Leichentanz
der Deckung und trat zu. Die Maschinenpistole wirbelte aus den Händen des Mannes, der sich selbst kaum wehren konnte, denn er hatte einiges mitbekommen. Mit dem Kopf mußte er irgendwo gegengeprallt sein. Aus einer Wunde rann Blut, das sich über sein gesamtes Gesicht verteilt hatte.
Er lag auf dem Rücken, jammerte, und seine Lippen zuckten dabei. Ich wollte nach ihm greifen, als ich Sukos Stimme von der anderen Seite des Wagens hörte. »John, ist alle okay?«
»Hier schon.«
»Bei mir auch. Der Fahrer hat einiges abbekommen. Er hängt bewußtlos in den Seilen.«
»Meiner wollte verschwinden.«
»Sein Pech.«
Suko kam um den Wagen herum. Er blieb neben mir stehen und leuchtete den Verletzten an. Der Mann hockte nicht weit vom Kotflügel entfernt, lehnte mit dem Rücken an der Wand und hatte seine Hände gegen das Gesicht gepreßt. Ich verpaßte ihm ein Paar Handschellen, tupfte das blutende Gesicht ab und fand auch Glas in der Haut.
Ich konnte kein Mitleid mit ihm haben. Er hatte eiskalt gemordet, und ich fragte mich, warum er dies getan hatte. Waren denn ein Haufen Knochen soviel wert?
Suko war gegangen, um die Kollegen zu alarmieren. Ich kümmerte mich um den Verletzten und wollte zumindest seinen Namen erfahren. Er schwieg. Obwohl er Schmerzen haben mußte, hielt er die Lippen zusammengepreßt.
»Sie haben Glück gehabt«, sagte ich. »Es hätte auch anders kommen können. Nichts ist explodiert, Sie sind nicht verbrannt. Sie sollten dankbar sein.«
Er spie aus. Dann hustete er und preßte seine Hand gegen die Brust.
»Laß mich, verdammt!« keuchte er.
Suko kehrte zurück. »Es ist alles erledigt«, sagte er.
»Gut.«
»Was ist mit ihm?«
»Er will nicht sprechen.«
Mein Freund lachte. »Weiß er eigentlich, was ihm bevorsteht?«
»Ich denke schon.«
»Dann wäre es für Sie besser, wenn Sie uns sagen würden, weshalb Sie auf Gilbert geschossen und ihn dann noch überfahren haben.«
»… nicht geschossen.«
»War es der Fahrer?«
»Ja.«
Das glaubte ihm keiner von uns. Aber er hatte ein Stichwort gesagt. Ich wollte mir den Fahrer anschauen und ging um den Wagen herum. Die Tür stand offen. An der rechten Fahrerseite war der Wagen noch härter gegen die Mauer gefahren. Das Blech war nach innen gebeult worden und hatte sich in den Reifen hineingedrückt. Ich hatte auch einen Blick auf die hinteren werfen können. Sie waren von unseren Kugeln zerstört worden. Deshalb war das Fahrzeug ins Schlingern geraten.
Der Mann lag schräg auf seinem Sitz. Auf seiner Stirn zeichnete sich eine Beule ab. Im Wagen lagen die Scherben der zerstörten Scheibe.
Helfen konnte ich ihm nicht mehr, zog mich wieder zurück, hatte ihn aber zuvor nach Waffen abgetastet und eine Luger-Pistole gefunden, die ich sicherheitshalber einsteckte.
Suko sprach mit dem Verletzten. Zumindest den Namen hatte er schon erfahren. Der Mann hieß Ed Morton, mehr wollte er nicht sagen. Im Licht der Lampe blätterte Suko in den Papieren. Viel kriegte er auch nicht heraus. Die Adresse war angegeben, er fand eine Kreditkarte, etwas Bargeld, aber keinen Hinweis darauf, für wen Morton und der Fahrer eigentlich gearbeitet hatten.
»Wen wollen Sie denn decken, Ed?«
Er grinste mich schwach an. »Keinen.«
»Dann haben Sie also aus Spaß den Mann getötet?«
»Nein, es war ein Versehen. Wir haben die Nerven verloren, das ist alles.«
»Aber erst, nachdem Gilbert erschienen ist. Mit uns zusammen. Da verloren Sie die Nerven. Sehr gut ausgedacht, nur nicht gut genug. Das wird Ihnen keiner glauben, auch wir nicht. Und der Mordversuch an zwei Yard-Beamten zählt ebenfalls noch. Denn Sie hätten uns ebenfalls überfahren, wären wir nicht zur Seite gesprungen. Ehrlich gesagt, Mister Morton, es sieht schlecht für Sie aus. Sie sollten es sich genau überlegen, ob Sie noch länger schweigen wollen.«
»Ich habe alles gesagt«, murmelte er stöhnend.
»Bis auf eine Kleinigkeit.«
»Was denn?«
»Wer gab Ihnen den Auftrag.«
»Welchen denn?«
Suko und ich schauten uns an. Beide verdrehten wir die Augen. Dieser Morton konnte uns schon den letzten Nerv rauben. »Für wen arbeiten Sie? Warum sind Sie eigentlich um diese Zeit mit dem Lastwagen vorgefahren?« fragte mein Freund. »Wollten Sie zufällig etwas abholen? Ich denke da an eine bestimmte Ladung. Knochen, zum Beispiel.«
»Wieso?«
»Die lagern im Keller.«
»Weiß nicht.«
»Was wollten Sie mit den Knochen, Mann?«
»Laßt mich in Ruhe!«
Für uns stand längst fest, daß sie
Weitere Kostenlose Bücher