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Leichenschänder

Titel: Leichenschänder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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Sie im Fegefeuer der ewigen Hölle schmoren!“ Sein Gesicht war so rot geworden wie die Hot Pants des Teufels.
    „Ach, wissen Sie“, sagte ich, „die Hölle macht mir keine Angst. Ich kann nur Kälte nicht leiden.“
    Ich ließ Wachtelgruber mit offenem Mund stehen und ging ins Wohnzimmer. Ein Typ von der Spurensicherung krabbelte auf dem Boden herum wie ein mutiertes Insekt auf Nahrungssuche.
    Ich stellte mich vor, zückte meinen Block und sagte: „Verblüffen Sie mich.“
    Der Spurensicherer schaute mich unsicher an und sagte: „Das Tatmuster stimmt mit dem der Tiermorde überein. Das Opfer wurde aufgeschlitzt und ihm wurden die Eingeweide in den Mund gestopft. Da drüben liegt auch ein Einwickelpapier für Hamburger.“ Er stand auf und klopfte sich Staub von den Knien. „Ach ja, ein paar der Organe fehlen.“
    „Was soll das heißen? Hat Gott ihm nicht die gesamte Ausstattung mitgegeben?“
    „Ursprünglich wohl schon, aber jetzt fehlen das Herz, eine Niere und ein Lungenflügel.“
    „Und das Zeug wurde auch nicht woanders hier in der Wohnung gefunden?“, fragte ich.
    „Nein. Der oder die Täter haben die Organe wohl mitgenommen.“ Der Spurensicherer öffnete einen schwarzen Koffer und holte einen Pinsel und eine Dose mit grauem Puder heraus.
    „Ist das für Fingerabdrücke?“, fragte ich.
    Der Spurensicherer nickte.
    „Von mir werden Sie auch ein paar davon finden. Wie ich Ihrem Chef bereits gesagt habe, bin ich vor zwei Tagen schon mal hier gewesen.“
    Der Spurensicherer seufzte, holte einen kleinen Karton aus seinem Koffer und sagte: „Kommen Sie her, damit ich Ihre Abdrücke nehmen kann. Ich hab keine Lust, später einen Haufen Prints durch den Computer zu jagen, die für den Fall nicht relevant sind.“
    Ich gab brav Pfötchen, wischte mir anschließend die dreckigen Finger an der Hose ab und ging zurück zu Wachtelgruber.
    „Wie sind die Täter eigentlich in die Wohnung gekommen?“, fragte ich. „Das Türschloss scheint mir in Ordnung zu sein.“
    „Sie haben recht“, sagte Wachtelgruber, „das Schloss wurde nicht aufgebrochen. Und es sieht nicht so aus, als hätte man es mit einem Dietrich geöffnet.“
    „Dafür braucht man keinen Dietrich. Das funktioniert auch mit einer Kreditkarte.“
    Wachtelgruber lachte spöttisch und sagte: „Kein Mensch bekommt ein Schloss mit einer Kreditkarte auf. Außer in schlechten Filmen.“
    Ich verkniff mir ein Grinsen und beließ Wachtelgruber in seinem Irrglauben. Ich war noch keine drei Monate im Heim gewesen, da hatte ich bereits gelernt, beinahe jedes Schloss mithilfe eines Plastikstreifens oder einer Kreditkarte zu knacken.
    „Okay“, sagte ich, „das bedeutet also, dass Stefan Andergast den Täter gekannt und ihn selbst hereingelassen hat.“ Ich kramte meine zerdrückte Zigarettenschachtel aus der Hose und steckte mir eine Kippe in den Mund.
    „Wagen Sie es nicht, diese Zigarette anzuzünden!“, sagte Wachtelgruber. „Rauchen ist ein Laster, das ich in meiner Nähe nicht dulde!“
    Ich steckte die Zigarette zurück in die Packung und diese zurück in die Hose. Blöder Arsch!
    „Und nun zu Ihren voreiligen Schlüssen“, sagte Wachtelgruber. „Dass das Schloss keine Beschädigungen aufweist, heißt nicht, dass das Opfer den Täter gekannt hat. Der Täter hätte sich als Briefträger, Stromableser oder Spendensammler ausgeben können.“ Er schüttelte betrübt den Kopf, ehe er fortfuhr: „Wenn jemand an der Haustür klingelt und behauptet, er komme vom Tierschutzverein wegen einer Spende, machen die meisten Bewohner auf. Manche haben Sicherheitsketten vorgelegt, aber ist die Tür erst mal offen, hat es der Eindringling so gut wie geschafft.“
    Wachtelgruber machte eine dramaturgische Pause und wartete auf meine Frage, deren Antwort bereits auf seiner Zunge lauerte.
    Ich tat ihm den Gefallen.
    „Aber wenn die Kette vorgelegt ist, hat der Täter doch keine Chance, in die Wohnung einzudringen, oder?“, fragte ich mit Welpenblick.
    Wachtelgruber straffte seinen Körper, grinste mich mit gutgelaunter Überlegenheit an und sagte: „Nun, ist die Tür erst mal offen, setzt der Täter das Opfer mithilfe eines Tränengassprays oder eines Elektroschockers außer Gefecht, dann greift er in den Spalt zwischen Türrahmen und Tür, entriegelt die Kette, und schon ist er drin.“
    „Bleiben da keine Spuren am Opfer zurück?“, fragte ich.
    „Meistens schon“, sagte Wachtelgruber. „Aber was soll’s? Der Täter ist in der Wohnung, und

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