Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leichenfund - Killer Heat

Titel: Leichenfund - Killer Heat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
erzählte. Dann würde sie sich die Schuld geben für eine weitere Fehleinschätzung - eine Fehleinschätzung, die sie fast das Leben gekostet hätte.
    Ich drohte Mike mit erhobenem Zeigefinger, still zu sein.
    »Was hat Wilson gesagt, Pam? Was hat er gesagt, als er Sie da unten im Keller zurückließ? Hat er gesagt, dass er zurückkommen würde?«
    »Er hat mich ein paar Mal allein gelassen. Er kam und ging - keine Ahnung. Ich weiß nicht, was er getan hat, wenn er nicht bei mir war.«
    Mike tigerte ungeduldig auf und ab. »Pam, hat er gesagt, was er mit Ihnen vorhat?«
    »Was hätte er mir denn noch antun sollen, Detective?« Sie ließ den Kopf hängen. »Er wollte mich umbringen.«
    »Hat er das gesagt? Hat er das genauso gesagt?«
    Sie rang nach Fassung. »Als er... als er mich vergewaltigte... vielleicht beim zweiten oder beim dritten Mal.«
    So viel zur Wirksamkeit einer chemischen Kastration. Ich wagte mir nicht vorzustellen, was sie durchgemacht hatte. Nachdem sie ärztlich versorgt worden war, würden sie und ich den Rest des Tages damit verbringen, alles der Reihe nach, bis ins qualvollste Detail, durchzugehen.
    »Er fragte mich immer wieder, wie ich gern sterben würde. Das hat er gesagt. ›Wie möchtest du denn sterben? ‹ Dann fuhr er mir mit dem Messer über den Körper.« Sie sprach gedehnt, so wie Troy Rasheed es vermutlich getan hatte. »›Ich könnte dich erstechen. Ich könnte dich zerstückeln. Ich könnte dir ein Seil um den Hals binden und dich erdrosseln. Oder vielleicht würdest du gern verhungern?‹ Als das Gewitter ganz schlimm war - war das letzte Nacht? -, da meinte er, er könnte mich auch einfach liegen lassen, damit ich ertrinke. Ich ging davon aus, dass er das getan hatte.«
    Wie würde Pam Lear jemals wieder schlafen können? Wie würde sie diese Erinnerungen, diese Bilder, jemals verarbeiten können?
    »Hat er gesagt, wie er die Insel verlassen wollte?«, fragte Mike. »Das Unwetter lässt nach. Mein Partner wartet an der Anlegestelle auf mich, und ich muss zu ihm, damit wir nach Wilson suchen können. Wir müssen herausfinden, ob er die Insel verlassen hat, bevor der Fährverkehr eingestellt wurde. Wir müssen ihn hinter Gitter bringen, damit so etwas nie wieder passiert.«
    Ihre Angst war größer als ihre Erschöpfung. Sie packte Mikes Hand. »Was meinen Sie damit? Haben Sie ihn denn noch nicht gefasst? Wie haben Sie mich dann gefunden? Er muss Ihnen doch gesagt haben, dass ich hier bin.« Tränen liefen über ihre Wangen. »Ich kann nicht glauben, dass er entkommen konnte.«
    »Wir kriegen ihn«, sagte Mike. »Deshalb bin ich ja hier.«
    Mike wollte gehen, aber sie krallte verzweifelt ihre Finger in ihn. Sie zitterte am ganzen Körper. »Bitte, lassen Sie mich nicht hier! Ich will nicht sterben. Ich will nicht, dass er zurückkommt und mich umbringt.«

53
    »Ich gehe und hole Mercer«, sagte ich.
    »Auf keinen Fall.«
    Ich wollte nicht in Pams Gegenwart mit Mike streiten. Ich deckte sie mit den Vorhängen zu und ging zur Tür. »Mercer wird aus irgendeinem Grund aufgehalten«, sagte ich leise. »Das einzige Telefon ist in Russell Leamers Büro und -«
    Mike folgte mir. »Tu’s nicht.«
    »Falls Rasheed noch in der Nähe wäre, hätte er uns alle in dieses Verlies gesperrt. Er hatte seine Chance. Außerdem ist er unbewaffnet.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Mike.
    »Weil er Pam nicht gedroht hat, sie zu erschießen, stimmt’s?«
    Mike blickte über die Schulter zu Pam.
    »Und außerdem kann ich schneller laufen als du, also hältst du jetzt mal zur Abwechslung das Händchen«, sagte ich.
    »Ich warte hier in der Tür.«
    »Und was soll ich tun, wenn ich das Büro erreicht habe? Die Kanone abfeuern?«
    »Ich kann dich den größten Teil der Strecke sehen«, sagte er. »Na los, lauf, Blondie.«
    Ich rannte den nassen Weg am Nolan Park entlang. Knapp drei Minuten später erreichte ich das Rangerhäuschen und bog um die Ecke zum Eingang.
    Von hier aus war das Gouverneurshaus nicht mehr zu sehen. Der Fluss war noch immer aufgepeitscht, aber die Flut hatte offenbar ihren Höchststand erreicht. Die kleine Fähre stand an der Anlegestelle auf der Manhattaner Seite; bis zur Wiederaufnahme des Fährverkehrs würde es vermutlich noch eine Weile dauern.
    Ich ging die Stufen hinauf und drückte die Tür auf.
    Russell Leamer stand mit dem Rücken zu mir über den Tisch gebeugt. Die Umrisse seines breitkrempigen Huts und seiner übergroßen Regenjacke hoben sich gegen den

Weitere Kostenlose Bücher