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Leichentanz

Leichentanz

Titel: Leichentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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preiswert ist er an sein Material noch nicht herangekommen. Nein, nein, vor Döring brauchst du dich nicht zu fürchten.«
    »Dann vor dieser Frau.«
    Maren wollte dies auch nicht zugeben. »Wieso denn? Man wird sie bestimmt auslachen.«
    »Nie.«
    »Doch!«
    Crimsdyke lenkte ein. »Ich will mich nicht streiten, aber ich weiß, daß wir uns etwas einfallen lassen müssen. Diese Knochen können wir in der Masse und in dieser kurzen Zeit einfach nicht mehr liefern. Das muß auch Döring einsehen.«
    »Dann soll er uns Zeit geben.«
    Crimsdyke schaute Maren skeptisch an. »Wird er das?«
    Maren lachte. »Wenn er sich weigert, werden wir ihn uns vornehmen. Er wird mir munden, glaube mir.«
    »Niemand sägt den Ast ab, auf dem er sitzt.« Maren schlug gegen seine Stirn, als wollte er dort die Masse zurechtrücken. »Was willst du also tun? Ins Atelier gehen und deine Bilder weitermalen?«
    »Ja.«
    »Ich nicht…«
    »Moment«, sagte Crimsdyke. »Ich habe die Frau gesehen. Ich weiß wie sie aussieht, und ich werde sie malen, damit auch du sie erkennst, wenn du sie sehen solltest.«
    »Und wo sollte das sein?«
    »Auf dem Friedhof. Wir werden wieder hingehen, und wir werden dort nachschauen.«
    Maren war einverstanden. Er hob die Schultern und stierte aus blicklosen Augen in die Kaffeetasse. Sein Artgenosse aber stand auf.
    Schwerfällig bewegte er sich auf die Tür zu. Er ging durch einen schmalen Flur, in dem es widerlich stank, und erreichte das Atelier an der Rückseite des Hauses.
    Der Raum lag in einem Glasanbau, so konnte viel Licht hineinfallen.
    Farbtöpfe, Staffeleien, Tücher und fertige Bilder verteilten sich in einer gewissen Unordnung. Ein Schreibtisch war ebenfalls vorhanden. Er stand an der Wand, war mit bunten Farben beschmiert. Das Telefon war schwarz.
    Crimsdyke starrte den Apparat an. Er hatte das Gefühl, angerufen zu werden. Trotzdem wollte er sich nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen und trat dicht an eine Staffelei heran.
    Das Blatt war leer.
    Eigentlich war es mehr für eine Skizze gedacht, doch der Maler entschied sich für Farben. Er wollte seinem Freund Maren eine optimale Arbeit abliefern.
    Das Aussehen der Zeugin hatte er sich eingeprägt. Schon knapp fünfzehn Minuten später stand das Bild in seinem Grundmuster. Der Dicke arbeitete schnell und präzise. Es störte ihn auch, wenn dann hin und wieder Schleimtropfen an seinen Wangen entlangliefen und er den Eindruck hatte, selbst zu Schleim zu werden, der sich als Lache auf dem Boden ausbreitete. Das kam immer wieder, als Ghoul hatte er sich daran gewöhnt, und als sich der Gestank in dem Atelier verdichtete, da wußte er, daß Maren den Raum betreten hatte.
    Er blieb neben Crimsdyke stehen, die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Das ist sie?«
    »Ja.«
    Maren schaut sich das Bild an. »Es ist gut geworden«, lobte er.
    »Aber es ist noch nicht fertig.«
    »Das reicht.«
    Maren sah eine Frau in mittleren Jahren. Sehr dichtes Haar umgab ein Gesicht, in dem die beiden großen Brillengläser besonders auffielen.
    Das war das wichtigste Erkennungszeichen.
    »Ich kenne sie.«
    »Was?«
    »Ich kenne die Frau.«
    Mit dieser Antwort hatte Crimsdyke nicht gerechnet. »Verdammt, woher denn?«
    Maren zeigte ein faunisches Grinsen. »Ich selbst bin oft genug auf dem Friedhof gewesen.«
    »Da hast du dich auch umgeschaut?«
    »Ja.« Er deutete mit einem dicken Schleimfinger auf das Bild. »Sie habe ich gesehen. Diese Frau ist öfter gekommen. Es scheint, als hätte sie die Friedhöfe geliebt. Sie bewegte sich oft in unserem Revier. Ich habe schon daran gedacht, sie zu töten und sie mir allein zu gönnen. Hätte ich es mal getan.«
    Da konnte Crimsdyke nur nicken. »Sie wird zur Polizei gehen.« Er blieb dabei. »Man wird auf dem Friedhof nachsuchen, aber man wird uns nicht finden, obwohl wir dort sein werden.«
    »Die Gänge sind da, die Gräber sind tief. Aber Vorsicht«, flüsterte Maren. »Auch die Bullen sind schlau. Es wird ihnen auffallen, daß viele Stellen eingefallen sind. Sie brauchen nicht einmal viel Kraft aufzuwenden, um Löcher zu schlagen.«
    »Willst du hier im Haus bleiben?«
    »Nein, aber wir sollten uns vorsehen.«
    »Das werden wir.«
    Maren deutete auf das Telefon. »Und Frederick Döring? Wollten wir ihm nicht klarmachen, daß wir uns eine andere Gegend aussuchen müssen, um ihn beliefern zu können?«
    »Das hat Zeit. Laß uns fahren.«
    Maren nickte. Hinter Crimsdyke verließ er das Atelier. Er spürte die Unruhe in sich und

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