Leichenfund - Killer Heat
marschiert. Der Richter hat den Kautionsantrag abgelehnt und ihn ohne Kaution entlassen. Verriegelt die Türen, meine Damen. Mr Dylan ist auf freiem Fuß.«
33
Mike setzte mich auf dem Heimweg vor meiner Wohnung ab - er wohnte nicht weit von mir in einem winzigen Apartment, dem er den Spitznamen »der Sarg« verpasst hatte.
Ich fuhr nach oben und verriegelte meine Tür, obwohl ich das Privileg hatte, in einem Haus zu wohnen, das rund um die Uhr von zwei Portiers bewacht wurde. Dieser Fall wurde immer unheimlicher, und mir lief es eiskalt über den Rücken bei dem Gedanken, dass da draußen ein Serienmörder frei herumlief und die Leichen seiner Opfer wie Metastasen um die ganze Stadt herum verteilte.
Nach einer unruhigen Nacht ging ich morgens später als sonst aus dem Haus, da Kerry Hastings erst um zehn Uhr vor Richter Lamont erscheinen musste. Ich rief sie an und sagte ihr, dass ich unterwegs sei und vor dem Hotel auf sie warten würde.
Mercer wollte in meinem Büro zu uns stoßen. Er hatte so viel Zeit und Energie in diesen Fall investiert, dass er bei Floyd Warrens Verurteilung dabei sein wollte. Außerdem wollte er Kerry die Idee schmackhaft machen, dass uns ihr Vergewaltiger dabei helfen könnte, das Motiv unseres Mörders zu verstehen. Mir erschien das unsinnig, zumal die Beweislast gegen Dylan offenbar immer erdrückender wurde.
Als das Taxi um Viertel nach neun vor Kerrys Hotel vorfuhr, wartete sie bereits vor dem Eingang. Ich rutschte hinter den Fahrersitz, um ihr auf der Rückbank Platz zu machen.
»Guten Morgen. Ich muss Sie wohl nicht fragen, ob Sie ein schönes Wochenende hatten. Die Zeitungen sind voll davon, und sogar im Fernsehen wurde darüber berichtet. Wie machen Sie das bloß, Alex? Setzt Ihnen das nicht manchmal zu? Die ganze Gewalt und das Leid?«
»Natürlich tut es das. Aber es ist ein gutes Gefühl, etwas dagegen tun zu können, den Leuten dabei helfen zu können, wieder Freude am Leben zu haben. Wie geht es Ihnen? Konnten Sie sich ein bisschen entspannen?«
»Ich glaube, es wird mir jetzt erst so richtig bewusst. Langsam fühlt es sich an, als könnte es ein Leben nach Floyd Warren geben - als wäre es uns endlich gelungen, den Spieß umzudrehen.«
Der Fahrer fuhr auf den FDR Drive auf. Ich starrte aus dem Fenster. Kerry Hastings war bestimmt keine rachsüchtige Frau, aber ich bezweifelte, dass sie auf Mercers Vorschlag eingehen würde.
»Muss ich Ihnen erzählen, was ich zu Richter Lamont sagen werde?«
»Nur wenn Sie möchten.« Stellungnahmen der Opfer waren ein relativ junges Phänomen, ein Erfolg der Opferrechtsbewegung der 1980er Jahre. Ich musste mir keine Formulierungen einfallen lassen, um zu beschreiben, wie sich Kerrys Schreckensnacht auf ihr weiteres Leben ausgewirkt hatte - sie selbst würde Lamont ihre Gedanken und Gefühle schildern.
»Ich habe es aufgeschrieben. Ich habe Angst, dass ich vielleicht mittendrin zu weinen anfange.«
Ich lächelte sie an. »Das Schlimmste haben Sie schon hinter sich. Sie werden es schaffen.«
Sie reichte mir eine Kopie des Textes, den sie vortragen wollte, und ich überflog ihn, während wir auf der Stadtautobahn in südlicher Richtung fuhren. Während der Vergewaltigung hörte ich auf, ein Mensch zu sein , schrieb sie, nachdem sie noch einmal die Fakten geschildert hatte. Es war ihr bei beiden Verhandlungen bisher noch nicht gestattet gewesen, ihre Gedanken oder Gefühle während der Tat zum Ausdruck zu bringen. Ich wurde die Beute von Floyd Warren, der mich wie eine tollwütige Bestie attackierte.
»Ist das übertrieben?«
Das Taxi geriet ins Schlingern, als uns eine Limousine überholte und zu früh wieder auf unsere Spur wechselte. »Langsam«, sagte ich zu dem Fahrer. »Wir haben es nicht eilig.«
»Ist es zu drastisch formuliert?«
»Es ist wunderbar. Wenn ich mich vor den Geschworenen nur halb so plastisch ausgedrückt hätte, wäre das Urteil in der Berufung aufgehoben worden. Es wird den Leuten helfen, diese Verbrechen besser zu verstehen.«
Der Fahrer nahm die Ausfahrt unter der Brooklyn Bridge und schlängelte sich durch die engen Straßen von Chinatown, um zur Rückseite des Gerichtsgebäudes zu gelangen.
An der Kreuzung Baxter Street und Hogan Place hielten wir an, als zwei Kolleginnen aus der Staatsanwaltschaft vor uns die Straße überquerten. Ich winkte ihnen durch das offene Fenster zu, und eine reckte den Daumen empor. »Gratulation zum Erfolg im Warren-Fall!«
Hogan Place war eine ungewöhnlich kurze und
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