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Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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Dienstagabend waren?«
    Seine Mutter fragt russisch dazwischen, er antwortet. Die sollen jetzt bloß keinen Blödsinn machen. Er erklärt ihr etwas, sie fragt noch mal nach.
    »Dienstags bin ich immer beim Kickboxen im Verein.«
    »Auch letzten Dienstag?« Nicken.
    »Haben Sie dafür Zeugen?«
    »Ja, klar. Alle, die an dem Abend beim Training waren.«
    »Können Sie uns einige Namen nennen, auch Name und Adresse des Vereins?«
    Er zählt einige auf, Heike notiert, fragt nach Anschriften. Die Mutter macht ein misstrauisches Gesicht. Die Adressen kennt er nur ungefähr. Heike ist fertig.
    »Gut. Kennt einer von Ihnen diesen Mann oder jemanden, der diesem Mann ähnlich sieht?« Sie sehen sich das Phantombild genau an, schütteln die Köpfe.
    »Ein Mann, der so aussieht, hat am vergangenen Dienstag ein Mädchen getötet und sexuell missbraucht, nicht hier in Münster, aber in den Müllcontainern hier in der Siedlung sind ein Paar Stiefel gefunden worden, die vom Tatort gestohlen wurden. Dieser Mann wohnt also wahrscheinlich hier oder aber irgendwo in der näheren Umgebung. Vielleicht hat er die Stiefel aber auch nur hier abgelegt, was aber nicht so wahrscheinlich ist. Ist Ihnen in den Tagen nach Dienstag irgendwas aufgefallen?«
    Sie unterhalten sich auf Russisch, verneinen dann beide. Die Mutter sieht ununterbrochen auf das Phantombild, hält ständig die Hand vor den Mund, schüttelt kaum merklich den Kopf.
    »Wir lassen Ihnen dieses Bild da. Wenn Ihnen noch irgendetwas einfällt oder Sie etwas hören, und sei es auch noch so unbedeutend, rufen Sie uns bitte umgehend an. Die Nummer steht drauf.«
    Er nimmt das Fahndungsblatt, beide lesen den Text. Heike zieht die Tür hinter sich zu.
    »Na, was sagt der Bauch?«
    Heike zuckt mit den Schultern, wiegt den Kopf. »Er ist ein ziemlicher Arsch, und der lässt bestimmt auch noch mal bei uns arbeiten, aber bei dieser Sache ist er sauber, glaub ich.«
    Gut geschätzt. Heike ist zu gebrauchen.
    »Sehe ich auch so. Außerdem klingt das Alibi okay, ist überprüfbar, wenig dran zu schieben.«
    Bei Herzog ist keiner zu Hause. Heike schiebt ein Flugblatt mit Mühe unter der Tür durch. Jetzt Schröer. Ein dickes Sicherheitszusatzschloss in Brusthöhe, Spion, Heike schellt. Dieselbe schnarrende Schelle. Von innen leises Scheuern an der Tür, es klimpert, mit einem Klacken fällt die Tür in den Sicherungsbügel. Muffige Wärme strömt in den Flur. Direkt über dem Bügel ein Auge mit schwerem Tränensack, weiße Haut mit dünnem Aderngewirr, ein grauer Haarstreifen mit Pomade auf fleckiger Kopfhaut nach hinten gekämmt.
    »Ja!«
    »Herr Schröer?«
    »Ernst?« Heike lautlos mit übertriebenen Mundbewegungen aus dem toten Winkel von der Seite.
    »Ja.«
    »Ernst Schröer?«
    »Ja.«
    »Guten Abend. Mein Name ist Kirchenberg. Meine Kollegin Lühsi und ich sind von der Kriminalpolizei und ermitteln hier in einer Mordsache.«
    Er fingert sich den Ausweis durch den Türspalt, sieht ihn sich genau an, dreht ihn, vergleicht das Bild.
    »Ja?« Er lässt die Lippen geöffnet, atmet durch den Mund.
    »Herr Schröer, in der Nacht zum Dienstag ist eine junge Frau ermordet worden. Wir sind ziemlich sicher, Herr Schröer, dass der Täter in der Zeit danach, vermutlich am Mittwoch, hier in der Siedlung in den Müllcontainern ein Paar Gummistiefel abgelegt hat. Haben Sie in der fraglichen Zeit dort etwas Verdächtiges gesehen, vielleicht einen Mann, der so ähnlich aussah?«
    Er zieht sich das Fahndungsblatt durch den Spalt, sieht auf das Bild, schiebt die Unterlippe vor, schüttelt den Kopf.
    »Ne.« Er reicht das Blatt wieder durch die Öffnung.
    »Das können Sie behalten. Kennen Sie vielleicht jemanden, der so aussieht? Vielleicht jemanden, der hier wohnt, oder den Sie hier schon einmal gesehen haben?«
    Er nimmt noch mal das Blatt, sieht sich das Bild an, lange.
    »Ne, kenn ich nicht. Ich war Mittwoch auch gar nicht vor der Tür. Da war doch Fußball.«
    Heike lehnt an der Wand, zieht die Augenbrauen hoch, macht mit der rechten Hand eine Schaufelbewegung über die Schulter nach hinten.
    »Wohnen Sie allein hier, Herr Schröer?« Er reißt die Augen groß auf.
    »Ja, natürlich. Wer soll denn sonst hier wohnen?« Heike sieht auf ihre Unterlagen, nickt.
    »Ist schon gut, Herr Schröer. Lesen Sie sich den Zettel mal genau durch. Wenn Ihnen noch etwas auffällt, rufen Sie uns bitte an. Die Nummer steht unten drunter.« Er nickt, mürrisches Grunzen. Der Spalt schließt sich.
    Heike dreht sich auf

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