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Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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weiter.
    Die Eloxaltür zur Wache öffnet sich auf Druck, kleiner Flur mit Wartebank, darüber zwei Fahndungsplakate. Mord in Coesfeld. Der Bezirksbeamte steht schon in der Tür, Krawatte mit perfektem Knoten, alle Jackenknöpfe geschlossen. Bei dem Wetter. Aber wenn schon mal so hoher Besuch kommt. Alte Schule.
    »Guten Tag«, er nimmt fast Haltung an. Drahtiger Typ, sieht ein bisschen aus wie Louis de Funès. Schwegler grüßt, dreht sich.
    »Das ist Walter Messner, unser Mann im Ghetto. Konstantin Kirchenberg.« Er lacht, Messner winkt ab.
    »Guten Abend«, kräftiger Händedruck.
    »Bernd übertreibt gern. So schlimm ist es hier nun auch wieder nicht.« Er tritt von vorne an seinen Schreibtisch, klappt eine Mappe auf, kommt gleich zur Sache. »Ich habe hier mal einen Plan gezeichnet, Bernd hatte mich ja schon informiert. Also, es sind acht Blocks, jeder viergeschossig und auf jeder Etage mindestens zehn Mietparteien.« Acht Rechtecke auf der Rückseite eines Blattes der Schreibtischunterlage, mehrere Doppellinien, in der Mitte ein dickes rotes Kreuz.
    »Da steht der Container. Wie man sieht, ziemlich zentral.« Er blickt erwartungsvoll hoch.
    »Prima Skizze!« Er atmet tief ein. »Müssen wir eben irgendwo anfangen und uns durcharbeiten. Wir sind zunächst vier Teams, also pro Team zwei Blocks.«
    Das Handy dudelt. »Kirchenberg.«
    »Hier ist Heike. Ich bin hier noch in der Wohnung von Meinerts. Also, Herr Meinert hat die Stiefel eindeutig als seine identifiziert. Er hat es an den Nieten erkannt, eindeutig, er hat sie da reingestanzt, hat mir sogar noch die Schachtel mit den Rohlingen gezeigt. Außerdem ist das auch so eine seltene Marke, kriegt man nur in Angelsportläden. Alles klar?«
    Super. Einmal durchatmen, Gänsehaut.
    »Ich könnte dich küssen, Mädchen. Versuch du jetzt mal, Dirk Stroter zu erreichen, und unterrichte ihn. Außerdem treib mal Gerster und Röhrig auf, die sollen sich bei mir melden, die Nasen haben nämlich kein Handy mitgenommen. Dann komm wieder hierher. Helmut informiere ich selber, okay? Ach, ja. Schreib kurz einen Fünfzeiler dazu. Die richtige Vernehmung mit Meinert machen wir dann später, ja?«
    »Natürlich. Die Stiefel nehme ich mit?«
    »Ja, sicher. Hinterleg sie bei uns im Büro.«
    »Alles klar. Ich fliege.«
    »Bleib ruhig. Ankommen ist wichtig. Wenn du um sechs hier bist, reicht das. Vorher sind die meisten sowieso nicht zu Hause.«
    »Kainä Sorrgä, Schäffä. Arrividerci.«
    Drei Minuten vierzehn auf dem Display vom Handy. Erwartung in den Gesichtern in der Runde. Schmidt spielt mit dem Autoschlüssel.
    Dritter Stock, ein Fenster, dichte Gardine, dahinter eine Gestalt, blond, kurze Haare, Atem, beobachtet die Container, die Autos, hat Angst, will abhauen, zu spät.
    »Das war Heike. Meinert hat die Stiefel eindeutig als seine identifiziert.« Schwegler streckt den Daumen nach oben. Bingo, Volltreffer. Messner nickt mit hochgezogenen Augenbrauen vor sich hin.
    »Also los. Wir fahren jetzt noch mal ins Präsidium, aber vorher zum Container. Vor Ort ist immer alles anders. Im Präsidium legen wir dann die Vorgehensweise fest. Ulla und die anderen sind mit der Bürofahndung bestimmt bald durch. Kannst du mitkommen, da tauchen nämlich bestimmt noch ’ne Menge Fragen auf?«
    Messner nickt mit geschlossenen Augen.
    17 Uhr 38
    Zeugenvernehmung
     
    In seiner Wohnung aufgesucht erscheint der Rentner
    Eduard Pommerenke, 17.01.23 in Neuruppin,
    wh. hier, Glasweg 12,
    und macht folgende Angaben:
    Ich bin über meine Rechte und Pflichten als Zeuge belehrt worden. Die Folgen einer Falschaussage sind mir bekannt gemacht worden.
     
    »Ist das Opa Pommerenkes Vernehmung?« Ulla hält den Blick weiter auf die Straße gerichtet, die Hände oben auf dem Lenkrad, trommelt mit den Zeigefingern.
    »Hm.«
    Sie lacht. »Für unseren Job ist das ja ganz hilfreich, aber Müllcontainer durchsuchen? Das ist doch bestimmt ein Ossi, bei dem Namen und überhaupt. Wenn der drüben kein Blockwart war, fress ich ’nen Besen.«
    »Dann such dir schon mal ’nen sehr schönen aus.«
    Sie blickt zur Seite, zieht die Nase kraus, schiebt die rechte Seite der Oberlippe hoch.
    »Im Ernst! Kein Zoni. Der ist zwar in Neuruppin geboren, ist aber schon nach dem Krieg rüber. Hat mir Schwegler erzählt.«
    Schulterzucken. »Hätte ich echt drauf gewettet.«
     
    Die Sonne scheint von schräg hinten auf das Papier, blendet.
     
    Ich lebe hier, seit die Siedlung 1978 gebaut worden ist. Früher kannte man hier die

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