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Leichentanz

Leichentanz

Titel: Leichentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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leuchteten. Plötzlich war sie nervös und rutschte auf der Sitzfläche hin und her. »Dann werden… also… dann werden Sie dem Fall nachgehen?«
    »So schnell wie möglich.«
    »Heute noch?«
    »Auch das.«
    Joanna Leginsa schloß für einen Moment die Augen. »Sie glauben gar nicht, wie glücklich ich mich jetzt fühle. Ich habe mich schon ausgelacht gesehen. Ich hatte befürchtet, daß man mich für eine Irre hält und in eine Nervenklinik einweist. All das schoß mir durch den Kopf, aber jetzt ist alles okay.«
    »Das denken wir auch.«
    Sie schaute für einen Moment auf ihre Hände, deren Finger sehr lange Nägel hatten. Sie waren schwach lackiert und schimmerten in einem silbrigen Glanz. »Würde es Ihnen viel ausmachen, wenn ich Sie zum Ort des Geschehens begleite? Ich kenne mich dort ziemlich gut aus und kann Sie beide direkt an bestimmte Stellen führen.«
    »Überhaupt nicht«, sagte ich. »Es ist sogar besser, wenn Sie mitgehen, Mrs. Leginsa.«
    »Ja, das macht mich froh.« Sie lächelte.
    Wir erhoben uns gemeinsam, und Joanna Leginsa trat dicht an mich heran. »Ich möchte nicht unbescheiden wirken, aber darf ich Sie etwas fragen, Mister Sinclair?«
    »Gern.«
    Jetzt wirkte sie etwas verlegen. »Es ist zwar noch ziemlich früh am Morgen, aber ich möchte Sie trotzdem fragen, ob Sie einen kleinen Schluck für mich haben?«
    Diese Frage hatte sie mir herrlich menschlich gemacht. Ich zwinkerte ihr zu. »Whisky?«
    Sie errötete leicht. »Nein, nur im Notfall. Wenn Sie vielleicht einen Cognac hätten…«
    »Den auch.«
    Suko hielt an der Tür Wache, als ich die Flasche aus dem Schreibtisch hervorzauberte. Einen stilechten Schwenker hatte ich zwar nicht zur Hand, doch ein normales Wasserglas tat es auch. »Sie müssen Halt sagen, Mrs. Leginsa.«
    »He, nicht so viel!«
    Ich reichte ihr das Glas. »Auf Ihre Gesundheit, Mrs. Leginsa.«
    »Danke sehr.« Sie prostete Suko und mir zu, kippte den Cognac, schloß dabei die Augen und legte die flache Hand auf den ›leichten‹ Bauchansatz. »Ah… das tat gut. Jetzt fühle ich mich besser.« Sie lachte, und wir lachten mit.
    Für einige Zeit war es so ziemlich das letzte Mal, daß wir überhaupt lachen konnten…
    ***
    Blaugrau war der Anzug, perfekt gebunden die Krawatte, das rosenholzfarbene Hemd hatte keine einzige Knitterfalte –Managerkleidung eben. Trotzdem fühlte sich Frederick Döring wie von einer heißen Zange umklammert. Am liebsten hätte er sich das ganze Zeug vom Leib gerissen und in die Ecke geworfen, so sehr war er ins Schwitzen geraten nach diesem verdammten Anruf. Sein Büro war zu einer Sauna geworden, trotz Klimaanlage, und er hätte am liebsten das Telefon durch das breite Fenster geschleudert, denn er sah es als einen Boten des Unheils an.
    Damit hatte es begonnen. Mit diesem verfluchten Anruf eines Mitarbeiters, der mehr als Vertrauensmann auf der Gehaltsliste des Konzern stand, den Döring als Vizepräsident leitete.
    Die Nachricht hatte ihn völlig aus dem Konzept gebracht. Er konnte sie in zwei, drei Sätzen zusammenfassen. Das Knochenlager war entdeckt worden. Und dies ausgerechnet kurz vor dem Abtransport. Es war zu einer Schießerei gekommen, die Bullen hatten sich eingemischt, ein Mann war gestorben, zwei andere verletzt, und somit war die ansonsten sehr glatte Schiene unterbrochen.
    Ausgerechnet die letzte, die wichtige Ladung. Sie hätte der Produktion wieder einen neuen Schub gegeben, denn ihn brauchte der Konzern Beauty Cosmetics, der meist nur BC genannt wurde. Die Konkurrenz schlief nicht, durch den frischen Nachschub wären gewisse Produkte billiger auf den Markt gekommen. Alles war für die Produktion vorbereitet, die im Herbst auf den Markt hatte kommen sollen. Auch die Werbestrategen hatten sich etwas einfallen lassen, und nun das. Es war ein Schlag unter die Gürtellinie gewesen, den Döring so leicht nicht verkraften konnte.
    Er lief durch ein großes, lichtdurchflutetes, perfekt eingerichtetes Büro, stoppte seine Schritte vor dem großen Fenster und schaute hinein in den herrlichen Himmel über London, der mit dem am Mittelmeer durchaus konkurrieren konnte.
    Er sah den Himmel nicht, vor seinen Augen flirrte es. Die kleinen Schweißtropfen rannen wie Eiswasserperlen an seinem Nacken entlang und fanden ihren Weg über den Rücken.
    Frederick Döring war ratlos. Er stand beinahe vor dem Nichts. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn er das Fenster aufgerissen und sich in die Tiefe gestürzt hätte.
    Er zog sein Jackett aus

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