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Leichentanz

Leichentanz

Titel: Leichentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mit diesem Areal tatsächlich einiges nicht in Ordnung war.
    Normalerweise hätte es flach sein müssen. Je mehr wir uns den ersten Steinen näherten, um so mehr zeigten sich die Veränderungen auch offen. Es waren tatsächlich kleine Mulden vorhanden, es gab auch die sanften Hügel, und zwischen dem Grün des Rasens entdeckten wir auch die braunen Flecken der von unten her aufgeworfenen Erde, die wie übergroße Maulwurfhügel aussahen.
    Joanna Leginsa hatte einiges von ihrer Entschlossenheit verloren. Nur sehr zögernd ging sie weiter, und sie schaute sich auch immer wieder um.
    Wir waren die einzigen Personen auf dem Gräberfeld. Für andere Besucher war nur der offizielle Teil des Friedhofs wichtig und nicht das Areal der Armen.
    »Wo genau ist es denn passiert?« wollte ich wissen.
    »Dahin bringe ich Sie jetzt, Mister Sinclair.«
    Wir schwenkten nach rechts. An der anderen Seite standen Büsche, die von kleinen Bäumen überragt wurden. Wahrscheinlich würden sie irgendwann gerodet werden, um freie Flächen für weitere Gräber zu schaffen, denn die Armut nahm immer mehr zu.
    Ich sah viele Grabsteine, machte mir aber nicht die Mühe, sie zu zählen.
    Allerdings dachte ich an den Knochenberg im Keller und konnte mir plötzlich vorstellen, daß jedes Stück Gebein einmal hier unter dem Rasenteppich gelegen hatte. Von hier aus waren die Gebeine dann in den Keller zum Zwischenlager gebracht worden.
    Ein verdammt perverser Kreislauf, und ich merkte, wie mir allmählich der Magen in die Kehle stieg.
    Mir rutschte ein Fluch über die Lippen, als ich mit dem rechten Fuß wegknickte. Nicht nur das, mein Bein war plötzlich in einem Loch bis zur Wade verschwunden, und ich mußte schon zerren, um es wieder heraus zu bekommen.
    Joanna Leginsa und Suko waren stehengeblieben. Die Frau schüttelte den Kopf, als sie mir zusah, wie ich das Hosenbein reinigte. »Mister Sinclair, das ist kein Loch eines Maulwurfs gewesen, glauben Sie mir. Das gehört zu dieser verdammten Falle, mit der das gesamte Gräberfeld bestückt wurde. So ähnlich ist es auch an den Grabsteinen.«
    »Ich werde demnächst achtgeben.«
    Wir setzten unseren Weg noch vorsichtiger fort. Noch immer befanden wir uns allein auf dem Gelände. Selbst Kinder hatten es nicht als Spielplatz auserkoren, und als die Frau nach vorn deutete, da sahen wir einen ziemlich großen, mehr breiten als hohen Grabstein. Er war das Ziel ihres ausgestreckten Fingers.
    »Dort ist es passiert«, erklärte sie. »Ich… ich… lehnte an dem Stein, als er aus der Erde kam.«
    »Wir gehen hin.«
    Mrs. Leginsa hakte sich bei mir ein. Ich spürte ihr Zittern. Sie wurde von der Erinnerung überwältigt, und die war beileibe nicht positiv. Andere an ihrer Stelle hätten schon längst die Nerven verloren, aber sie hielt sich erstaunlich gut. Dieser große Grabstein lag in einer Mulde, die auch keinen natürlichen Ursprung aufwies. Es gab hier viele solcher Mulden, und Mrs. Leginsa erklärte uns, während sie einen Arm im Halbkreis bewegte, daß hier überall Gräber waren.
    »Die genaue Zahl wissen Sie nicht?«
    »Nein, Mister Sinclair.«
    Es war warm, die Sonne stach und dennoch lag über dem Friedhof eine frostige Atmosphäre. Es war keine Kühle, die mit dem Wetter zusammenhing. Dieser Frost kam mehr von innen oder von unten, wo sich die zahlreichen Grabstätten befanden.
    Wir schlugen einen kleinen Bogen und näherten uns dem Stein von der Rückseite. Bei jedem Tritt mußten wir damit rechnen, einzusacken oder sogar in ein Grab zu fallen, aber der Untergrund hielt. So erreichten wir unangefochten den Grabstein, wo wir stehenblieben und ich die kalte Gänsehaut auf dem Gesicht der Frau entdeckte.
    »Die Erinnerung«, flüsterte sie. »Jetzt kehrt sie so intensiv zurück. Ich kann es kaum fassen.«
    »Keine Sorge, wir sind bei Ihnen«, sagte Suko. »Wo ist es denn genau geschehen?«
    »Wir stehen direkt davor.«
    »Also hier ist die Gestalt herausgekrochen?«
    »Ja.«
    »Wir hätten Werkzeug mitnehmen sollen. Eine Schaufel oder so etwas.«
    Ich grinste Suko an. »Du hast doch zwei gesunde Füße.«
    »Klar, die werde ich auch einsetzen.« Während wir stehenblieben, ging er vor. »Was macht er?«
    »Keine Sorge, Mrs. Leginsa, das ist nur ein Test.«
    »Hoffentlich geht das gut.«
    Zu Beginn ja. Suko stand direkt neben der Stelle, wo die Gestalt die Erde verlassen hatte. Er hob den rechten Fuß an und trat ziemlich hart auf.
    Plötzlich war kaum noch Widerstand da. Der dünne Grasteppich

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