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Leichenschänder

Titel: Leichenschänder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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Bats of Doom
. Ein paar zerrupft aussehende Fledermäuse wurden gerade vom Laserstrahl eines Raumschiffs niedergemäht.
    „Hören Sie mir überhaupt zu, Breitmaier?“ Hubers penetrante Stimme wühlte sich in meine Gehörgänge.
    „Natürlich, Boss. Ich bin ganz Ohr.“ Ich deutete auf meinen linken Lauscher.
    „Lassen Sie diese albernen Späße. Sie haben eben eine Bombenstory bekommen, Sie wissen es nur noch nicht.“
    „Was ist passiert?“, fragte ich. „Wurde wieder ein Hund gemeuchelt? Nein, lassen Sie mich raten. Es hat zur Abwechslung mal eine Katze erwischt.“
    „Es hat wieder einen Mord gegeben, stimmt“, sagte Huber. „Aber diesmal wurde ein Mensch umgebracht. Diese irren Vegetarier schrecken mittlerweile vor gar nichts mehr zurück.“ Seine Äuglein leuchteten vor Begeisterung.
    „Weiß man, dass es sich um dieselben Täter handelt?“
    Huber schüttelte den Kopf. „Nicht hundertprozentig. Aber das Muster stimmt. Aufgeschlitzter Bauch, Eingeweide im Mund, Einwickelpapier für Hamburger neben der Leiche. Alles Weitere wird Ihnen die Polizei erzählen. Ich habe einen heißen Draht zum Polizeipräsidium, und deshalb werden Sie der erste Reporter am Tatort sein. Los, beeilen Sie sich! Die Adresse gibt es von Frau Eisenhut.“ Huber wandte sich seinem Laptop zu und massakrierte ein paar Fledermäuse des jüngsten Tages.
    Ich ging ins Vorzimmer, nahm von Frau Eisenhut einen Zettel entgegen, schnappte meine Fotoausrüstung und fuhr zur angegebenen Adresse. Sie kam mir irgendwie bekannt vor. Als ich vor dem Haus in der Stumpergasse parkte, wusste ich auch, woher.
    Hier wohnte Stefan. Ein erneuter Blick auf den Zettel bestätigte meine ungute Vermutung: Der Tote hieß Stefan Andergast und war vierundzwanzig Jahre alt.
    Scheiße!
    Mit flauem Magen rannte ich die Treppe hoch. Nachdem ich dem Uniformierten an der Tür erklärt hatte, dass Huber mich schickte, ließ er mich durch. Ich betrat die Wohnung und stolperte beinahe über Stefans Leiche. Seine Augen starrten blicklos an die Decke und an den Rändern der dunklen Plane, die seinen Oberkörper bedeckte, hatten sich klumpige Blutlachen gesammelt. Ich rannte ins Bad und kotzte. Als ich wieder herauskam, wartete ein Mann um die vierzig in einem konservativ geschnittenen Anzug vor der Tür.
    „Ich bin Chefinspektor Wachtelgruber“, stellte er sich vor. „Herr Huber hat mir gesagt, dass einer seiner Reporter hier auftauchen würde. Allerdings hat er nichts von dessen schwachen Nerven erwähnt. Noch nie einen Toten gesehen?“ Er grinste mich an wie ein Christkind und steckte sich einen Kaugummi in den Mund. Seine großen, feuchten Kuhaugen drehten eine Runde durch die Wohnung und schwenkten dann zurück in meine Richtung. Sie fixierten mich mit Pupillen in der Farbe von Nilschlamm. Fast schien es mir, als tanzten ein paar halbnackte Ägypter um seine Iris.
    Ich schüttelte den Kopf und sagte: „Nur im Fernsehen.“ Ich lehnte mich an die Wand, atmete so flach wie möglich und versuchte, den Gestank von Blut und Exkrementen zu ignorieren. Es gelang mir beinahe.
    „Nach dem ersten halben Dutzend Leichen nimmt Sie der Anblick nicht mehr mit. Sie machen Ihre Arbeit und gehen dann essen.“
    „Ich kannte den Toten“, sagte ich mit leiser, aber fester Stimme. Langsam ging es mir wieder besser.
    „Sie kannten das Opfer?“ Wachtelgruber setzte sein Dienstgesicht auf und starrte mich argwöhnisch an.
    „Ich hab ihn vor zwei Tagen kennen gelernt. Alles, was ich über ihn weiß, ist, dass er Stefan hieß und schwul war.“
    „Verstehe. Und jetzt sind rein zufällig hier.“
    Ich nickte.
    Wachtelgruber sagte: „Ich glaube nicht an Zufälle.“ Sein Blick klebte auf mir.
    Columbos Erbe ging mir langsam auf die Eier. Kühl sagte ich: „Ich glaube auch nicht an die unbefleckte Empfängnis, und dennoch soll sie tatsächlich geschehen sein.“
    „Vorsicht, junger Freund!“, sagte Wachtelgruber. „Ich bin aktives Mitglied im Kirchenverein, und ich mag es überhaupt nicht, wenn jemand die heilige Maria Muttergottes lächerlich macht!“
    „Kann ich trotzdem ein paar Fotos schießen, oder muss ich vorher zehn Vaterunser wegen Gotteslästerung beten?“, fragte ich lächelnd wie ein verstoßener Engel.
    Wachtelgruber musterte mich aus zusammengekniffenen Augen und sagte: „Schießen Sie Ihre Bilder, und dann verschwinden Sie! Ich gebe Ihnen außerdem den guten Rat, regelmäßig in der Bibel zu lesen und den Gottesdienst zu besuchen, bevor es zu spät ist und

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