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Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Titel: Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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damit er am Rosenhof ausgenommen wird.
    – Das ist doch Schwachsinn, Max.
    – Kein Schwachsinn, Baroni. Der Türke holt irgendwelche armen Teufel aus Moldawien, er verspricht ihnen ein besseres Leben, er bringt sie ins Land und dann schneidet man ihnen die Organe heraus.
    – Ja, genau, Max, und anschließend werden die Leichen entsorgt. Zuletzt im Supermarkt, wie du dich vielleicht noch erinnerst. Das ist doch alles an den Haaren herbeigezogen, Max. Ich glaube nicht, dass Wilma Rose etwas damit zu tun hat, wenn da irgendetwas dran ist an dem, was du gesagt hast, dann hat es unser Anton alleine gemacht.
    – Ist schon klar, der widerliche Türke war’s, Frau Rose ist ja ein angesehenes Mitglied unserer Gesellschaft.
    – Jetzt im Ernst, Max, das ist völlig abstrus, dass in einer Schönheitsklinik illegal transplantiert wird. Das ist lächerlich, Max.
    – Kann doch sein.
    – Nein, kann es nicht, das ist schwachsinnig.
    – Unser Vadim ist das nächste Opfer, darauf wette ich.
    – Wir sind hier nicht in Indien oder im Ostblock, Max.
    – Genau, Baroni, wir leben hier in einer heilen Welt, hier würde zum Beispiel niemand auf die Idee kommen, anständigen Leuten Leichen zu schicken, oder? Oder arme Moldawier drei Tage lang in einem Auto einzusperren.
    – Das ist verrückt, Max.
    – Diese Sau hat ihn einfach im Wagen gelassen, während er deine Tochter gebumst hat.
    – Hör auf, Max.
    – Womit?
    – Du sollst nicht so über Sarah reden.
    – Na gut, er hat mit ihr gekuschelt, während sich Vadim im Auto ausgeruht hat. Ist das besser für dich?
    – Das ist alles ziemlich abgefahren, Max.
    – Mehr als das, Baroni.
    – Wir sollten noch ein Bier trinken.
    – Nein, Baroni, wir sollten jetzt einen Schnaps trinken.
    Als Vadim von der Toilette kam, waren die ersten beiden Gläser schon leer. Ein drittes, volles wartete auf Vadim. Max versuchte es zu erklären, kurz, er versuchte Vadim ein gutes Gefühl zu machen, er lächelte.
    Die Situation ist nicht ganz einfach, sagte er.
    Vadim nickte nur und trank. Dann aß er zwei Wiener Schnitzel und trank fünf Biere, auch die Schnäpse, die Baroni und Max ihm im Viertelstundentakt hinstellten, trank er. Ohne Gegenwehr. Vadim war froh, dass er lebte, froh, dass er nicht mehr eingepfercht in dem Auto steckte, froh, dass er in einer österreichischen Raststätte Bier trinken durfte. Er wusste nicht, was auf ihn zukommen würde, was man noch mit ihm machen würde, aber anscheinend war alles besser als das, was er in Moldawien zurückgelassen hatte. Er sprach zwar nicht darüber, aber er sagte immer wieder, dass jetzt everything better werden würde.
    Vadim, daneben Max und Baroni. Sie tranken.
    Über die letzten drei Tage redeten sie nicht, über die Toten, sie wollten sich in diesem Moment keine Gedanken darüber machen, was passieren würde, würden sie Vadim die Wahrheit sagen. Sie wollten sich einfach einen Moment lang um nichts kümmern, sich gehen lassen, sie wollten einfach nur kurz stillstehen, abtauchen, sich leicht fühlen, unbeschwert. Kurz wollten sie ohne Sorgen sein, keine Probleme haben, keine Entscheidungen treffen, einen Moment lang wollten sie einfach nur unwissend sein, dumm sein, sich unbeschwert betrinken, ohne nachzudenken, keine Minute nach vorn, nicht an morgen, nicht an die Leichen in der Gerichtsmedizin, nicht an Anton. An nichts wollten sie denken. Sie tranken einfach. Bis es dunkel wurde.
    Nur drei Männer an der Bar und volle Gläser neben der Autobahn.
    Vadim stand immer wieder auf und streifte mit großen Augen durch den Tankstellenshop. Baroni sprach von Sarah, er machte sich Sorgen, und er ließ sich beruhigen. Max sagte ihm, dass er schon bald wieder zurück in seinem Würstelstand sein würde, dass er seine Tochter bald wiedersehen würde, dass er sein neues Leben schon bald wieder weiterführen könnte. Max grinste. Sie tranken weiter, und sie begannen zu lachen. Ausgelassen, einfach so. Lachen ohne Vorgeschichte.
    Alles, was war, wurde für einen Moment gelöscht. Fast alles.
    Immer wieder erwischte sich Max dabei, wie er an diesen Kuss dachte, an ihren Mund, ihre Zunge, Leftera. Wie sie über ihn hereingebrochen war, wie sie Spuren hinterlassen hatte in ihm. Kurz sehnte er sich nach ihr, kurz wollte er sie anrufen, mit ihr reden, einfach nur ihre Stimme hören. Sie war plötzlich da gewesen, in seinem Leben, vor ein paar Tagen hatte er sie noch nicht gekannt. Vor ein paar Stunden vermisste er sie bereits. Leftera. Obduktionsassistentin.

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