Leichenfresser - Thriller
Aber schau mal da rüber.« Er deutete auf einen anderen Abschnitt des Waldes, wo das Unterholz spärlich wucherte und die Bäume in relativ großem Abstand wuchsen.
»Wenn du genau hinsiehst, kannst du Reifenspuren erkennen, die zu Mr. Jones’ Getreidefeld führen.«
»Erinnerst du dich an den Morgen, nachdem Pat und Karen abgehauen sind und Barry die Reifenspuren weggemacht hat? Die haben auch in das Getreidefeld geführt.«
»Ja. Also ist jemand damit vom Friedhof hierhergefahren.«
Sie hörten beide das Geräusch summender Fliegen. Doug spähte wieder ins Auto. »Also haben Pat und Karen auf dem Friedhof geparkt. Jemand hat sie dort gefunden, ihnen was angetan und dann das Auto hier versteckt.«
»Könnte sein«, pflichtete Timmy ihm bei. »Oder vielleicht haben sie das Auto selbst versteckt, damit es niemand findet, und sind danach abgehauen.«
»Das glaubst du doch wohl selbst nicht, oder?«
»Nein«, gestand Timmy und dachte an die über ihnen kreisenden Aasvögel. »Pat hätte sein Auto nie und nimmer zurückgelassen. Er hat die Karre geliebt. Aber ein guter Detektiv zieht alle Möglichkeiten in Betracht, bevor er eine Schlussfolgerung zieht. Jedenfalls würde das der beste Detektiv der Welt tun.«
Doug wirkte verwirrt. »Wer ist der beste Detektiv der Welt? Sherlock Holmes?«
»Nein, du Trottel. Batman.«
Doug wischte mit dem Ärmel über das Fenster. »Also, ich glaube nicht, dass sie ausgerissen sind. Ronny, Jason und Steve. Dann die junge Frau in den Nachrichten heute Morgen. Und jetzt finden wir Pats und Karens Auto. Ich denke, das hängt alles zusammen.«
Timmy erwiderte nichts. Insgeheim dachte er an Katie Moore und fragte sich, wie sie auf die Neuigkeiten zum Verschwinden ihrer Schwester reagieren würde. Er ging um das Auto herum, betrachtete es eingehend, suchte nach Hinweisen. Der Gestank nahm zu, als er sich dem Heck des zurückgelassenen Chevy Nova näherte. Das Summen der Fliegen wurde lauter.
»Denkst du, dass ich mich irre? Glaubst du, Pat und Karen sind noch am Leben und wirklich zusammen ausgebüxt?«
Timmy wankte mit der Hand über dem Mund rückwärts.
»Timmy? Was hast du? Was ist?«
Timmy brachte kein Wort hervor, hob nur die Hand und zeigte hin. Doug eilte zum Heck des Wagens – und würgte. Sie hatten die Quelle des Gestanks entdeckt. Eine dicke, zähe Flüssigkeit sickerte aus dem Kofferraum und bildete auf dem Waldboden eine Lache, die Kiefernnadeln und Blätter verklebte. Maden und andere kleine Insekten wanden sich in dem Brei. Die Farbe war dunkel, und es trieben winzige Stückchen von rosa Gewebe darin. Der Gestank war unglaublich durchdringend, geradezu überwältigend. Fette schwarze Fliegen wuselten über den Kofferraum und krochen durch den kleinen Spalt, aus dem der Schleim tropfte, ins Innere. Was immer sich darin befand, war zu einer Brühe verrottet und ergoss sich nun aus dem Kofferraum.
»Nein«, sagte Timmy schließlich. »Ich glaube nicht, dass du dich irrst. Ich glaube, das sind sie. Ich glaube, sie liegen im Kofferraum.«
Dann beugte er sich vor und übergab sich.
Zehn
Sie flüchteten, ohne sich die Mühe zu machen, die Stelle zu kennzeichnen, um das Auto später wiederfinden zu können. Das würden die nach wie vor über den Bäumen kreisenden Aasvögel für sie übernehmen. Da sie nicht riskieren wollten, Mr. Smeltzer zu begegnen, liefen sie quer durch den Wald und folgten der Anson Road, wodurch sie den Friedhof umgingen. Dann hielten sie sich den restlichen Weg zurück zu Timmys Haus neben der Straße. Timmy hatte auf sein T-Shirt und seine Jeans gekotzt, Dougs Gesicht war kreidebleich.
Sie stürmten durch die Tür und Elizabeth nahm zunächst an, dass einer von ihnen verletzt sei. Mit rasendem Puls kam sie aus der Küche gestürzt, wo sie zuvor das Scheckheft abgeglichen hatte. Die Jungen erwiesen sich als unverletzt, zumindest körperlich. Aber sie wirkten völlig verstört. Zuerst war Timmy zu geschockt, um zu sprechen, und Doug brachte nur hervor: »Es ist herausgetropft.« Das wiederholte er immer und immer wieder, und jedes Mal, wenn er es tat, sah Timmy aus, als müsste er sich jeden Moment übergeben.
Als sie sich letztlich beruhigten und von ihrer Entdeckung berichteten, rief Elizabeth sofort Pastor Moore an und informierte ihn, danach wählte sie die Nummer der Polizei. Sie war dermaßen aus dem Häuschen und besorgt um die Jungen, dass sie nicht einmal nachfragte, warum sie sich im Wald herumgetrieben hatten, obwohl es ihnen
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