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Leichenschänder

Titel: Leichenschänder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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blass geworden und nagte an einem ihrer tadellos manikürten Nägel herum. Dann nahm sie den Finger aus dem Mund und fragte mit leiser Stimme: „Ist dieses Theater wirklich nötig?“
    Ich knipste meinen strengsten Blick an und sagte mit Betonstimme: „Absolut, Gnädigste!“
    Frau H. zögerte einen Augenblick, dann nickte sie mit ihrem majestätischen Haupt und sagte: „In Ordnung.“
    „Ich schlage vor, dass wir in die Küche gehen. Sind Sie so nett und nehmen den Hund mit?“
    Frau Heißenbüttel griff in den Sarg, hob Tassilo beinahe zärtlich heraus und schwebte mit ihm hinunter in die Küche. Ich folgte ihr.
    Nachdem sie den Hund vorsichtig auf dem Esstisch abgelegt hatte, begann ich mit meiner Arbeit.
    Ich mischte das Faschierte mit Ketchup, inszenierte mit der daraus entstandenen Pampe eine üppige Bauchwunde, taute das Beuschel in der Mikrowelle auf, stopfte es Tassilo ins Maul und unterzog schließlich dessen Fell mithilfe einer Haushaltsschere und meines Feuerzeugs einer Spezialbehandlung. Zu guter Letzt noch ein Spritzerchen Ketchup hier und ein Klümpchen Faschiertes da, und fertig war die furchtbar verstümmelte Hundeleiche.
    Ich trat einen Schritt zurück und betrachtete mein Werk. Gar nicht mal so übel. Ein grobkörniger Film, ein paar Nachbearbeitungen am Grafikcomputer, und ich würde Bilder bekommen, bei deren Anblick jedem Hundefreund die Tränen in die Augen schossen.
    Frau Heißenbüttel war während der gesamten Prozedur in einer Ecke gestanden und hatte sich an einem Whiskeyglas festgehalten. Ab und zu hatte sie den Kopf geschüttelt und Unverständliches vor sich hingemurmelt. Ich hatte sie so gut es ging ignoriert.
    Ich holte meine Kamera aus der Tasche und verschoss drei Filme aus allen möglichen Blickwinkeln und Entfernungen. Sicher war sicher.
    „Sind Sie endlich fertig?“, fragte Frau Heißenbüttel mit rauer Whiskeystimme.
    Ich packte meine Kamera wieder ein und nickte.
    Frau H. stellte ihr Glas auf den Tisch, strich sich die Haare aus der Stirn und beugte sich zu ihrem armen Liebling hinunter, der sich in der Fleisch- und Ketchupumgebung ganz wohlzufühlen schien. Wobei, was wusste ich schon? Schließlich war ich kein Tierarzt.
    „Lassen Sie mich bitte allein, damit ich den armen Tassilo reinigen kann“, sagte Frau Heißenbüttel. „Gehen Sie doch währenddessen in den Salon und trinken Sie einen Kaffee.“
    Ich öffnete die Küchentür und wanderte hinüber in den Salon, wo mich Marie bereits mit einer Tasse dampfenden Kaffees erwartete. Ich setzte mich wieder auf das zu weiche Plüschungetüm und trank wieder den zu dünnen Kaffee. Irgendwann schwebte Frau H. nach oben, ihren armen Tassilo an die wogende Brust gedrückt. Nach ein paar Minuten schwebte sie wieder herab und setzte sich neben mich.
    „Sind Ihre Recherchen jetzt beendet?“, fragte sie mit verwaschener Stimme. Der Whiskey hatte offensichtlich ordentlich eingeschlagen.
    „Fast. Nur noch eine letzte Frage: Was geschieht jetzt mit dem Hund?“
    „Tassilo bekommt einen Platz im Familiengrab. Er ist schließlich ein echter Heißenbüttel!“
    Ich notierte auch diese für unsere Leserinnen und Leser ungemein wichtige Information sorgfältig auf meinem Notizblock und stand dann auf, wobei ich mir kräftig den Arsch massierte, der sich ganz taub anfühlte.
    Ich verabschiedete mich von Frau Heißenbüttel, versicherte ihr, dass sie ein Belegexemplar von
Voll Dran!
zugeschickt bekommen würde, sobald mein Artikel erschienen war, und ließ mich vom Butler hinausbegleiten.
    Auf der Fahrt zurück in die Welt der Normalsterblichen musste ich die ganze Zeit über grinsen. Verdammt, das hatte richtig Spaß gemacht!
    Das Grinsen sollte mir bald vergehen.

Fünf
    Zurück in der Redaktion hämmerte ich meinen Artikel über das tragische Ende von Tassilo Heißenbüttel in die Tasten, dann ging ich zu Fischl in den Layoutraum und besprach mit ihm, wie wir mithilfe des Grafikcomputers die maximale Wirkung aus meinen Hundefotos herausholen könnten.
    „Herr Breitmaier, der Boss will Sie sofort sehen!“, hallte Frau Eisenhuts spröde Stimme durch die Redaktion.
    Ich verabschiedete mich von Fischl und trabte hinüber in Hubers Büro.
    „Breitmaier, schnappen Sie sich Ihre Ausrüstung. Sie müssen sofort los!“, rief Huber aufgeregt. Er zog heftig an seiner großkalibrigen Zigarre und fächelte den Rauch vor seinem Gesicht weg. Auf dem Laptop, der auf seinem Schreibtisch summte, lief ein Spiel namens
Invasion of the Mutant Space

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