein dürfen. Da können wir auch gleich das Beste daraus machen. Ist ja nicht so, als ob wir erwischt würden.«
Doug verstaute die inzwischen mit Ameisen gespickte Knetmasse wieder in dem Plastikei und steckte es in die Tasche. Timmy streckte ihm die Hand entgegen und half ihm auf die Beine.
Dann brachen die beiden in Richtung der Bäume auf. Als sie sich dem Waldrand näherten, fielen ihnen vier Truthahngeier auf, die am Himmel kreisten. Die Aasvögel schwebten über einer bestimmten Stelle im Wald.
»Dort muss etwas gestorben sein«, meinte Timmy mit einem Nicken in Richtung der Geier. »Vielleicht ein Reh oder ein Fasan. Das sollten wir uns ansehen.«
»Wozu willst du dir ein totes Reh ansehen? Das ist eklig.«
»Finde ich nicht«, widersprach Timmy. »Manchmal ist so was irgendwie cool.«
Sie bahnten sich den Weg durch ein dichtes Gewirr aus Dornengestrüpp und Ästen, die entlang des Waldrands wucherten, und gelangten schließlich unter das Blätterdach.
Im Wald herrschten kühlere Temperaturen und von den Ästen über ihnen tropfte nach wie vor Regenwasser vom Unwetter der vergangenen Nacht. Unter den Bäumen war es dunkler. Der Wald wirkte lebendig vor Geräuschen von Vögeln und Insekten, von einander zuquiekenden Eichhörnchen und abgestorbenen Blättern und Kiefernzapfen, die unter ihren Füßen knirschten. Blumen sprossen aus der dunklen Erde und säumten den Trampelpfad mit verschiedenen Farben und Düften. Ein Streifenhörnchen saß auf einem moosüberwucherten Baumstumpf und beobachtete, wie sie vorbeigingen. Über ihnen dröhnte ein Flugzeug hinweg, unsichtbar jenseits der Wipfel. Timmy schaute nach oben, konnte die kreisenden Geier aber nicht mehr sehen.
In diesen Abschnitt des Waldes kamen sie nicht oft. Dementsprechend hatten sie ihn noch nicht vollständig erkundet und die Aussicht auf die Gelegenheit, es nun zu tun, hob ihre Stimmung trotz der Schrecken dieses Vormittags. Sie hatten erst wenige Meter zurückgelegt und befanden sich noch in einem Bereich, wo das Unterholz licht war und die Bäume relativ weit voneinander entfernt wuchsen, als Doug die Himbeersträucher entdeckte.
»Spitze!«
Er rannte zu der dichten Reihe der Sträucher hinüber und begann, Himbeeren zu pflücken, sie sich gierig in den Mund zu stecken und den Geschmack zu genießen. Saft tropfte ihm von den Lippen.
Timmy hörte über ihnen das unverkennbare Krächzen eines Truthahngeiers, aber die Blätter verbargen den Vogel immer noch. Er schnupperte die Luft, konnte jedoch nichts Totes riechen.
Doug seufzte wohlig. »Meine Ma kauft nie Himbeeren im Laden. Sie meint, die sind zu teuer.«
»Meine Ma sagt dasselbe. Mich hat überrascht, dass sie heute Morgen Blaubeeren für die Pfannkuchen daheim hatte.«
»Probier mal.« Doug streckte
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