Leichenfund - Killer Heat
Mike.
Bart schüttelte den Kopf. »Hier oben hat jeder ein Boot. Schicke kleine Jachten, einfache Motorboote, Fischerkähne, Kajaks, Kanus - alles, was es gibt. Wir haben mehr Anlegestellen als Ihr in New York U-Bahnsteige.«
»Verstehe.«
Bart zeigte auf den Verwalter. »Er hat ein Aluminium-Ruderboot. Es wäre ein Leichtes, mit einem fremden Boot hin und her zu fahren, ohne dass es jemand mitkriegt.«
»Was ist mit der Strömung?«, fragte Mercer.
»Dieser Abschnitt des Flusses ist ein Ästuar, sodass die Gezeiten täglich ein paar Mal wechseln«, sagte Bart. »Diese Woche war das Wasser relativ ruhig. Für einen kräftigen Ruderer wäre es kein Problem gewesen, solange er sich mit der Gezeitenströmung auskennt.«
Ich zeigte hinauf zur Inschrift. »Ich dachte, die Insel heißt Pollepel Island. Was bedeutet dieser Name da?«
»Pollepel hieß die Insel früher, vor Jahrhunderten. Die Indianer erzählten sich, dass sie von Geistern bewohnt sei. Dann kamen die Holländer, die ebenfalls aus gutem Grund glaubten, dass es hier spukt«, sagte Bart. »Sie machten den Teufel dafür verantwortlich, dass die Schiffe an den Felsen zerschellten und mit ihrer gesamten Ladung untergingen.«
»Gehörte diese Festung zu West Point? Wurde sie von der Armee erbaut, um den Hudson von Osten her zu verteidigen?«
Mike winkte ab. »Die Regierung hat damit nichts zu tun.«
»Aber du sagtest doch, dass die Insel dem Staat gehört.«
»Erst seit dreißig Jahren.« Bart machte eine weit ausholende Handbewegung. »Das hier war alles das Werk eines einzigen Mannes, Alex. Die Insel wurde 1900 von einem verrückten Exzentriker namens Frank Bannerman gekauft und war lange Zeit sein Privatbesitz.«
»Und er erbaute dieses... dieses...?«
»Angeblich ist es der Nachbau eines alten Ahnenschlosses in Schottland, inklusive Zugbrücken und einem Burggraben. Aber Sie haben schon recht, es eine Festung zu nennen. Das Arsenal - das ist das zweitgrößte Gebäude hier - war eins der größten Waffen- und Munitionslager des Landes. Vor hundert Jahren hat Frank Bannerman von dieser verrückten Insel aus ganze Nationen ausstaffiert, bevor sie in den Krieg zogen.«
»Hast du schon mal von dem Typen gehört, Mike?«, fragte Mercer.
»Meine Tante Eunice hat den ganzen Keller voller Bannerman-Kataloge. Mein Onkel Brendan hat sie von klein auf gesammelt.«
Mike hatte sein Interesse für Militärgeschichte unter anderem vom ältesten Bruder seines Vaters geerbt, der bei der Landung der Alliierten in der Normandie dabei gewesen war.
»Warum ließ Bannerman sich hier oben nieder?«, fragte Mercer.
»Die Familie wanderte in den 1850er Jahren, kurz nach seiner Geburt, von Schottland nach New York aus«, sagte Bart. »Nach Ende des Bürgerkrieges begann der junge Frank, tonnenweise Militärgüter aufzukaufen - Restbestände, die von der Regierung versteigert wurden. Er kaufte einfach alles - von Alteisen über Bajonette bis hin zu Schiffen, die die Marine loswerden wollte -, mit der Überlegung, die Sachen an den nächsten kriegführenden Staat weiterzuverkaufen.«
»Ursprünglich lagerte er die Waffen und die Munition in Büroräumen in Downtown Manhattan, am Broadway«, sagte Mike.
»Bis nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg. Als Bannerman nach dem Krieg neunzig Prozent aller Waffen mitsamt Schwarzpulver aufkaufte, forderte ihn die Stadt wegen der hohen Explosionsgefahr auf, die Sachen woandershin zu schaffen. Also kaufte er 1900 diese Insel und verlegte alles hierher«, sagte Bart. »Er hat alle Gebäude selbst entworfen.«
»Hat er auch hier gelebt?«, fragte ich.
»Dieses Schloss dort -« Bart zeigte auf ein riesiges Bauwerk mit vier runden Ecktürmen und einer umlaufenden Zinnenkrone - »ließ er als Wohnhaus für seine Familie bauen. Wie Sie sehen, ist nirgendwo ein rechter Winkel. Der Typ kümmerte sich um jedes noch so kleine Detail.«
»Und man hat diese Sachen tatsächlich von einem Privatmann gekauft?«
»Er hat im Ersten Weltkrieg ganze Regimenter ausstaffiert - und dabei ganz schön bei unserer eigenen Regierung abkassiert«, sagte Bart. »Den Russen hat er vor hundert Jahren gut einhunderttausend Sättel, Gewehre, Uniformen und rund zwanzig Millionen Patronen für ihren Krieg gegen Japan verkauft.«
»Alle kauften bei Bannerman, von Buffalo Bill bis zu den Stummfilmregisseuren«, ergänzte Mike. »Bajonette und Musketen, Steigeisen und Torpedos - alles direkt aus dem Katalog. Ihr kennt doch diese Kanonen, die in Kleinstädten im
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