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Leichentanz

Leichentanz

Titel: Leichentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einzig und allein an den Knochen interessiert gewesen waren. Wahrscheinlich hätten sie die Gebeine aus dem Keller geholt und auf der Ladefläche verstaut.
    Auch wenn es mühsam war, aber sie hatten die Nacht über Zeit, und gestört hätte sie in diesem Fall bestimmt niemand.
    Jemand lagerte die Gebeine also nur zwischen. Doch wer konnte Interesse daran haben?
    Ich hatte hin und her überlegt und mir den Kopf darüber zerbrochen, doch zu einer Lösung hatte ich nicht finden können. Da reichte meine Phantasie nicht aus.
    »Wem gehört der Wagen?« fragte ich.
    »Wir haben ihn geleast.«
    »In wessen Auftrag?«
    »Hören Sie, Mister, ich bin schwach, ich bin verletzt, und ich will nicht mehr, daß Sie mich fragen.«
    »Wir werden es sowieso herausbekommen.«
    »Dann ist es ja gut.«
    Dieser Typ zeigte Härte, und er ließ sich so leicht nicht aufs Glatteis führen. Daß hier ein dickes Ding ablief, war für mich klarer als klar, ich wußte nur nicht, wie ich es mit den verdammten Gebeinen in einen Zusammenhang bringen sollte.
    »Okay, wenn Sie nicht reden wollen, ist das Ihre Sache. Nur verschlimmern Sie Ihre Lage damit.«
    Morton schwieg.
    Es dauerte nicht lange, da hörten wir das Heulen der Sirenen. Da flackerte das geisterhafte Rotlicht wie ein sich bewegender Fleckenteppich über das Gelände. Morton hatte den Mund gehalten. Ich hoffte stark, daß wir etwas von seinem Kumpan, dem Fahrer erfahren konnten. Bisher hatten wir erst die Spitze des Eisbergs gesehen. Der gefährliche Teil lag noch unter der Oberfläche verborgen.
    Irgendwo hockten wir in einem Flugzeug und kreisten. Wo allerdings die Landepiste lag, wußte niemand…
    ***
    Maren war größer als Crimsdyke. Er hatte auch das bösere Gesicht.
    Wenn er einen Menschen mit seinen stechenden Augen anblickte, wandten sich die meisten schaudernd ab. Es mochte auch an den beiden dichten Augenbrauen liegen, die über die Nasenwurzel zusammenwuchsen, ohne daß er dazu die Stirn in Falten gelegt hätte.
    Der Gesichtsausdruck war einfach schlimm. Dazu paßte auch die dicke Nase, die fleischigen Wangen, die trotzdem irgendwie eingefallen wirkten, weil der Kopf doch langgezogen war, und sein krummer Mund sah aus, als wäre er mit einer Axtschneide in das Gesicht hineingeschlagen worden. Das Kinn sprang hart hervor, als wollte es sich der Faust eines Zuschlagenden präsentieren.
    Crimsdyke, der Dicke, wirkte neben Maren gemütlich. Das runde Gesicht, die relativ wenigen, dünnen Haare, die auf der hinteren Seite des Schädels lagen, die kürzere Nase, die Falten um den Mund herum und die sanfter blickenden Augen.
    Ihn hätte man für einen gemütlichen Dicken halten können, und Crimsdyke gab auch darauf acht, daß dieser Eindruck immer bestehen blieb. Wenn er sich bewegte, dann mit einem Watschelgang, als wäre er ständig dabei, eine Ente zu imitieren.
    Beide paßten irgendwie nicht zusammen, aber das täuschte. Sie waren ein Paar, sie hielten dicht wie Pech und Schwefel, und sie übten beide den gleichen Beruf aus.
    Sie waren Maler.
    Keine großartig bekannten, deren Kunst die Welt verändert hätte. Das wollten sie auch nicht sein. Wenn sie sich an die Arbeit machten, schufen sie Bilder mit konkreten Motiven. Das konnte eine Landschaft sein, ein Portrait, aber in der Regel malten sie Landschaften. Dieses sehr düster und unheimlich, regelrechte Totenlandschaften, über denen der Hauch des Vergessens und des Vergänglichen lag.
    Ihre Bilder verkauften sie auch, sie konnten von ihrer Kunst leben, aber sie waren nie so richtig an die Öffentlichkeit gegangen, denn sie scheuten sie.
    Beide Maler lebten sehr für sich und hatten sich auch einen entsprechend einsamen Ort ausgesucht. Nicht weit von einem Friedhof entfernt stand ihr Haus. Ein alter Bau aus den Anfängen des Jahrhunderts, aufgeteilt in zwei Hälften, wobei nur die eine bewohnt war, die andere aber leer stand und höchstens als Abstellraum diente, denn dort hatten sie auch ihre Bilder aufbewahrt.
    An diesem Morgen war Crimsdyke als erster aufgestanden. Die Nacht war lang gewesen, und er war in die kleine Küche gegangen, um Kaffee zu kochen. Er hatte sich angezogen, trug einen grauen Anzug, der seinen Körper umschlotterte, und er lauschte auch seinen klatschenden Schritten nach, bis er neben dem Fenster stehenblieb und die Geräusche verstummten. Er zog an einem dünnen Band, das Rollo schnellte in die Höhe, und Sonnenlicht flutete herein.
    Crimsdyke drehte den Kopf zur Seite. Er mochte die Helligkeit

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